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Erfolgsfaktor Geld? Wie Dresden und Weißwasser in die Eishockey-Saison starten

Die zweite deutsche Eishockey-Liga startet in die neue Saison, natürlich auch diesmal mit den Dresdner Eislöwen und den Lausitzer Füchsen. Dabei könnten Ausgangslage und Ziele könnten unterschiedlicher kaum sein.

Von Frank Thümmler & Alexander Hiller
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In der Vorsaison bestürmte Weißwassers Roope Mäkitalo den Eislöwen-Torhüter Janick Schwendener. Diese Saison gehen die Dresdner offensiver an.
In der Vorsaison bestürmte Weißwassers Roope Mäkitalo den Eislöwen-Torhüter Janick Schwendener. Diese Saison gehen die Dresdner offensiver an. © kairospress

Dresden. Unter völlig verschiedenen Vorzeichen starten am Freitag die beiden Eishockey-Zweitligisten der Region in die neue Saison der DEL2. Hier die Dresdner Eislöwen, die sportlich so potent wie lange nicht aufgestellt scheinen und perspektivisch den Aufstieg ins Visier nehmen, da die Lausitzer Füchse als steter, aber galliger Underdog.

Das Team aus der sächsischen Landeshauptstadt investierte erheblich mehr Geld für etwas weniger Profis in den reinen Spieleretat. Geschäftsführer Maik Walsdorf nennt einen Aufschlag von 20 Prozent. Auch mit dem Gesamtetat von 4,2 Millionen Euro bewegen „wir uns unter den top vier der Liga“, wie der 36-Jährige betont. Den Weg dafür ebnete eine wirtschaftliche Rekordsaison.

Sportlich endete die in einer Fast-Katastrophe – vor der letzten Abstiegsrunde. „Wir haben mit Rekordzahlen für Dresden, einem Gesamtetat von etwa 4,6 Millionen Euro die vergangene Saison beendet. Möglich gemacht haben es unter anderem ca. 100.000 Besucher trotz der sportlich bescheidenen Spielzeit“, sagt Walsdorf.

Eislöwen hinterlegen Grundbürgschaft für DEL-Aufstieg

Ein Gewinn wurde nicht erzielt: „Die Rückstellungen für Corona-Rückzahlungen wurden im Jahresabschluss gebildet“, erklärt er. Das Geld aus dem erhöhten Spieleretat nutzten die Eislöwen für die Verpflichtung von Profis, um die sie in der Liga sicherlich auch einige Konkurrenten aus den Top-Teams beneiden. Etwa Drew Leblanc, Dane Fox und Andrew Yogan – allesamt mit DEL-Erfahrung. Yogan war zudem in der Vorsaison bester Scorer der DEL2.

Diese Investitionen klingen nach der Verpflichtung, weit oben mitzuspielen. Sportdirektor Matthias Roos spricht vorsichtig von einem Platz unter den besten sechs Hauptrundenteams – der Direktqualifikation für die Play-offs. Trainer Niklas Sundblad formuliert offensiv die Meisterschaft als Ziel. „Natürlich“, erklärt er schulterzuckend.

2015 führte der Schwede den ERC Ingolstadt eine Liga höher zur deutschen Meisterschaft. Zudem gehören die Dresdner zu nur fünf DEL2-Klubs, die die Unterlagen für einen Aufstieg und damit auch die nötige Grundbürgschaft von 250.000 Euro eingereicht haben.

Etat der Weißwasseraner im unteren Drittel

Das Thema Aufstieg ist für die Lausitzer Füchse aus Weißwasser keines. „Wir sind stolz darauf, über so viele Jahre hinweg Bestandteil der zweithöchsten Liga im Deutschen Eishockey zu sein. In einer im Vergleich zu den anderen Standorten so kleinen Stadt, noch dazu wegen der Grenzlage mit nur einem Halbkreis potenzieller Fans und Sponsoren um uns herum, ist das eine super Leistung“, sagt Füchse-Geschäftsführer Dirk Rohrbach.

Einen konkurrenzfähigen Etat zusammenzubekommen, sei hier noch einmal schwieriger als andernorts. Rohrbach ist dankbar, dass viele Unternehmen trotz Wirtschaftskrise und Coronafolgen weiter zu den Füchsen stehen. Trotzdem sortiert die „Eishockeynews“ bei den Schätzungen der Etats die Füchse ins untere Drittel der Liga ein. Auch wenn Rohrbach sagt, dass er von solchen Schätzungen wenig hält, eine Folge des nicht so üppigen Budgets sind die vielen Spielerwechsel.

16 (!) Abgängen stehen zwölf Neuzugänge gegenüber – das ist Spitze in der Liga. Spieler, die in Weißwasser groß aufgespielt (und vielleicht auch einen deutschen Pass erhalten) haben, erhalten von anderen Angebote, mit denen die Füchse nicht mithalten können, teils auch aus der ersten Liga (zuletzt Verteidiger Blumenschein und Ruopp sowie Stürmer Dove-McFalls). Und auch, dass der in Weißwasser recht erfolgreiche Trainer Petteri Väkiparta nicht blieb (jetzt Co-Trainer beim Ligafavoriten Kassel), soll in erster Linie finanzielle Gründe haben.

Nur vier Wochen Zeit für den neuen Trainer

Die Weißwasseraner stehen deshalb Jahr für Jahr vor der Aufgabe, Spieler mit Potenzial in die Lausitz zu locken, die den Zweitliga-Standort auch als Sprungbrett nutzen wollen. Das Saisonziel heißt Einzug in die Play-offs, der ja verbunden ist mit dem vorzeitigen Klassenerhalt. Der neue Trainer Christoph Kreutzer hatte nur vier Wochen Zeit, ein Team zu formen und seinen Spielplan zu vermitteln.

Aber: Alle versprühen Optimismus vor dem Saisonstart: Die Mannschaft sei schnell zusammengewachsen, die Stimmung in der Kabine gut. Und mit Blick Richtung Landeshauptstadt sagt Dirk Rohrbach: „Wir wissen, dass Dresden mit anderen wirtschaftlichen Voraussetzungen arbeiten kann. Aber vielleicht schaut man am Ende dort neidvoll auf unser Team.“