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Ein Dynamo-Fan schießt den Ausgleich für Hansa Rostock

Früher stand Ryan Naderi im K-Block. Von dort wird er beim Ost-Derby zwischen Dynamo Dresden und Rostock ausgepfiffen, weil er das Tor für Hansa erzielt. Seine Mutti schaut zum ersten Mal auf der Tribüne zu.

Von Daniel Klein
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Als 21-Jähriger erzielte Ryan Naderi sein erstes Tor für Hansa Rostock - ausgerechnet in Dresden.
Als 21-Jähriger erzielte Ryan Naderi sein erstes Tor für Hansa Rostock - ausgerechnet in Dresden. © dpa/Robert Michael

Dresden. Es gab diesen einen Moment, da klang Ryan Naderi, als hätte er schon einige Profijahre in den Beinen. „Das sind Geschichten, die der Fußball schreibt“, erklärte der 21-Jährige in den Katakomben des Harbig-Stadions und hatte hörbar Mühe, das gerade Erlebte in Worte zu fassen.

Den überraschenden Ausgleich zum 1:1-Endstand hatte ausgerechnet er erzielt, der gebürtige Dresdner. „Das erste Mal in diesem Stadion, das erste Mal in der Startelf, das erste Tor für Hansa – das sind ganz schön viele Ereignisse auf einmal“, sagte Naderi. Genau deshalb war der Stürmer auch der gefragteste Spieler nach dem Ost-Derby.

Angefangen hatte er bei Soccer for Kids, als U17-Talent wechselte er zu Dynamo und schaffte den Sprung in die deutsche Nachwuchs-Auswahl. Doch lange blieb er nicht bei den Schwarz-Gelben, ihn zog es weiter zur U19 von Borussia Mönchengladbach, dort unterschrieb er einen Profivertrag bis 2027. Aus dem kaufte ihn Hansa vor drei Wochen raus.

„In Gladbach hatte ich eine Perspektive aufgezeigt bekommen, ich habe mich dann aber für Rostock entschieden. Die 3. Liga ist einfach eine größere Bühne als die Regionalliga“, so Naderi. Die U23 der Gladbacher spielt in der vierten Liga, in der wäre er vorerst zum Einsatz gekommen.

Die Frage, die angesichts der Biografie im Raum steht: Hatte sich Dynamo eigentlich um eine Rückkehr des Talentes bemüht? „Nein, so ein Angebot war im Sommer nicht dabei“, sagte Naderi. „Rostock war einfach schneller“, erklärte Dresdens Trainer Thomas Stamm, doch es war wohl eher als Scherz gemeint. „Wir haben uns mit vielen Spielern beschäftigt. Im Angriff sind wir gut aufgestellt. Die Frage ist, ob es dann Sinn macht, einen weiteren Stürmer zu verpflichten.“ Heißt: Bei seinem Ex-Verein hätte Naderi wohl vor allem auf der Tribüne gesessen, eine zweite Dynamo-Mannschaft gibt es erst ab der nächsten Saison.

Die Anfänge bei Soccer for Kids: Vor 14 Jahren feierte Ryan in der F-Jugend einen Treffer gegen den Radebeuler BC. Die Jubelpose hat sich leicht gewandelt.
Die Anfänge bei Soccer for Kids: Vor 14 Jahren feierte Ryan in der F-Jugend einen Treffer gegen den Radebeuler BC. Die Jubelpose hat sich leicht gewandelt. © SZ/Steffen Unger

Im Harbig-Stadion aufgelaufen ist er nun trotzdem und dabei schaute zum ersten Mal seine Mutti zu. „Wahrscheinlich wusste die noch gar nicht, dass ihr Sohn Fußball-Profi ist“, witzelte Hansa-Trainer Bernd Hollerbach. Naderi verriet, dass sich die Mutti vor allem um eins Sorgen macht: „Sie sagt immer, dass ich auf mich aufpassen und mich nicht verletzten soll.“ Beides hat geklappt, das Tor war eher eine Zugabe.

Das Stadion kannte er bisher aus einer anderen Perspektive. „Ich stand früher ab und zu im K-Block. Da habe ich einige Spieler ausgepfiffen. Heute war ich es, der ausgepfiffen wurde. Aber damit kann ich gut leben“, erklärte der Stürmer. „Es freut mich für ihn. Er konnte zeigen, dass er weiß, wo das Tor steht“, sagte Hollerbach.

Neben den ganzen Interviews blieb noch Zeit, Selfies mit den früheren Mitspielern Paul Lehmann und Jonas Oehmichen zu machen, die beide zu Dynamos Profi-Kader gehören, aber nicht zum Einsatz kamen. Hansa-Neuzugang Franz Pfanne hat auch eine Dresdner Vergangenheit und war ein bisschen neidisch: „Ich hätte auch gerne hier mein erstes Tor für Hansa geschossen“, sagte der Kapitän und lobte Naderi: „Er ist ein super Typ.“