Das ist eine dringende Warnung: Omas und Opas, die ihren Enkeln ein neues Kinder- oder Märchenbuch kaufen wollen, meinen es offenbar nicht gut mit ihren kleinen Lieblingen! Sie riskieren nämlich, dass diese nach der Lektüre Schneewittchen für eine alte, böse, weiße Frau halten und den Wolf für den einzigen Klimaretter unter den Waldtieren. Wie ich darauf komme? Ganz einfach: Diese Woche wurde bekannt, dass es gerade in ist, klassische Kinderliteratur derart erzieherisch umzuschreiben, dass der neue Zeitgeist der ewigen Vernunft endlich mal die Welt erklärt.

Und dabei trifft es jetzt auch die aus Sachsen stammende und mittlerweile 100 Jahre alte Geschichte von der „Häschenschule“. Bisher ging es dort um den frechen Hasenhans, der mit Hasengretchen allerlei Abenteuer erlebt und nach einem langen Schultag zum Glück dem hungrigen Fuchs entkommt. Vergessen Sie alles! In der neuesten Version des Verlages ist der Fuchs nun Veganer und der böse Bauer und die Landwirtschaft sind die Feinde aller Tiere – noch böser als jeder Jäger. Halleluja! Ich hätte nie gedacht, was man uns bisher alles verheimlicht hat. Dem Fuchs lege ich also nur noch Gemüse in den Gänsestall und die Bauern werden natürlich verhaftet. Alle und sofort!

Jetzt, da der Zeitgeist auch mich geweckt hat und die Vernunft endlich schläft, müssen wir aber noch mehr tun. Raus aus der Häschenschule und rein in die Buchläden! Die Stiefmutter von Schneewittchen war nur eine aufopferungsvolle Sozialarbeiterin, die sieben Kleinwüchsige vor der Wollust einer schwarzhaarigen Nymphomanin bewahren wollte. Hänsel und Gretel sind dagegen asoziale Waldkinder, die ihre Eltern im Stich ließen, um ökologisch Hexende ins Feuer zu werfen. Und Rotkäppchen wollte die Herrschaft der Greise festigen, indem sie unnützerweise alte Menschen pflegte. Zum Glück zeigte der diverse Wolf sie aber bei einem guten Jagenden an und der sorgte mit nur einem Schuss wieder für Ordnung. So war`s! So muss man es lesen.