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Sachsen

Warntag in Sachsen 2024: Darum heulten die Sirenen

Am Donnerstag schrillten zum bundesweiten Warntag auch in Sachsen die Sirenen. Wie gewarnt wurde, welche Handys betroffen waren und warum es in der Vergangenheit zu Problemen kam.

Von Viktoria Langenhuizen
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Am Donnerstag heulten die Sirenen und auf allen eingeschalteten Handys leuchtete ein Alarm auf.
Am Donnerstag heulten die Sirenen und auf allen eingeschalteten Handys leuchtete ein Alarm auf. © René Plaul

Dresden. Am Donnerstagvormittag wurde es auch in Sachsen laut. Doch die piepsenden Handys und heulenden Sirenen waren kein Grund zur Sorge. Ausgelöst wurde die Warnung um 11 Uhr vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. Am Warntag wurden Sirenen und Warnsysteme in ganz Deutschland getestet. In Sachsen verlief die Probe-Warnung störungsfrei.

Auch Millionen Handys schlugen gleichzeitig Alarm. Bürgerinnen und Bürger erhielten unter anderem über das Cell Broadcast System auf ihren Mobiltelefonen eine Warn-Botschaft. Auf dem Bildschirm erschien der Text: "Notfallalarm. Probewarnung, Bundesweiter Warntag 2024" und der Hinweis "Es besteht keine Gefahr."

Warum gibt es den bundesweiten Warntag?

Der bundesweite Warntag ist ein gemeinsamer Aktionstag von Bund, Ländern und Kommunen. Er findet jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September statt. Ziel des Warntags ist es, Menschen in Deutschland in Gefahrensituationen zu informieren und die Warnsysteme für den Ernstfall zu testen. Wenn die Abläufe der Warnung bekannt sind, kann im Ernstfall besser reagiert werden. Außerdem zeigt der Test, wo es möglicherweise noch Probleme gibt, die verbessert werden müssen. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) ist mit dem Ablauf zufrieden: "Immer wiederkehrende Extremwetterlagen auch in Sachsen zeigen, wie wichtig eine frühzeitige Information für die Bevölkerung ist. Mit dem bundesweiten Warntag haben wir wieder eine wichtige Kontrolle der Systeme durchgeführt und die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger auf die zahlreichen Warnsysteme gelenkt."

Wer hat am bundesweiten Warntag teilgenommen?

Bund und Länder organisierten den bundesweiten Warntag in Abstimmung mit Vertreterinnen und Vertretern vor Ort gemeinsam. Die Teilnahme war freiwillig, nicht alle Städte und Gemeinden waren dabei.

Auf Bundesebene war das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für die Organisation zuständig. In den Ländern die jeweiligen Innenministerien, und bei den Kommunen in der Regel die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden.

Wer ist für den Schutz bei Katastrophen zuständig?

Um den Katastrophenschutz müssen sich in Deutschland die Länder kümmern. Für die Sicherheit der Bevölkerung im Kriegs- oder Spannungsfall ist der Bund zuständig. Allerdings können die Länder bei schweren Unwettern oder anderen Katastrophen Unterstützung vom Bund anfordern, etwa durch die Bundeswehr oder die Bundespolizei.

Wie werden die Menschen in Zukunft gewarnt?

  • Digitale Informationstafeln: Zu den eingesetzten Warnmitteln gehören in Städten digitale Informationstafeln und Smarte Laternen, die mit einer Sirene und einem Lautsprecher ausgestattet sind.

  • Sirenen: Sirenen sind laut und innerhalb eines großen Radius zu hören. Daher sind sie grundsätzlich gut dafür geeignet, Personen sogar im Schlaf über eine bevorstehende Gefahr zu alarmieren. Durch die typischen an- oder abschwellenden Heultöne weisen Sirenen auf eine Gefahr oder auf das Ende einer Gefahr hin. Die gewarnten Personen können sich anschließend genauer über die Art der Gefahr und Verhaltensempfehlungen informieren.

  • Medien/Presse: Im Notfall, wenn es wichtig ist, schnell zu handeln, müssen Fernsehsender ihre Programme unterbrechen und die Warnung sofort weitergeben. Auch über das Radio wird informiert, nämlich über überregionale deutsche und landesweit sendende Radiosender, aber auch über eine Vielzahl von Lokalradios und weitere digitale Kanäle.

  • Warn-Apps: NINA ist die Warn-App des Bundes. Nutzer erhalten wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen wie zum Beispiel Gefahrstoffausbreitungen oder Großbrände. Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserinformationen der zuständigen Stellen der Bundesländer sind ebenfalls in die Warn-App integriert. Das Warnsystem Katwarn ist ebenfalls als App verfügbar und informiert über ortsbezogene Warnungen, Themen- bzw. Anlassbezogene Warnungen und flächenbasierte Warnungen. Zusätzlich gibt es eine deutschlandweite Warnübersicht, einen persönlichen Testalarm und die Möglichkeit, Warnungen weiterzuleiten und zu teilen.

  • Cell Broadcast: Cell Broadcast ist eine Warnnachricht, die direkt auf das Handy oder Smartphone geschickt wird. Damit Cell Broadcast Warnungen die Menschen erreichen, wird eine Standardtechnologie des Mobilfunknetzes genutzt: Handys und Smartphones registrieren sich automatisch in einer sogenannten Funkzelle, über die ein Netzempfang hergestellt wird. Der Vorteil dabei ist, dass so alle Personen anonym informiert werden können.

Vor welchen Ereignissen wird im Ernstfall gewarnt?

  • Naturgefahren (wie Hochwasser oder Erdbeben)
  • Unwetter (wie schwere Stürme, Gewitter oder Hitzewellen)
  • Schadstoffaustritte
  • Ausfall der Versorgung (zum Beispiel Energie, Wasser, Telekommunikation)
  • Krankheitserreger
  • Großbrände
  • Waffengewalt und Angriffe
  • Weitere akute Gefahren (wie Bombenentschärfungen)

Warum kam es in der Vergangenheit zu Pannen?

Beim ersten deutschen Warntag 2020 ging einiges schief. Die Übung offenbarte zahlreiche Lücken bei der Alarmierung der Bevölkerung. Zum einen wurde deutlich, dass es vielerorts gar keine Sirenen mehr gibt, zum anderen kamen die Meldungen der Warn-Apps mit Verspätung an.

Nachdem der Test 2021 ausfiel, wurde vor dem zweiten Test im Dezember 2022 die Warninfrastruktur deutlich ausgebaut, was zu deutlich mehr erreichten Menschen führte. Im darauffolgenden Jahr fiel das Fazit noch einmal positiver aus. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe führte nach dem Warntag eine Befragung durch. 96 Prozent aller Teilnehmer wurden beim bundesweiten Warntag 2023 erfolgreich gewarnt, allein 72 Prozent über Cell Broadcast.

Auf Grundlage der Erkenntnisse aus den vorangegangenen Warntagen wurden bereits zahlreiche Warnsysteme modernisiert. Aus einem Sonderförderprogramm der Bundesregierung für den Ausbau der Sireneninfrastruktur hat Sachsen hierfür 4,3 Millionen Euro erhalten. In 516 Fällen wurden bereits Sirenen modernisiert oder neu errichtet.