Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dynamo

Die meisten Gegentore aller Topteams: Hat Dynamo ein Defensivproblem?

Alles läuft nach Plan bei Dynamo Dresden, wären da nur nicht die vielen, unnötigen Gegentore. Der Trainer hat eine Erklärung - und auch ein Rezept, wie das Problem gelöst werden soll.

Von Daniel Klein
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dynamos Torwart Tim Schreiber machte bei den beiden Gegentoren in München nicht die allerbeste Figur. Dresden gewann dennoch - mit 3:2.
Dynamos Torwart Tim Schreiber machte bei den beiden Gegentoren in München nicht die allerbeste Figur. Dresden gewann dennoch - mit 3:2. © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Das Haar in der Suppe zu finden, ist gar nicht so einfach bei diesem Saisonstart: Spitzenreiter in der 3. Liga, im DFB-Pokal mit Düsseldorf einen Top-Zweitligisten besiegt. Und doch gibt es eine Auffälligkeit in der Zwischenbilanz: Von den sechs besten Mannschaften in der Tabelle hat Dynamo mit sieben Gegentreffern bisher die meisten kassiert. Haben die Dresdner also ein Defensivproblem?

Der 3:2-Sieg gegen 1860 München steht exemplarisch, weil bei beiden Gegentreffern ein Fehlermuster zu erkennen ist. Das erste Tor fällt, weil der Gegner früh presst und die Schwarz-Gelben beim Kurzpassspiel am eigenen Strafraum patzen. Nahezu eine Kopie dieses Gegentreffers war bereits eine Woche zuvor beim Test gegen die U23 von Hertha BSC gefallen. Das kann kein Zufall sein.

Für Trainer Thomas Stamm ist dies allerdings keine Frage von zu hohem Risiko, sondern eher, ob seine Spieler in diesen Situationen „die richtigen Entscheidungen treffen. Wir wollen mutig Fußball spielen. Das können wir auch, wenn wir mal das Pressing überspielen.“ Er meint damit nicht zwingend, lange Bälle zu schlagen. „Das Gegentor in München ärgert mich deshalb so sehr, weil es dreimal die Möglichkeit gab, das Pressing zu umgehen. Die Räume dafür waren von der Mannschaft gut besetzt“, so Stamm.

Auch Stefan Kutschke ärgert, „dass wir den Gegner immer wieder stark machen. Wir mussten lernen, dass solche Fehler hart bestraft werden.“ Das Gegenmittel des Kapitäns: Alle müssen sich an den Plan halten. „Dann wäre es nicht passiert. Der Plan sieht vor, dass wir Pässe nicht in einen Bereich spielen, in dem wir den Gegner nicht sehen“, meint Kutschke.

Die Szene wurde in der Nachbereitung ausführlich ausgewertet, aber niemandem ein Vorwurf gemacht – auch nicht Torhüter Tim Schreiber, der weit neben seinem Tor stand. Dessen Positionierung sei nicht optimal gewesen, sagt Stamm. „Wir reden da nicht von 20 Metern, sondern von einer leichten Anpassung. Das ist vielleicht ein etwas anderer Ansatz als bei seinem vorherigen Verein in Saarbrücken. Auf diesem Prozess befinden wir uns gerade."

Dies gilt wohl auch für das zweite Gegentor bei 1860, das fällt, als der Gegner schnell und steil in die Spitze spielt und dabei im Dresdner Abwehrzentrum eine Lücke nutzt. Die Gefahr, dass ein Loch entsteht, ist deshalb groß, weil Aljaz Casar, der im Zentrum der Dreier-Abwehrkette steht, bei eigenem Ballbesitz weit nach vorn rückt, fast schon als defensiver Mittelfeldspieler agiert. Dadurch hat Dynamo in diesem Bereich eine personelle Überzahl – und bei Ballverlust eine Reihe weiter hinten ein Problem.

Aber auch das könnte lediglich eine Frage der Zeit sein. Die Mannschaft hat offenbar noch nicht bis ins letzte Detail die Fußball-Philosophie ihres Trainers verinnerlicht. „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent“, bestätigt Kutschke. Eine Aussage, die den Gegnern – wie Hansa Rostock am Samstag – Angst machen könnte. Auch Stamm erkennt noch Defizite. „Wir haben immer mal wieder Phasen, bei denen wir von unserem abgeklärten, strukturierten Spiel in einen jugendlich-euphorischen Stil verfallen. Wir müssen da ein bisschen mehr Konstanz reinbringen“, findet der Schweizer.

Aber all das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Solche Problemchen hätte Rostock gerne, der Zweitliga-Absteiger hat bisher noch gar kein Spiel gewonnen. Ein Sieg im Ostduell könnte den Saisonstart zumindest ein wenig reparieren. Stamm warnt nicht nur deshalb vor Hansa. „Wir dürfen sie auf keinen Fall unterschätzen. Bei einer besseren Chancenverwertung könnten sie sechs Punkte mehr haben“, meint er.