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Der "Sachsen-Kompass" in 11 Grafiken: Wie ticken die Sachsen?

Wertschätzung für Natur und Menschen, Nachholbedarf in der Schule und im Gesundheitssystem: Wie blicken die Sachsen auf ihr Bundesland? Hier die Ergebnisse aus dem "Sachsen-Kompass" in 11 Grafiken.

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Was sehen die Sachsen, wenn sie in die Zukunft des Freistaats blicken? Antwort darauf gibt in Teilen der Sachsen-Kompass.
Was sehen die Sachsen, wenn sie in die Zukunft des Freistaats blicken? Antwort darauf gibt in Teilen der Sachsen-Kompass. © Vanessa Bieling/dpa

Von Mathias Wöbking

Was schätzen die Sachsen an ihrem Leben im Freistaat? Was ärgert sie, was müsste sich nach Ansicht der Menschen ändern? Für den "Sachsen-Kompass" hatten Sächsische Zeitung und Leipziger Volkszeitung zwischen dem 4. Mai und 16. Juni eine große Online-Befragung gestartet. 23.079 Menschen beteiligten sich daran.

In 11 Grafiken präsentieren wir hier die wichtigsten Ergebnisse. Die Daten lassen sich jeweils entweder für ganz Sachsen anzeigen oder auch für einen bestimmten Landkreis oder eine kreisfreie Stadt. Analysen zu einzelnen Aspekten finden Sie hier.

Natur und Freunde werden hochgeschätzt

Grundsätzlich mögen die Sachsen ihr Bundesland: 53 Prozent gaben an, "sehr gern" hier zu leben, weitere 28 Prozent "eher gern" und 15 Prozent "teils, teils". Lediglich knapp drei Prozent leben nach eigener Auskunft "eher nicht gern" in Sachsen und weniger als ein Prozent "gar nicht gern". Was aber schätzt die Mehrheit besonders am Freistaat? Spitzenreiter ist die Natur (80 Prozent), fast gleichauf sind Familie und Freunde. Der Abstand zum geteilten dritten Platz ist groß: Jeweils 40 Prozent gaben an, dass sie die Mentalität der Leute sowie das Kulturangebot gut finden.

Sorge um den Zusammenhalt

Bei aller Wertschätzung für Sachsen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nannten auch viele Punkte, die sich nach ihrer Meinung dringend ändern müssen. Im Bildungsbereich, bei Einwanderung und Integration sowie im Gesundheits- und Pflegesystem sehen viele Bürgerinnen und Bürger Handlungsbedarf.

An vorderster Stelle sorgen sich die Menschen allerdings um das gesellschaftliche und politische Miteinander – und sie skizzieren eine Lösung, die eigentlich gar nicht teuer wäre: mehr gegenseitiges Verständnis aufzubringen.

Politische Entscheidungen sollen nachvollziehbar sein

Gut zwei Drittel der Befragten wünschen sich mehr Transparenz bei politischen Entscheidungen. Um zu erreichen, dass sich mehr Sachsen politisch engagieren und wählen gehen, fordern 51 Prozent mehr Formen direkter Demokratie, beispielsweise durch Volksabstimmungen und einen höheren Stellenwert von Petitionen.

Ihre Informationen holen sich 72 Prozent aus Zeitungen, Zeitschriften und deren Online-Angeboten, 71 Prozent aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im Austausch mit Freunden, Bekannten und Kollegen informieren sich 64 Prozent. Social-Media-Plattformen als Info-Quelle tauchen mit 31 Prozent weit dahinter auf.

Unzufriedenheit mit der Ampel-Koalition

Abgefragt wurde für den Sachsen-Kompass auch die Zufriedenheit mit den politischen Entscheidungsträgern auf den verschiedenen Ebenen. Die schlechtesten Noten erhielt die Bundesregierung.

Die sächsische Staatsregierung und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) schnitten weit besser ab. Die Bewertungen der Kommunalparlamente, der Bürgermeister und Landräte liegen dazwischen. Sich selbst siedeln 28 Prozent der Teilnehmenden in der politischen Mitte an. Gut 42 Prozent stufen sich links davon ein, etwa 30 Prozent auf der rechten Seite.

Mehr als jeder Zehnte ist grundsätzlich gegen Einwanderung

Die Themen Flucht und Migration spielen im aktuellen Wahlkampf eine große Rolle. Bei der Umfrage zum Sachsen-Kompass zeigte sich eine Mehrheit einverstanden damit, dass Sachsen Menschen die Möglichkeit gibt, hier zu leben – um sich vor Krieg und Gewalt zu schützen ebenso, wie um politischer oder anderweitiger Verfolgung zu entfliehen. Mehr als die Hälfte sieht Einwanderung auch als Mittel, den Fachkräftemangel in Sachsen auszugleichen. Dagegen finden 13 Prozent der Befragten, dass der Freistaat keine Menschen aus dem Ausland aufnehmen sollte.

Bürokratie-Abbau, um die Wirtschaft zu stärken

Als entscheidend, um der sächsischen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, weisen lediglich knapp acht Prozent auf mehr Zuwanderung hin. Den größten Wirtschaftseffekt erhoffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hingegen von einem Abbau bürokratischer Hürden, der Stärkung des Mittelstands und niedrigen Energiepreisen. Knapp ein Viertel sieht eine Chance in höheren Löhnen.

Angst um den Wald in Sachsen

Die Liebe der Sachsen zur Natur geht mit der Sorge um die Umwelt einher. Fast drei Viertel der Befragten macht der Zustand der Wälder zu schaffen. Jeweils mehr als die Hälfte gab zudem an, dass Flächenversiegelung, Artensterben, Dürre und Extremwetter zunehmend zu Problemen werden.

Sonnen- und Windenergie liegen hoch im Kurs

Dementsprechend hoch ist die Zustimmung zu erneuerbaren Energiequellen. 66 Prozent finden, Sachsen sollte künftig vor allem auf Solarenergie setzen, 56 Prozent sprechen sich für mehr Windkraft-Anlagen aus. Sein begrenztes Budget soll der Freistaat indes nach Ansicht der Bürgerinnen und Bürger vor allem in Schulen, das Gesundheitswesen und den regionalen Nahverkehr stecken.

Zu viel Schulunterricht fällt aus

Am Schulsystem wird im "Sachsen-Kompass" vor allem der Unterrichtsausfall beklagt. Fast die Hälfte der Teilnehmenden findet darüber hinaus, dass die Schule nicht gut genug aufs Berufsleben vorbereite. Knapp ein Drittel ist dafür, die Zeit auf der Grundschule zu verlängern, sodass die Kinder mindestens ein Jahr später in weiterführende Schulen wechseln. Auch in den Kindertagesstätten besteht nach Ansicht der Menschen Änderungsbedarf. Fast die Hälfte fordert, mehr Erzieherinnen und Erzieher einzustellen.

Zu wenig Haut- und Augenärzte

Im Gesundheitswesen monieren die Sachsen vor allem einen Mangel an Hautärztinnen und Hautärzten. Auch wer Probleme mit den Augen hat, einen Orthopäden benötigt oder sich psychotherapeutische Hilfe sucht, muss nach Ansicht vieler Befragter zu lange auf einen Termin warten.

Fast jeder Zweite fürchtet Hass und Hetze im Internet

Die öffentliche Sicherheit sieht fast die Hälfte der Befragten vor allem durch Rechtsextremismus in Gefahr, etwa ein Drittel warnt vor Linksextremismus. Um Hass und Hetze im Internet etwas entgegenzusetzen, besteht nach Ansicht von 47 Prozent großer Handlungsbedarf. Schleuserkriminalität nennen 42 Prozent als Risikofaktor. Vor Betrug fürchtet sich rund ein Drittel, vor Wohnungseinbrüchen ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Von den 23.079 Befragten sind 49 Prozent weiblich, 50,3 Prozent männlich und 0,7 Prozent gaben "divers" als Geschlecht an. Die größte Altersgruppe sind 60- bis 69-Jährige (25 Prozent), gefolgt von 50- bis 59-Jährigen (23 Prozent). 20 Prozent sind zwischen 40 und 49 Jahre alt. 13 Prozent zwischen 30 und 39; zwölf Prozent zwischen 70 und 79. Die übrigen Altersgruppen machen zusammen sieben Prozent aus.