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Dynamo-Kapitän Kutschke: "Wenn wir die Saison jetzt abbrechen, bin ich zufrieden"

Stefan Kutschke trifft bei Dresdens Sieg in Dortmund zur Führung - und vergibt die größte Chance. Im Interview danach spricht er über die Szenen des Spiels sowie das Gemeinschaftsgefühl in der Mannschaft und mit den Fans.

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Kapitän und Torjäger. Stefan Kutschke gibt bei Dynamo die Richtung vor, und führt mit drei Treffern aus vier Spielen die Torschützenliste der 3. Liga an.
Kapitän und Torjäger. Stefan Kutschke gibt bei Dynamo die Richtung vor, und führt mit drei Treffern aus vier Spielen die Torschützenliste der 3. Liga an. © Dennis Hetzschold

Dortmund. Vier Spiele, drei Siege - und immer wenn Dynamo Dresden gewonnen hat, gehörte Stefan Kutschke zu den Torschützen. Beim 2:0-Erfolg gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund, mit dem Dynamo zugleich die Tabellenführung übernimmt, ist der gebürtige Dresdner bei den entscheidenden Szenen mittendrin. Danach spricht Kutschke über seinen Führungstreffer, zudem die vergebene Riesenchance, und er sagt, warum er den Elfmeter zum 2:0 nicht selbst geschossen hat.

Stefan, drei Spiele lang hielt für Borussia Dortmunds zweite Mannschaft die Null - und dann kam Stefan Kutschke. Was sagen Sie zu Ihrem Führungstreffer?

Nein, dann kam Dynamo Dresden! Das ist immer eine Mannschaftsleistung. Wir wussten, dass wir schon vergangene Saison hier in Dortmund einen richtig guten Auftritt hatten und nach 20 Minuten mit 3:0 in Führung lagen - und das war heute auch das Credo. Schnell zu Torchancen kommen, und uns dann auch mit Toren belohnen.

Was mit Ihrem Treffer in der sechsten Minute nach Zusammenspiel mit Paul Will und Tom Zimmerschied tatsächlich perfekt gelungen ist.

Das war eine typische Situation, die wir im Training besprochen haben. Diese tiefen Bälle auf den Stürmer, klatschen lassen auf Paul, und der steckt die Pässe eben durch. Und dann war es gut vom Zimme, dass er den Ball direkt reinspielt. Dort musst du dann halt sein und die Innenseite hinhalten. Aber: 12 zu 4 Torschüsse in der ersten Halbzeit - daraus müssen wir mehr machen. Die Krönung war natürlich mein Kopfball am Tor vorbei.

Können Sie diese Szene in der 20. Minute erklären?

Es gab ein Missverständnis zwischen Innenverteidiger und Torwart, dann sehe ich zwei Gegenspieler auf die Torlinie rennen und wollte den Ball einfach in die lange Ecke köpfen. Aber dann ist der Rasen schief gemäht, da konnte der nicht reingehen. Da kann ich nichts dafür... Nein, ich habe schon gleich bei den Fernseh-Interviews gesagt, dass ich die Szene gar nicht sehen will, ich habe mich selbst darüber genug geärgert.

Apropos Chancenverwertung. In der 20. Minute vergibt der gebürtige Dresdner aus Nahdistanz die große Möglichkeit zum 2:0.
Apropos Chancenverwertung. In der 20. Minute vergibt der gebürtige Dresdner aus Nahdistanz die große Möglichkeit zum 2:0. © Dennis Hetzschold

Die Chancenverwertung ist und bleibt das Thema bei Dynamo, oder?

Ich bin froh, dass diese Chancen da sind. Wenn wir die irgendwann nicht mehr haben, werden wir über andere Sachen diskutieren. Und die sind schlimmer. Deshalb war es auch wichtig, dass Denno den Elfmeter schießt, sein erstes Saisontor erzielt - und der Knoten platzt.

Im ersten Spiel gegen Bielefeld waren Sie erfolgreicher Elfmeterschütze, diesmal haben Sie Dennis Borkowski den Vortritt gelassen. Warum?

Der Denno ist für uns ein richtig wichtiger Spieler, und irgendwann braucht es mal so eine Situation. Ich habe das schon am Anfang der Saison gesagt, dass ich nicht darauf beharre wie ein sturer Bock immer die Elfmeter zu schießen. Wenn wir mit Situationen wie heute das Mannschaftsgefüge verbessern können, machen wir das. Wir brauchen alle - denn die Saison ist lang.

Was gab den Ausschlag für Dynamos erstes Zu-Null-Spiel in dieser Saison?

Resoluter verteidigt, kompromissloser. Und auch das ist immer eine Mannschaftsleistung. Wir verteidigen zusammen, und wir greifen zusammen an. Diesmal haben wir es kaum zugelassen, dass sich Dortmund Torchancen erspielt. Und dann hat Drille (er meint Torwart Stefan Drljaca, Anm.d.Red.) auch noch zwei-, dreimal gut gehalten.

Stichwort Zusammenhalt. Rund 2.000 Fans haben die Mannschaft diesmal zum Auswärtsspiel nach Dortmund begleitet. Kutschke und die Mitspieler bedanken sich danach für die Unterstützung.
Stichwort Zusammenhalt. Rund 2.000 Fans haben die Mannschaft diesmal zum Auswärtsspiel nach Dortmund begleitet. Kutschke und die Mitspieler bedanken sich danach für die Unterstützung. © Dennis Hetzschold

Anders als beim Spiel im März, als etwa 9.000 Fans die Mannschaft begleitet haben, waren es diesmal rund 2.000. Ihr Eindruck?

Das ist gigantisch. Wir saßen sieben Stunden im Bus, und den Leuten im Auto wird es kaum anders ergangen sein. Dieser Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft, das haben wir von Anfang an gepredigt - da darf kein Blatt Papier zwischenpassen, in guten wie in schlechten Zeiten. Und deshalb sind wir froh, dass uns so viele Leute hier wieder unterstützt haben.

Wie geht es nach der intensiven englischen Woche mit den Spielen in Sandhausen, gegen Mannheim und in Dortmund jetzt weiter?

Wir müssen ein bisschen runterkommen, die englische Woche war hart, wir saßen viel im Bus, sind viel gefahren - aber das lässt sich nicht vermeiden. Also schlafen, essen, trainieren, die nächsten drei Punkte holen.

Nach vier Spieltagen ist Dynamo nun Tabellenführer. Was bedeutet das?

Wenn wir die Saison jetzt abbrechen, bin ich zufrieden. Wir haben am Anfang kommuniziert, wo wir hin wollen. Und auch wenn es mühsam ist, darüber zu reden, aber der Weg ist noch lang. Und trotzdem musst du der Rolle, in die du dich gebracht hast, irgendwann gerecht werden. Vergangene Saison sind wir der Musik hinterhergerannt. Einfacher ist es, wenn du dich oben festspielst. Dann steigt dein Selbstbewusstsein, und auch die Selbstverständlichkeit im eigenen Spiel wird groß.

Notiert in der Mixed-Zone sowie von den Stimmen zum Spiel bei Dynamo-TV.