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Alle Stürmer treffen: Hat Dynamo Dresden jetzt ein Luxusproblem?

Dynamo Dresden stellt im Moment die beste Offensive der Liga. Doch immer muss ein Angreifer zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Der Trainer sieht darin einen Vorteil.

Von Timotheus Eimert
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Christoph Daferner (r.) für Stefan Kutschke: Diesen Wechsel dürfte es in dieser Saison noch häufiger bei Dynamo Dresden geben.
Christoph Daferner (r.) für Stefan Kutschke: Diesen Wechsel dürfte es in dieser Saison noch häufiger bei Dynamo Dresden geben. © dpa/Robert Michael

Dresden. Dynamo Dresden hat einen perfekten Saisonstart hingelegt. Mit sechs Punkten aus zwei Spielen hätte die Mannschaft nicht besser in die neue Drittliga-Saison kommen können. Die Schwarz-Gelben thronen sogar vorübergehend an der Tabellenspitze. Besser kann es also im Moment nicht laufen. Oder doch? Der Trainer zumindest war beim 4:2-Erfolg gegen Energie Cottbus nicht mit allem zufrieden. "Wenn man die Chancenverwertung heute nimmt, war sie nicht gut", kritisiert Thomas Stamm. "Das könnte man anprangern, aber es ist wichtig, dass wir uns Chancen herausspielen."

Bereits in der vergangenen Saison war die mangelnde Torausbeute häufig das Problem der Dresdner. Viele Möglichkeiten spielten sie sich auch unter Trainer Markus Anfang immer wieder heraus, doch zu oft blieben diese ungenutzt. Das ist auch unter dem neuen Trainer Thomas Stamm bisher der Fall. Gegen Cottbus hätte die Mannschaft in der zweiten Halbzeit viel früher die Entscheidung herbeiführen müssen.

Doch Tony Menzel verzog aus spitzem Winkel knapp (55.), ein Abschluss von Aljaz Casar am Elfmeterpunkt wurde geblockt (60.) und Christoph Daferner verpasste eine Hereingabe haarscharf (69.). "Dafi hat sich leider nicht belohnt. Er ist da nah dran und berührt den Ball leicht", beschreibt Stamm die Szene und hätte ihm natürlich das Tor gegönnt.

Ein Torjäger ist in der 3. Liga zu wenig

Und dennoch stellt Dynamo mit sechs Treffern vorerst die beste Offensive der Liga. Dazu haben alle drei Stürmer im Kader an den ersten beiden Spieltagen getroffen. Meißner, Daferner und Stefan Kutschke kommen zusammen auf vier Tore. "Das zeigt, dass wir drei ziemlich gute Jungs sind, die sich ziemlich gut ergänzen", sagt Meißner, der am Freitag das entscheidende 3:2 (76.) erzielte, ehe Philip Heise in der Nachspielzeit alles klarmachte.

Dass die Stürmer im Moment erfolgreich sind, begeistert auch den Trainer. "Es freut mich für die drei Jungs, dass sie getroffen haben, und für alle anderen, die bisher getroffen haben", formuliert Stamm sein Lob nüchtern wie diplomatisch. Dabei äußert der 41-Jährige auch einen Wunsch: "Schön wäre es, wenn wir nicht einen Spieler mit 18, 19, 20 Toren haben, sondern wenn viele Leute auf ein gewisses Level kommen."

Stamm weiß, dass in der 3. Liga ein Torjäger allein nicht ausreicht. Als Dynamo vor einem Jahr nach einer schlechten Hinrunde und einer umso besseren Rückrunde den Aufstieg um einen Punkt knapp verpasst hatte, stellte die SGD mit Ahmet Arslan den besten Torschützen der Liga. Überragende 25 Treffer erzielte der gebürtige Memminger damals im Trikot der SGD. Doch dahinter klaffte eine große Lücke. Kein anderer Dresdner Profi traf zweistellig.

Daferner, Kutschke oder Meißner: Wer steht in der Startelf?

In der bisher letzten schwarz-gelben Aufstiegssaison 2020/21 war das anders. Damals erzielten Daferner 12 und Philipp Hosiner 10 Tore. Ransford-Yeboah Königsdörffer, Heinz Mörschel und Pascal Sohm kamen jeweils auf sieben Treffer. Ähnlich war es in der Saison 2015/16, als Dynamo am Ende ebenfalls in die 2. Bundesliga zurückkehrte. Damals waren Justin Eilers mit 26 und Pascal Testroet mit 18 Toren die Erfolgsgaranten. Dahinter folgte mit Michael Hefele (7 Treffer) ein torgefährlicher Abwehrspieler.

Ein ähnliches Szenario dürfte sich auch Stamm für diese Saison wünschen. "Wenn sich die Tore auf mehrere Schultern verteilen, bist du nicht so abhängig von Einzelnen", sagt er und betont: "Wir wollen es als Gruppe hinbekommen, das ist ein Zeichen für eine gut funktionierende Gruppe."

Auf Stamm könnte dabei ein Luxusproblem zukommen. Treffen Daferner, Kutschke und Meißner weiterhin so regelmäßig, hat der Trainer in der Spitze bald die Qual der Wahl. "Es geht darum, Woche für Woche gute Entscheidungen zu treffen. In den ersten 20 Minuten waren es keine guten Entscheidungen von mir", sagt Stamm, meint damit aber nicht den Startelfeinsatz von Kutschke. "Wir waren nicht griffig, es hat nichts mit Stefan, sondern der gesamten Struktur zu tun."

Joker sind für Stamm wichtiger als Startelf

Stamm reagierte, änderte das System und Dynamo startete die Aufholjagd. Wichtig war dabei vor allem der Kapitän, der mit seinem Elfmetertor die Wende einleitete und insgesamt ein gutes Spiel machte. "Ich habe schonmal gesagt, dass ich Erfahrung weitergeben kann und die Jungs zuhören", sagt Kutschke. "Vor 31.000 Leuten Fußball zu spielen, ist nicht ganz so einfach."

Und dennoch könnte der 35-Jährige im DFB-Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf vorerst wieder auf der Bank Platz nehmen. Genauso könnte es Meißner oder Daferner treffen. "Fußball ist ein Mannschaftssport. Wir reden zu oft von einzelnen Spielern", sagt Stamm zu der Thematik. "Ich würde mir wünschen, dass man öfter von einer Gruppe oder einer Mannschaftsleistung spricht."

Dem Trainer ist ohnehin viel wichtiger, welche Spieler die Partie beenden. Er möchte eine starke Ersatzbank haben. Die Einwechselspieler sollen immer in der Lage sein können, Spiele zu drehen oder gänzlich zu entscheiden. "Immer dann, wenn du erfolgreich warst als Gruppe, war es oft auch so, dass du Spiele hinten heraus lenken konntest", erklärt Stamm.