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Sächsische Schweiz: Ärger um Parkgebühren an der Bastei

Nur so viel zahlen, wie man tatsächlich parkt. Dieses Versprechen sollten digitale Kennzeichenscanner an der Bastei einlösen. Die Realität sieht anders aus.

Von Dirk Schulze
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Parkplatz an der Bastei: Scanner haben die Schranken ersetzt. Die Möglichkeiten des digitalen Systems werden aber nicht ausgeschöpft.
Parkplatz an der Bastei: Scanner haben die Schranken ersetzt. Die Möglichkeiten des digitalen Systems werden aber nicht ausgeschöpft. © Karl-Ludwig Oberthür

Der Ausflug zur Bastei in der Sächsischen Schweiz stand schon länger auf der Liste. Als Olaf Mierwaldt aus Bautzen dann bei Sächsische.de von der neuen Technik auf dem Bastei-Parkplatz las, war der Anlass gefunden. Kurz nach 4 Uhr morgens machten er und seine Frau sich an einem Sonntag Ende Juli auf den Weg ins Elbsandsteingebirge. Wenn zum Sonnenaufgang der Nebel im Elbtal liegt, hat dies nicht nur für Fotografen einen besonderen Reiz - und die Aussicht ist noch nicht so überlaufen.

Nach einer knappen Stunde waren die Fotos im Kasten und Familie Mierwaldt lief von der Basteibrücke zurück zum Parkplatz, um ihre Parkgebühren zu bezahlen. Doch das funktionierte nicht so wie gedacht. "Wir wurden bitter enttäuscht", sagt Olaf Mierwaldt.

Kameras scannen Nummernschilder auf dem Parkplatz

Die Firma Peter Park hatte einige Tage zuvor im Auftrag der Gemeinde Lohmen ein digitales System auf dem Parkplatz installiert. Kameras scannen jetzt beim Ein- und Ausfahren die Kennzeichen der Autos, die Parkzeit soll dadurch automatisch erfasst werden. Die Schranken am Parkplatz wurden im Gegenzug abgebaut, herkömmliche Tickets sind nicht mehr nötig.

Die Parkdauer würde dann von dem System berechnet, hieß es in einer von Firma und Gemeinde gemeinsam veröffentlichten Information an die Presse - und: "Der zu begleichende Betrag beschränkt sich auf die tatsächlich geparkte Verweildauer". Die Besucher müssten vor dem Verlassen des Parkplatzes lediglich ihr Nummernschild am Automaten eingeben und dann bezahlen.

Parkautomat kennt die Einfahrtzeit nicht

Als Olaf Mierwaldt seine Kennzeichen eingetippt hatte, wartete er jedoch vergebens auf die Berechnung seiner Parkzeit. Stattdessen konnte er nur zwischen einem 4-Stunden-Ticket für sieben Euro oder einem Tagesticket zu zwölf Euro wählen. Für seine Fotos von der Basteiaussicht war er aber nur 50 Minuten vor Ort. "Das ist am Ziel vorbei", sagt er. Gerade Naturfotografen, die keinen halben Tag bleiben wollen, seien die Gelackmeierten.

Die Kennzeichen werden zwar gescannt, an den neuen Automaten ist davon aber nichts zu sehen. Sie arbeiten wie herkömmliche Ticketautomaten.
Die Kennzeichen werden zwar gescannt, an den neuen Automaten ist davon aber nichts zu sehen. Sie arbeiten wie herkömmliche Ticketautomaten. © Karl-Ludwig Oberthür

Hinzu kommt: Olaf Mierwaldt ist bei seinem Besuch gegen 5.15 Uhr auf den Parkplatz eingebogen, erinnert er sich. Auf seiner Quittung ist als Beginn der Parkzeit aber 6.04 Uhr angegeben. Das ist genau die Uhrzeit, zu der er am Automaten stand und seine Gebühren bezahlt hat. Seine Parkzeit lief von da an vier Stunden bis 10.04 Uhr. Da waren er und seine Frau längst wieder zu Hause.

Die knappe Stunde davor hat er somit streng genommen illegal geparkt. Muss er dafür jetzt mit einer Strafe rechnen? Dann wären immerhin 54 Euro fällig.

Parkzeit wird doch nicht automatisch berechnet

Ein Test vor Ort von Sächsische.de bestätigt die Beobachtungen des Bautzners. Die neu aufgestellten Parkautomaten zeigen tatsächlich den Zeitpunkt des Bezahlens als Startzeit für das Parken an - nicht die Uhrzeit, zu der man auf den Parkplatz eingefahren ist. Die technischen Möglichkeiten der Kennzeichenscanner werden also nicht ausgeschöpft.

In der Praxis nutzen vielen Gäste die neuen Automaten dementsprechend wie herkömmliche Parkscheinautomaten: Sie zahlen zu Beginn und legen sich die Quittung mit der aufgedruckten Parkdauer wie ein Ticket hinter die Windschutzscheibe.

Auf mehreren Schildern wird auf die Technik und die Gebühren hingewiesen. Trotzdem bleiben Fragen offen.
Auf mehreren Schildern wird auf die Technik und die Gebühren hingewiesen. Trotzdem bleiben Fragen offen. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Parkzeit wird auch nicht automatisch berechnet. Die einzigen Optionen sind nach wie vor das 4-Stunden-Ticket und die Tageskarte. Allerdings - auch das gehört zur Wahrheit - sind diese Tarife vor Ort auf mehreren Hinweisschildern schon an der Einfahrt sowie an den Automaten deutlich zu lesen.

Die Tarifstruktur werde vom Auftraggeber festgelegt, erklärt das Unternehmen Peter Park auf Nachfrage. Das ist die Gemeinde Lohmen, der dieser Parkplatz gehört. Die Gebühren hatten die Gemeinde bereits im vergangenen Jahr auf die noch heute gültigen sieben Euro (4-Stunden-Ticket) und zwölf Euro (Tageskarte) angehoben. Die zur Einführung des digitalen Systems angekündigte flexiblere Taktung hat hingegen nicht stattgefunden.

Bei Ankunft bezahlen oder vor Abfahrt?

Aber was ist nun richtig? Bei Ankunft bezahlen oder vor Abfahrt? Aus der Beschilderung vor Ort geht dies nicht eindeutig hervor. Die Firma Peter Park antwortet auf Nachfrage folgendes: "Parkende können jederzeit während ihres Aufenthaltes ein Tagesticket erwerben."

Die Kennzeichenerkennung werde nach Firmenangaben nur genutzt, um die Parkdauer abzugleichen. Wer also ein 4-Stunden-Ticket löst und nicht länger als vier Stunden parkt, hat demnach nichts zu befürchten - egal welche konkrete Startzeit auf der Quittung steht. Der geschilderte Fall - erst Bastei besichtigen, dann bezahlen - werde nicht als Verstoß gewertet, heißt es von dem Unternehmen aus München.

Parkplatzanzeige funktioniert nicht

Es bleibt eine weitere Frage: Der Parkplatz an der Bastei ist gerade in der Sommersaison oft voll belegt. Die Parkplatzanzeige am vorgelagerten P+R-Ausweichparkplatz, an der Autofahrer die Zahl der freien Stellplätze auf dem hinteren Parkplatz ablesen könnten, ist außer Betrieb. Viele fahren also dennoch bis zum hinteren Parkplatz und drehen dort dann Runden in der Hoffnung, dass eine Lücke frei wird.

Bei der Einfahrt wird das Nummernschild gescannt. Es ist auf den ersten Blick vor Ort nicht ersichtlich, wie viel Karenzzeit bleibt, falls man keine Lücke findet und wieder vom Parkplatz fährt. "Besucher, die keinen freien Parkplatz finden, haben zehn Minuten Zeit, die Parkfläche wieder zu verlassen, ohne dass eine Zahlung fällig wird", erklärt die Firma Peter Park. Dies entspreche der Regelung einer klassischen Schrankenanlage.