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So viel verdienen die Beschäftigten im Landkreis Bautzen

Der Sachsen-Kompass zeigt: Viele Menschen im Kreis Bautzen wünschen sich mehr Einkommen. Aber welche Branchen haben bei Lohn und Gehalt die Nase vorn? Ein Blick in die Zahlen.

Von Ulli Schönbach
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Gut gefüllte Brieftasche? Diese Branchen haben im Kreis Bautzen bei Lohn und Gehalt die Nase vorn.
Gut gefüllte Brieftasche? Diese Branchen haben im Kreis Bautzen bei Lohn und Gehalt die Nase vorn. © Claudia Hübschmann

Bautzen. Mehr Geld, mehr Wertschätzung und kürzere Arbeitszeiten. Das sind die wichtigsten drei Dinge, die sich Arbeitnehmer im Landkreis Bautzen für ihren derzeitigen Job wünschen. Das geht aus dem aktuellen Sachsen-Kompass hervor. Eine Überraschung ist das nicht, denn wer hätte nicht gern mehr Geld und früher Feierabend?

Konkret steht im Landkreis Bautzen die Forderung nach besserer Entlohnung für knapp die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer auf Platz 1, für ein Drittel ist es die Wertschätzung, für 20 Prozent sind es die kürzeren Arbeitszeiten. Die Jüngeren (unter 40 Jahre) wünschen sich zudem bessere Karrierechancen. Nicht so wichtig sind den meisten Befragten kürzere Arbeitswege, die Familienfreundlichkeit im Job oder flexible Arbeitszeiten.

Aber wie steht es generell um die Bezahlung im Landkreis Bautzen? Welche Branchen haben bei Lohn und Gehalt die Nase vorn? Und wie schneidet der Landkreis im Vergleich zu anderen Regionen ab? Ein Fakten-Check von Sächsische.de.

Wieviel verdienen Vollzeit-Beschäftigte im Kreis Bautzen?

Auskunft zu dieser Frage geben neue Zahlen der Arbeitsagentur. Dazu wurden im Landkreis Bautzen die Brutto-Monatsgehälter von 67.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erfasst. Das sind weniger Menschen als tatsächlich in Arbeit sind. Allerdings kommt es den Statistikern auf ein realistisches Bild an. Deshalb werden nur Vollzeit-Gehälter berücksichtigt. Auch Beschäftigungsverhältnisse, die gefördert werden oder aus anderen Gründen vom normalen Arbeitsmarkt abweichen, fließen nicht in die Berechnung ein.

Legt man diese Zahlen zugrunde, so verdienen die meisten Vollzeit-Beschäftigten im Landkreis Bautzen zwischen 2.000 und 3.000 Euro im Monat. Konkret waren das im Jahr 2023 rund 31.000 Männer und Frauen. Ein sehr hohes Gehalt (mehr als 6.000 Euro) hatten rund 4.000 Personen, ein besonders geringes Entgelt (unter 2.000 Euro) bezogen 3.300 Arbeitnehmer.

Wie ist im Kreis Bautzen die Gehaltsentwicklung?

Grundsätzlich hatten die Arbeitnehmer in der Oberlausitz 2023 mehr Geld in der Lohntüte als 2022. Im Landkreis Bautzen stieg das mittlere Brutto-Monatsentgelt um 176 Euro auf 2.972 Euro. Damit verlief die Gehaltsentwicklung minimal besser als im Landkreis Görlitz. Dort betrug das Plus 170 Euro auf nun 2.820 Euro. Allerdings spiegeln diese Zahlen nur die halbe Wahrheit wider. Verglichen mit dem Vorjahr stiegen die Löhne und Gehälter in beiden Landkreisen zwar um sechs Prozent. Zugleich betrug die Inflation deutschlandweit aber 5,9 Prozent, der Zuwachs war daher kaum zu spüren.

Was bedeutet mittleres Einkommen?

Als Basis für ihre Berechnungen nutzt die Arbeitsagentur die Medianentgelte. Medianentgelte sind keine Durchschnittslöhne. Denn beim Durchschnitt kann das Ergebnis durch einzelne Ausreißer stark verzerrt werden. Zum Beispiel dann, wenn viele Menschen eher wenig verdienen, einige wenige aber sehr viel mehr. Der Median liegt hingegen genau in der Mitte. Die Hälfte aller Beschäftigten in einem Kreis verdienen weniger als der Medianlohn, die andere Hälfte hingegen mehr. Man nennt den Medianlohn deswegen auch mittleres Einkommen.

Wer verdient am meisten, wer am wenigsten?

Zu den Top-Verdienern in der Region zählen Lehrer an allgemeinbildenden Schulen mit einem mittleren Einkommen von 6.244 Euro im Monat. Vergleichsweise hoch sind auch die Gehälter in der IT (4.374 Euro) sowie von Bauplanern, Architekten und Vermessungsingenieuren (4.338 Euro).

Am unteren Ende der Lohnskala sind zum Beispiel Reinigungskräfte zu finden. Ihr mittleres Einkommen beträgt 2.267 Euro. Eher wenig verdienen auch Mitarbeiter in Gastronomie und Tourismus (2.243 Euro) sowie in der Textilindustrie (2.152 Euro).

  • Mehr als 23.000 Menschen aus Sachsen haben an der Umfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung teilgenommen. Entwickelt und ausgewertet wurde der Sachsen-Kompass unter wissenschaftlicher Begleitung und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher". Dabei wurde darauf geachtet, dass die Ergebnisse belastbar sind. Wo es aus kleinen Orten/Stadtteilen nicht ausreichend Antworten für belastbare Aussagen auf Gemeinde-/Stadtteilebene gab, wurden Nachbargemeinden teils gemeinsam ausgewertet. Alle Ergebnisse finden Sie auf saechsische.de/sachsenkompass

Die meisten Beschäftigten im Landkreis Bautzen liegen mit ihrem Einkommen dazwischen. Sie arbeiten zum Beispiel in Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen (mittleres Einkommen: 3.010 Euro), im Management oder der Verwaltung von Unternehmen (3.934 Euro) oder im Metallbau (2.688 Euro).

Bei diesen Zahlen ist zu beachten, dass in die Berechnung alle Gehaltsbestandteile einfließen. Also zum Beispiel auch Urlaubs- und Weihnachtsgelder, Vergütung für Überstunden, Familienzuschläge, Provisionen und Abfindungen.

Wo steht der Kreis Bautzen im Sachsen-Vergleich?

Trotz des Anstiegs im vergangenen Jahr gilt auch weiterhin: Die Löhne und Gehälter in der Oberlausitz sind niedriger als in anderen Regionen Sachsens. Im Vergleich mit den 13 sächsischen Kreisen und kreisfreien Städten führt Dresden mit einem Medianentgelt von rund 3.700 Euro das Ranking an, gefolgt von den Städten Leipzig (3.550 Euro) und Chemnitz (3.336 Euro). Der Kreis Bautzen belegt Platz 8, der Kreis Görlitz Platz 12. Schlechter bezahlt als dort wird nur im Erzgebirgskreis.

© Bundesagentur für Arbeit

Die Unterschiede zwischen den Kreisen und den kreisfreien Städten entstehen laut Arbeitsagentur durch verschiedene Branchen- und Beschäftigtenstrukturen. Außerdem sind sie abhängig von der Zahl und Größe der Betriebe. Beispielsweise sind große Betriebe oft tarifgebunden und zahlen deshalb meist auch höhere Löhne. Dagegen ist die Wirtschaft in der Oberlausitz geprägt von überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Wie ist die langfristige Lohn-Entwicklung?

Seit 2019 sind die mittleren Monatsentgelte in der Oberlausitz stetig gestiegen. Im Landkreis Bautzen von damals 2.503 Euro auf 2.972 Euro im Jahr 2023. Das ist ein Zuwachs von 469 Euro. Im Landkreis Görlitz verlief die Entwicklung von 2.380 Euro im Jahr 2019 auf 2.820 Euro im vergangenen Jahr. Das ist ein Plus von 440 Euro.

Nach Ansicht der Arbeitsagentur spiegelt sich hierin ein Trend. Wegen der großen Nachfrage nach Fachkräften seien die ostsächsischen Unternehmen bereit, mehr Lohn und Gehalt zu zahlen. Darüber hinaus nahmen zuletzt auch die Tarifauseinandersetzungen um höhere Löhne in der Oberlausitz zu.

Wo steht Sachsen im Deutschland-Vergleich?

Mit einem Medianlohn von 3.182 Euro im Monat liegt Sachsen auf Platz 1 der Ost-Bundesländer (ohne Berlin), knapp gefolgt von Brandenburg (3.173 Euro). Im Vergleich zu Westdeutschland zeigt sich jedoch nach wie vor eine große Lohnlücke. Überall, von Schleswig-Holstein bis Bayern, wird deutlich mehr verdient als in Sachsen. (mit SZ/sb)