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Wie es um den Waldbrandschutz in Sachsen steht

Nach den großen Waldbränden im Sommer 2022 in der Sächsischen Schweiz und Nordsachen wollte der Freistaat aufrüsten. Das ist der aktuelle Stand.

Von Dirk Schulze
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Technikschau im Kirnitzschtal: 15 spezielle Waldbrandlöschfahrzeuge schafft Sachsen an.
Technikschau im Kirnitzschtal: 15 spezielle Waldbrandlöschfahrzeuge schafft Sachsen an. © Mike Jäger

Vor zwei Jahren brannte der Wald in der Sächsischen Schweiz. In der Folge gab es viele Diskussionen, eine Expertenkommission und ein nach deren Empfehlungen erarbeitetes Waldbrandschutzkonzept. Auf einer Wiese im Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz, nicht weit vom damaligen Einsatzgeschehen, präsentierte Innenminister Armin Schuster (CDU) eine gute Woche vor der Landtagswahl in Sachsen, was davon bisher umgesetzt ist.

Spezielle Waldbrand-Löschfahrzeuge

Als neue Technik hat der Freistaat 15 neue Löschfahrzeuge angeschafft, die speziell für Waldbrände ausgerüstet sind. Fünf dieser Feuerwehrfahrzeuge werden bis Ende des Jahres ausgeliefert, die übrigen zehn werden vom Innenministerium im März oder April erwartet und damit rechtzeitig vor der nächsten Waldbrandsaison.

Ein erstes Fahrzeug konnten Vertreter der Landesfeuerwehrschule im Kirnitzschtal schon präsentieren. Die hochbockigen Lkws sind noch geländegängiger als reguläre Feuerwehrfahrzeuge. Sie verfügen über einen 4.000-Liter-Tank mit Spritze auf dem Dach, eine spezielle hitzebeständige Lackierung und extra isolierte Elektronik und Leitungen, sodass sie in gewissem Maße auch durch Brandgebiete fahren können.

Innenminister Armin Schuster (Mitte) mit Louis Georgi (links), Waldbrandschutzreferent beim Nationalpark, und Kreisbrandmeister Björn Rosenkranz.
Innenminister Armin Schuster (Mitte) mit Louis Georgi (links), Waldbrandschutzreferent beim Nationalpark, und Kreisbrandmeister Björn Rosenkranz. © Mike Jäger

Zusätzliche 500 Liter Wasser sind rein für den Selbstschutz gedacht: Führerhaus und Reifen werden dann beregnet, um sie vor der Brandhitze zu schützen. "Damit man wieder herauskommt aus dem Feuer", erklärte Jens Großer, Referatsleiter Brandschutz im Innenministerium. In Frankreich hätten die Feuerwehren bereits gute Erfahrungen mit der Technik gemacht.

Je fünf dieser Waldbrandlöschfahrzeuge werden auf die Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Meißen und den Erzgebirgskreis verteilt. In der Sächsischen Schweiz gilt Bad Schandau als Kandidat.

Weiterhin sind mehrere dreiachsige Großtanklöschfahrzeuge bestellt, die 10.000 Liter Wasser fassen. Diese werden jedoch nicht vor Ende 2025 geliefert. Zudem erneuert der Bund seine Katastrophenschutzflotte. Diese Fahrzeuge, insgesamt 60 in Sachsen, sind bei den örtlichen Feuerwehren stationiert und werden von ihnen genutzt. Die neue Ausrüstung ist auf Waldbrände abgestimmt.

Drei neue Hubschrauber

Im vergangenen Jahr hatte der Innenminister zudem drei neue Polizeihubschrauber angekündigt. Gern hätte Schuster einen davon schon vorgeführt. Der erste wird Ende September in Dienst gestellt, die anderen beiden bald danach. Die neuen Hubschrauber sind eine Nummer größer als ihre Vorgänger und können schwerere Lasten tragen. Von Wassertanks mit 800 bis 1.000 Liter ist die Rede.

Ebenso wolle Tschechien über ein EU-Programm drei noch größere Hubschrauber beschaffen, erklärte der Innenminister. Damit sei man im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet gut gerüstet.

Parallel dazu werden Feuerwehrleute als Lufthelfer geschult. Diese Trupps sind dann für das Anhängen und Abhängen der Wassertanks zuständig. Zudem gibt es einen neuen Ausbildungslehrgang speziell für die Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung an der Landesfeuerwehrschule. Neue leichtere und trotzdem sichere Waldbrandschutzbekleidung für die Feuerwehrleute wird gerade getestet.

Totholz um Siedlungen beräumen

Eine Empfehlung der Waldbrandkommission betraf das teilweise Beräumen von Totholz im Nationalpark Sächsische Schweiz rings um Siedlungen und entlang der Einsatzwege der Feuerwehr. Gerade was die Schutzstreifen um die Ortschaften angehe, gebe es noch einiges zu tun, räumte der Innenminister ein. Aufgrund der schwierigen Topographie im Elbsandsteingebirge, könne man da nicht nach Schablone vorgehen, sondern müsse individuell entscheiden. "Da sind wir dran."

Gut laufe hingegen die Zusammenarbeit von Nationalpark und Feuerwehren, wie die Stadtwehrleiter von Sebnitz und Bad Schandau vor Ort bestätigten. Entlang der festgelegten Einsatzwege im Nationalpark wird das Reisig beräumt. Zunächst stand auch die Idee im Raum, im Gelände vorsorglich Schneisen durchs Totholz zu schneiden, damit die Feuerwehrleute ungehindert Schläuche verlegen können. Nach Meinung der Feuerwehrchefs müssen diese Schneisen jedoch nur bei Bedarf freigesägt werden. Das Vertrauen zum Sachsenforst ist da, dass dies im Ernstfall klappt.

Grenzüberschreitender Weg für die Feuerwehr

Bleibt die Frage nach den grenzüberschreitenden Wegen für die Feuerwehr. Im Großen Zschand soll ein solcher Einsatzweg geöffnet werden. Noch ist das nicht unterschrieben, aber auf der Arbeitsebene habe man sich bereits geeinigt, erklärte Innenminister Armin Schuster, der das mit seinem tschechischen Amtskollegen besprochen hat.

Es wird aber bei einem reinen Einsatzweg für Rettungskräfte bleiben, heißt es dazu von der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz. Eine Öffnung des Großen Zschands als Wanderweg nach Tschechien ist damit ausdrücklich nicht verbunden. Der hintere Teil des Großen Zschands ist das größte zusammenhängende Ruhegebiet beider Nationalparks – und das soll auch so bleiben. Darüber herrsche bei der sächsischen und der böhmischen Nationalparkverwaltung Einigkeit.