Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Dynamo

Anführer in den Bestenlisten: Darum startet Tony Menzel bei Dynamo Dresden so durch

Laut Statistiken ist Tony Menzel der derzeit beste Spieler in der 3. Liga - und das im Alter von 19 Jahren. Sorgen, dass der Jungprofi von Dynamo Dresden abheben könnte, macht sich niemand.

Von Daniel Klein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Gemessen an den Leistungen, gibt der 19-jährige Tony Menzel derzeit die Richtung bei Dynamo Dresden vor.
Gemessen an den Leistungen, gibt der 19-jährige Tony Menzel derzeit die Richtung bei Dynamo Dresden vor. © dpa/Robert Michael

Dresden. Mit jungen Spielern, die mit starken Leistungen überzeugen, tun sich die Vereine in Sachen Öffentlichkeitsarbeit meist schwer. Oft versuchen die Klubs, die Gespräche mit Journalisten auf ein Minimum zu reduzieren. Oder man untersagt Interviews gänzlich aus Furcht, das Talent könnte durch Lobeshymnen in der Berichterstattung die Bodenhaftung verlieren.

Im Fall von Dynamo Dresden und Tony Menzel läuft es anders. Der Verein ist zwar bemüht, die mediale Präsenz des 19-Jährigen zu dosieren. Doch nach dem 3:2-Erfolg bei 1860 München zuletzt durfte Menzel in die Mixed-Zone. Anders geht es auch nicht mehr, an dem Mittelfeldspieler vorbeizukommen, ist schier unmöglich.

Menzel führt mit seinen bisher vier Saisontreffern die Torjägerliste der 3. Liga an, wurde viermal – und damit so oft wie kein anderer Profi – in die Kicker-Elf des Spieltages gewählt. Und das nach bisher fünf absolvierten Partien. Viel mehr und viel besser geht kaum. Doch wie kann ein Jungprofi, der vergangene Saison lediglich zu vier Kurzeinsätzen kam, plötzlich so durchstarten?

Geht man auf die Suche nach Gründen, fällt auf, dass immer die gleichen Stichworte fallen, wenn Menschen aus dem Umfeld über Menzel sprechen. Das Wort „Bodenhaftung“ fällt da oft und stets in dem Zusammenhang, dass er die nicht verliert. „Wir müssen ihn nicht auf den Boden halten“, sagt etwa Niklas Hauptmann, der meist neben ihm im offensiven Mittelfeld spielt. „Er ist ein sehr guter Junge und sehr selbstbewusst. Er wird seinen Weg gehen.“

Trainer Thomas Stamm findet, dass man ihn „nicht irgendwo runterholen muss. Er freut sich, wenn er von Beginn an spielt, aber er wäre mit der gleichen Einstellung und Mentalität dabei, wenn er auf der Bank sitzen würde.“

Vielleicht hilft es beim aktuellen Höhenflug auch, dass Menzel noch zu Hause in der elterlichen Wohnung lebt - und dort, wie er selbst sagt, die Vorzüge einer Rundumversorgung genießt. Bei der Erziehung legten die Eltern des Hochgelobten zudem offenbar Wert auf eine gewisse Demut.

In München bedankte sich Menzel erst einmal bei seinen Nebenleuten, die ihm die beiden Treffer aufgelegt hatten. Dabei war er es, bei dem sich seine Mannschaftskollegen bedanken müssten. Gegen 1860 erzielte er schließlich nicht nur zwei der drei Tore, sondern verhinderte in der Nachspielzeit zweimal auf der Linie auch den 3:3-Ausgleich. Menzel ist überall.

Was er selbst dazu sagt? „Es fühlt sich einfach gut an, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Und mit den Fans im Rücken ist das eine Riesen-Sache. Mit ihnen danach zu feiern macht sehr, sehr viel Spaß“, meinte er jetzt nach der Regenschlacht von München. Wenn nichts Gravierendes passiert, wird er dazu in den nächsten Monaten noch oft Gelegenheit haben.

Auch auf ungewohnten Positionen überzeugt Menzel

Aus der Startelf nehmen, kann Stamm ihn eigentlich nicht mehr. Zum Saisonauftakt beim 2:1-Sieg bei Viktoria Köln und jetzt in München vertrat Menzel den angeschlagenen Führungsspieler Vinko Sapina auf der ungewohnten defensiveren Position im Mittelfeld als sogenannter Sechser. „Er hatte das in Köln schon ordentlich gemacht, schafft durch sein hohes Laufvolumen Räume in der Offensive und Defensive, die uns einfach guttun“, erklärt sein Trainer, und er bestätigt: „Ihn rauszunehmen ist tatsächlich schwierig, weil er es immer wieder auch im Training bestätigt.“

Dass Menzel von der Verpflichtung des bisher ausnahmslos im Nachwuchs tätigen Stamm profitiert hat, steht außer Zweifel. „Bei diesem Trainer war klar, dass jeder die gleiche Chance bekommt. Und Tony hat diese Chance genutzt, er hat Gas gegeben“, meint Sapina. Angesprochen auf Menzel, betont er: „Der Typ ist Wahnsinn, die Zukunft gehört ihm.“

Auch bei den Fans hat Menzel, nach Dmytro Bogdanov jüngster Dynamo-Profi, nicht nur aufgrund seiner Leistungen einen sehr guten Stand. Anhänger identifizieren sich leichter mit Eigengewächsen – und Menzel ist dafür quasi der Prototyp. Der gebürtige Dresdner fing mit fünf Jahren bei Dynamo an, wechselte nie den Verein und unterschrieb im August 2023 einen langfristigen Vertrag bis 2028.

Nun hoffen die Fans, dass der keine Ausstiegsklausel enthält. Denn das Interesse höherklassiger Klubs dürfte er bereits geweckt haben. Einen Abgang im nächsten Sommer könnte Dynamo am ehesten mit einem Aufstieg verhindern. Dafür wiederum wäre ein Menzel in der Form der vergangenen Wochen ein wichtiger Baustein.

Das weiß natürlich auch Stamm, der trotz aller Lobeshymnen bewusst ein wenig auf die Euphoriebremse tritt: „Wir freuen uns, dass er so eine Entwicklung nimmt. Trotzdem besteht Fußball aus mehreren Spielern, die es momentan auch gut machen. Und Tony muss eingestehen, dass er gegen Aue nicht sein bestes Spiel hatte.“ Es war Dynamos bisher einzige Niederlage in dieser Saison. „Aber das ist in diesem Alter und auf diesem Niveau völlig normal.“