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Sächsische Schweiz: Firma will beim Parken an der Bastei nachbessern

Nach Kritik am neuen Parksystem an der Bastei räumt die Firma Fehler ein. Die sollen behoben werden. Die Tarife aber bleiben. Ein Leitsystem soll noch folgen.

Von Dirk Schulze
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Neue Parkautomaten an der Bastei: Zum Bezahlen müssen Besucher ihr Auto-Kennzeichen eingeben.
Neue Parkautomaten an der Bastei: Zum Bezahlen müssen Besucher ihr Auto-Kennzeichen eingeben. © Mike Jäger

Ein Auto nach dem anderen biegt auf den Parkplatz ein, Busse zwängen sich um die Kurve, Touristengruppen laufen los. Die Bastei ist die bekannteste Attraktion der Sächsischen Schweiz, dementsprechend groß ist der Andrang. Geschätzte 1,5 Millionen Besucher im Jahr wollen über die Basteibrücke laufen und den Blick von der Aussichtsplattform genießen.

Jetzt in der Hochsaison macht das zwischen 5.000 und 6.000 Pkws pro Tag. Des Ansturms will die Gemeinde Lohmen als Eigentümerin des Parkplatzes mit einem digitalen Parksystem besser Herr werden. Kameras scannen an Ein- und Ausfahrt die Kennzeichen der Autos, Besucher können ihre Parkgebühren dann am Automaten oder per Handy-App bezahlen.

Die Schranken am Parkplatz sind im Gegenzug verschwunden. Diese hätten oft zu langen Rückstaus auf der Zufahrtsstraße geführt, wie Lohmens Bürgermeisterin Silke Großmann (CDU) erklärt. "Wir mussten handeln." Das neue Parksystem soll den Verkehr an der Bastei flüssiger machen und das Bezahlen vereinfachen - weg vom Kleingeld. Klingt gut?

Fehler in der Kommunikation

Zum Start jedoch gab es Kritik. In der Ankündigung hatte es geheißen, dass das System die Parkzeit automatisiert berechnet und Besucher nur für die tatsächliche Parkdauer bezahlen müssen. In der Praxis stellte sich dann heraus, dass Gäste nach wie vor nur zwischen einem 4-Stunden-Ticket und einer Tageskarte wählen können.

"Das war ganz klar ein Kommunikationsfehler unsererseits", sagt Felix Hilgers von der beauftragten Firma Peter Park. Technisch ist das System durchaus in der Lage, die Parkdauer minutengenau automatisch zu berechnen. Nur wollte die Gemeinde Lohmen als Auftraggeber die bisherige Tarifstruktur von Anfang an beibehalten. Dass dies in der Ankündigung falsch formuliert war, sei keinem Beteiligten aufgefallen.

Parkgebühren bleiben wie sie sind

Es bleibt also bei den bisher gültigen sieben Euro für ein 4-Stunden-Ticket und zwölf Euro für eine Tageskarte als beide Optionen. Eine flexiblere Abrechnung oder ein Kurzzeittarif über eine Stunde - wie ihn sich beispielsweise Fotografen wünschen, die nur ein paar Fotos machen wollen - sind nicht angedacht, erklärt Lohmens Bürgermeistermeisterin Silke Großmann (CDU).

Das digitale System soll das Parken an der Bastei erleichtern: Lohmens Bürgermeisterin Silke Großmann von der CDU (Mitte) mit Felix Hilger von Peter Park (links) und Projektmanager Norman Löwe (rechts).
Das digitale System soll das Parken an der Bastei erleichtern: Lohmens Bürgermeisterin Silke Großmann von der CDU (Mitte) mit Felix Hilger von Peter Park (links) und Projektmanager Norman Löwe (rechts). © Mike Jäger

Die Entscheidung über die Tarife trifft der Lohmener Gemeinderat. Dort gehe man davon aus, dass die Gäste sich Zeit nehmen und auch das Restaurant auf der Bastei besuchen oder durch die Umgebung wandern. Dass die Parkgebühren für Lohmen eine wichtige Einnahmequelle sind, streitet niemand ab.

Firma will bei Technik nachbessern

Für Verwirrung sorgte außerdem, dass die Automaten beim Bezahlen nicht die gescannte Einfahrtszeit anzeigen, sondern den Zeitpunkt des Bezahlens. Wer also um 9 Uhr auf den Parkplatz fährt und zwei Stunden später bei Abfahrt bezahlt, hat bisher als Startzeit seines Parkens 11 Uhr auf seiner Quittung stehen - und muss sich zwangsläufig fragen, ob ihm für die Zeit davor eine Strafgebühr aufgebrummt wird.

Dies sei nicht der Fall, hatte das Unternehmen bereits erklärt. Es zähle allein die Dauer. Wer seine Parkzeit nicht überschreite, habe nichts zu befürchten. Künftig sollen die Automaten bei der Nummernschildeingabe die korrekte Einfahrtszeit anzeigen. "Wir arbeiten daran", sagt Felix Hilgers von Peter Park.

Die alte Anzeigetafel über freie Stellplätze ist außer Betrieb. Ersatz ist in Planung. Das neue digitale Parksystem liefert die Daten dafür.
Die alte Anzeigetafel über freie Stellplätze ist außer Betrieb. Ersatz ist in Planung. Das neue digitale Parksystem liefert die Daten dafür. © Mike Jäger

Auch bei der Sprachauswahl an den Automaten will die Firma nachbessern. Bisher können internationale Besucher zwischen sechs verschiedenen Sprachen wählen - ausgerechnet Tschechisch und Polnisch, die Sprachen der Nachbarländer, fehlen aber im Menü. Sie sollen zeitnah aufgenommen werden.

Insgesamt sei das System ein Riesenschritt in Richtung Digitalisierung, erklärt Hilgers. Lohmen kann jetzt in Echtzeit sehen, wie viele Autos auf dem Parkplatz mit seinen 180 Stellplätzen parken. Über eine Schnittstelle stehen diese Daten auch für ein künftiges Verkehrsleitsystem zur Verfügung.

Bastei-Parkplatz als Leuchtturmprojekt

Wer seine Parkzeit überzieht oder gar nichts zahlt, muss mit 54 Euro Strafe rechnen, diese Gelder gehen an Peter Park. Den Verdacht, dass das Unternehmen deshalb ein Interesse daran habe, Schwarzparker abzustrafen, weist der Firmenvertreter zurück. Die Quote der Nichtzahler werde unterschätzt. Zu den Vertragsdetails wollen sich Unternehmen und Gemeinde aber nicht äußern. Für Peter Park sei der Bastei-Parkplatz ein Leuchtturmprojekt, sagt Felix Hilgers. Die Firma will an diesem prominenten Ort zeigen, was ihre Technik kann.

Mit der Übertragung des Parkraummanagements an einen Dienstleister spart Lohmen vor allem Personalkosten ein. Bisher haben Gemeindemitarbeiter die Parktickets kontrolliert und mussten im Bereitschaftsdienst auch nach Feierabend raus, wenn es mal wieder Probleme an der Schranke gab. Das eingesparte Geld soll aber wieder in den Parkplatz investiert werden, erklärt Norman Löwe, Projektmanager bei der Gemeinde. Zeitnah müssen unter anderem die Markierungen erneuert werden.

Leitsystem für beide Bastei-Parkplätze soll kommen

Das erklärte Ziel ist es, dass auf das digitale Parksystem auch ein neues Leitsystem folgt. Möglichst in der kommenden Saison, soll es dafür wieder eine funktionierende Anzeigetafel schon an der Zufahrt zur Bastei geben, auf der Autofahrer die Zahl der freien Stellplätze ablesen können. Die alte Tafel ist aktuell außer Betrieb.

Voraussichtlich noch im August will die Stadt Hohnstein, der der vorgelagerten P+R-Parkplatz gehört, das gleiche digitale Parksystem von Peter Park auf ihrem Parkplatz installieren. Das ist der erste Schritt. Damit beide Standorte reibungslos miteinander kommunizieren können, muss noch Breitbandkabel verlegt werden. Dies ist für 2025 geplant.

Bürgermeisterin Silke Großmann geht allerdings nicht davon aus, dass eine funktionierende Anzeigetafel allein den Suchverkehr zwischen den beiden Parkplätzen eindämmt. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass viele Autofahrer trotzdem so nach die möglich an die Bastei heranfahren - egal, was auf der Tafel steht. Mit dem schrankenlosen Parksystem habe man nun wenigstens den Rückstau behoben.