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Dynamo Dresden und Hansa Rostock - eine ganz besonders emotionale Beziehung

Beide Ostklubs stiegen gemeinsam auf, die Fans feierten zusammen. Doch inzwischen hat sich einiges geändert. Nicht nur, dass Dynamo Dresden als Favorit in das brisante Derby gegen Hansa Rostock am Samstag geht.

Von Daniel Klein
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Beim letzten Duell zwischen Dynamo und Hansa führte Rostock in Dresden nach 18 Minuten mit 4:0.
Beim letzten Duell zwischen Dynamo und Hansa führte Rostock in Dresden nach 18 Minuten mit 4:0. © dpa/PA/Sebastian Kahnert

Dresden. Man spielte gemeinsam in der Bundesliga, stieg dreimal zusammen auf, ging sich für einige Jahre aus dem Weg – und doch blieben Dynamo Dresden und Hansa Rostock immer miteinander verbunden. Früher waren das auch die Anhänger beider Vereine in einer Fanfreundschaft. Das aber hat sich komplett gedreht, inzwischen dominiert die gegenseitige Abneigung. Am Samstag (21.9.) treffen Dynamo und Hansa zum ersten Mal seit Februar 2022 wieder aufeinander, jenem denkwürdigen Spiel, in dem die Dresdner nach 18 Minuten mit 0:4 zurücklagen.

Ginge es nach dem aktuellen Tabellenstand, wäre ein Ausgang in der anderen Richtung viel wahrscheinlicher. Dynamo ist Spitzenreiter in der 3. Liga, Hansa hat noch kein Spiel gewonnen und steht auf Platz 18. Für Thomas Stamm ist das aber nebensächlich. „Hansa hat dreimal unentschieden gespielt, sie hätten in allen drei Partien gewinnen können – und dann sechs Punkte mehr auf dem Konto“, rechnet der Dynamo-Trainer vor. Die Chancenverwertung sei ein großes Thema in Rostock.

In Dresden war sie das in der vorigen Saison, derzeit stört neben den zu vielen Gegentoren bisher nur ein Detail: die Derby-Niederlage in Aue. „Wir haben da was gutzumachen“, sagt Stamm mit Blick auf das Duell gegen Rostock. „Und das wird man über 90 Minuten spüren.“ Wie das aussieht, weiß Stefan Kutschke mit seiner jahrelangen Derby-Erfahrung: „Mehr Intensität, mehr Kampf. Für solche Spiele arbeiten wir.“

Und solche Duelle liegen den Schwarz-Gelben, wie die jüngere Vergangenheit zeigt. Seit der Saison 2021/22, als beide Vereine zum letzten Mal gemeinsam in einer Liga antraten, hat Dresden von den 16 Ostduellen gegen Cottbus, Aue, Halle, Zwickau und Rostock zehn gewonnen und lediglich fünf verloren. „Da geht es immer ums Prestige, um Leidenschaft und Emotionen“, betont Stürmer Christoph Daferner, der eins schon vor dem Anpfiff weiß: „Es wird ein geiles Spiel.“

Dynamo und Hansa spielten in den vergangenen 33 Jahren gemeinsam in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga. In der Regionalliga war Dynamo dagegen allein,
Dynamo und Hansa spielten in den vergangenen 33 Jahren gemeinsam in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga. In der Regionalliga war Dynamo dagegen allein, ©  SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Was er konkret damit meint, hat Tobias Jänicke im Magenta-Podcast „4 zu 3“ detailliert beschrieben. Der 35-Jährige spielte für beide Vereine, weiß also, wovon er spricht. „So ein Ostderby hat einen anderen Charakter. Du siehst sämtliche Mittelfinger auf dem Weg zum Stadion, kriegst schon diese gewisse Vorfreude, aber auch Anspannung zu spüren. Bei der Platzbegehung empfängt dich ein Pfeifkonzert, weil das Stadion bereits rappelvoll ist. Es ist einfach was Besonderes, es liegt etwas in der Luft“, erzählt Jänicke.

Es ist eine Atmosphäre, die Spieler, die so etwas noch nie erlebt haben, aber auch einschüchtern kann. „Mit den 30.000 Zuschauern muss man erst mal umgehen können“, erklärt Kutschke und liefert damit eine mögliche Erklärung, warum das erste Saison-Heimspiel gegen Energie Cottbus katastrophal begann. Nach elf Minuten lag Dynamo mit 0:2 zurück, drehte die Partie aber noch zu einem 4:2-Sieg.

Auf den ersten Saisonerfolg hofft indes Franz Pfanne, der insgesamt acht Jahre bei Dynamo spielte, nach dem Sprung zu den Profis aber nur zu zwei Einsätzen kam. Nach Stationen bei Budissa Bautzen, dem SV Rödinghausen und Borussia Dortmund II unterschrieb der Bautzener vor einigen Wochen beim Zweitliga-Absteiger in Rostock.

„Das ist das perfekte Spiel, um die Wende einzuleiten. Mit einem Derbysieg in Dresden kann man die ersten fünf Spiele ein Stück weit vergessen machen“, meint der 29-Jährige im MDR-Interview. „Das haben uns die Fans auch so noch mal klargemacht.“ Mehr Brisanz geht also kaum. Trainer Stamm freut sich schon auf ein weiteres „Highlightspiel“.