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City-Biathlon in Dresden: Wie kommt der Schießstand ins Fußball-Stadion?

Biathlon funktioniert im Spätsommer auf Skirollern - und nur mit Schießen. Im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion wird beim Bau des Schießstandes für den City-Biathlon streng auf die Sicherheit geachtet.

Von Daniel Klein
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Die Erbauer an der Sicherheitswand: Ralf Niedermeier (r.) und Anton Wolf, Geschäftsführer der Sportagentur N plus Sport,  organisieren den Aufbau des Schießstandes im Steyer-Stadion.
Die Erbauer an der Sicherheitswand: Ralf Niedermeier (r.) und Anton Wolf, Geschäftsführer der Sportagentur N plus Sport, organisieren den Aufbau des Schießstandes im Steyer-Stadion. © Foto: SZ/Veit Hengst

Dresden. Die Sicherheit hat absolute Priorität, wenn scharf geschossen wird. Ralf Niedermeyer kennt das, seit 2005 bringt er die Sommervariante des Biathlons in deutsche Städte – zuerst ins Zentrum von Püttlingen im Saarland, dann in den Wiesbadener Kurpark und nun zum ersten Mal nach Dresden, ins Heinz-Steyer-Stadion.

Eine Arena, in der sonst Leichtathletik-Meetings sowie Fußball- und Footballspiele ausgetragen werden, ist für den Veranstaltungsleiter Neuland. Das spürte er seit Dienstag, als die Aufbauarbeiten im gerade erst wiedereröffneten Heinz-Steyer-Stadion begannen. „Wenn man zum ersten Mal an einem Ort ist, braucht man viel länger, weil alles neu ist – die ganzen Abläufe, aber auch die Vorschriften“, erklärt er.

Die meisten sind beim Bau des Schießstandes zu beachten. Wie der auszusehen hat und ob er nach der Fertigstellung den Vorgaben entspricht, entscheidet ein vom Freistaat Sachsen bestellter Schießstandsachverständiger. „Der hat sich hier in Dresden im Wesentlichen an der Schalke-Arena orientiert“, sagt Niedermeyer. Das Stadion des Fußball-Zweitligisten wird alljährlich kurz vor Weihnachten in ein riesiges Biathlon-Partyzelt verwandelt.

Die größte Herausforderung ist dabei, alles sicherzumachen. Denn anders als in den Winter-Weltcup-Orten werden die Bahnen an den Seiten nicht von Erdwällen oder hohen Bretterwänden begrenzt, sondern von Tribünen. Die müssen geschützt werden.

Plexiglasscheiben sorgen für Schutz und Sicht

In Dresden sorgt dafür eine Sonderanfertigung einer ortsansässigen Firma. 80 Kilo schwere und in Holzständern verankerte Plexiglasscheiben reichen von den Schießscheiben lückenlos bis ans Podest, auf dem die Biathleten stehend oder liegend ihre Schüsse auf die 50 Meter entfernten Ziele abgeben.

Die Klappscheiben selbst sind an eine Holzkonstruktion mit einer Doppelwand montiert. „Eine Wand hätte wahrscheinlich gereicht, wir wollten aber auf Nummer sicher gehen“, sagt Niedermeyer. Die Kleinkaliber-Munition soll schließlich nicht die Gegentribüne des Steyer-Stadions beschädigen. Wobei die Wahrscheinlichkeit extrem gering ist. Weltklasse-Athleten wie die Bö-Brüder aus Norwegen, die an diesem Sonntag (15.9.) in Dresden starten werden, verfehlen zwar mal die im Durchmesser 45 Millimeter (Liegendanschlag) und 115 Millimeter (Stehend) großen, schwarzen Scheiben, aber so gut wie nie den weißen Metallrahmen drumherum.

Diese Anlage lieferte die Firma Hora aus dem bayerischen Bad Endorf, einem von weltweit lediglich zwei Herstellern. Die identische Technik ist auch in Oberhof und Ruhpolding verbaut, an den WM- und Weltcup-Standorten sind es allerdings 30 Bahnen, in Dresden zehn. Dies begrenzt auch das Starterfeld auf jeweils zehn Frauen und Männer.

Schießstand wird für 2025 in Dresden eingelagert

„Bei den Rennen selbst wird der Schießstand dann von erfahrenen Frauen und Männern aus Altenberg und Oberwiesenthal betreut“, erklärt Niedermeyer. „Die müssen die Regeln kennen und das System bedienen können.“ Wettkampfleiter ist mit Alois Reiter ein Ex-Biathlet, der den Job auch beim Weltcup in Ruhpolding macht. Als Technischer Direktor fungiert Felix Bitterling, Sportchef beim Deutschen Skiverband (DSV).

Nach den Rennen, sagt Niedermeyer, wird alles eingelagert, „in der Hoffnung, dass es nächstes Jahr eine zweite Auflage in Dresden gibt“. Dies hängt auch davon ab, ob die Premiere ein Erfolg wird. Und das wiederum vom Wetter. Während die rund 4.500 Tickets im Stadion ausverkauft sind, ist das Anfeuern entlang der Strecke kostenlos. Auf bis zu 20.000 Zuschauer hoffen die Veranstalter - wenn es nicht regnet.

„Die Sportbegeisterung ist hier in Dresden sehr groß, das spürt man“, findet Niedermeyer, der Vergleiche gut anstellen kann. Schließlich ist er Chef einer Sportagentur aus dem Saarland, die seit 2005 nicht nur den City-Biathlon veranstaltet, sondern auch viele Läufe und Marathons. „In Dresden ist alles eine Nummer größer als in Wiesbaden und Püttlingen.“ Und es könnte 2025 sogar noch größer werden, der 53-Jährige überlegt, künftig weitere Tribünen im Stadion zu öffnen.

„Der Grundgedanke ist, die Sportart in die Stadt und damit zu Menschen zu bringen, die Biathlon bisher noch nicht hautnah erlebt haben“, erläutert er. Der DSV wiederum möchte das City-Event nutzen, um Nachwuchs zu gewinnen. Regionale Vereine mit Biathlon-Abteilungen sind deshalb fest ins Programm integriert, ermitteln am Samstag ihre Sachsenmeister. Bereits am Freitag feuerte Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick rund 300 Grundschüler aus der Region bei kleinen Wettkämpfen an.