Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Sachsen
Merken

Morgenlage in Sachsen: Wagenknecht; Olympia-Bewerbung; Urban; Maaßen

CDU-Abgeordneter warnt vor Bündnis mit Wagenknecht + Sachsen will bei Olympia 20240 Co-Gastgeber sein + Urban: "Das verfängt bei vielen im Osten nicht" + Erste Wahlumfrage zur Werteunion in Sachsen

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Parteichefin Sahra Wagenknecht hat deutlich gemacht, dass sie auf mögliche Koalitionsverhandlungen nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen persönlich Einfluss nehmen will.
Parteichefin Sahra Wagenknecht hat deutlich gemacht, dass sie auf mögliche Koalitionsverhandlungen nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen persönlich Einfluss nehmen will. © Eibner-Pressefoto/Martin Herbst

"Politik in Sachsen - Die Morgenlage" als E-Mail-Newsletter - hier kostenlos anmelden

Guten Morgen,

wie gelingt es uns, mit Mitmenschen, die nicht in der eigenen "Blase" unterwegs sind, ins Gespräch zu kommen? Wie schaffen wir es, andere Meinungen besser "auszuhalten"? Diese und ähnliche Fragen scheinen viele Sachsen umzutreiben, wie das Ergebnis unseres Sachsen-Kompasses zeigt. Was sollte sich am dringendsten in Sachsen ändern?, wollten wir wissen. Nichts wurde dabei so häufig genannt wie das "gesellschaftliche und politische Miteinander". Ich möchte Ihnen deswegen heute Morgen einen Text meiner Kollegin Dominique Bielmeier empfehlen, die sich über das Thema mit dem Dresdner Philosophie-Professor Markus Tiedemann unterhalten - und, wie ich finde, ein paar erhellende Gedanken mitgenommen hat.

Woran also liegt es, dass wir das Gefühl haben, unsere Gesellschaft würde auseinanderdriften? Tiedemann meint, wir rutschen in eine Post-Aufklärungs-Gesellschaft. Er sagt, das sei einerseits ganz furchtbar, "weil das Edelste, was die Menschheit je hervorgebracht hat, ihren Todesstoß erhält". Andererseits sei das nicht erstaunlich - eher, dass die Aufklärung überhaupt so lange durchgehalten habe. Emotionen statt Fakten - das sei das Standardmodell der Menschheit, sagt Tiedemann.

Sind wir also verloren? Nein, sagt Tiedemann. Die wichtigste Frage für den einzelnen sei: Wo ist das Argument? Sowohl bei einer Rede, die man hört, als auch bei einem selbst. Und was ist das Argument der Gegenseite? "Ich glaube, hier gibt es Möglichkeiten, gegenzusteuern, oder den Untergang zumindest aufzuhalten." Wenn wir es wieder schafften, zu sagen: "Das entspricht zwar nicht dem, was ich mir wünsche, aber ich gebe zu, das ist ein sauberes Argument" - dann hätten wir den Kern des Problems bearbeitet, so Tiedemann.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen also Diskussionen mit sauberen Argumenten - vielleicht schon am Wochenende.

Ihr Tobias Winzer, Politikredakteur Sächsische.de

Das Wichtigste am Morgen:

CDU-Abgeordneter warnt vor Bündnis mit Wagenknecht

Vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen werden in der CDU Stimmen lauter, die eine Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ausschließen wollen. "Wir wissen ja ob der Vergangenheit von Frau Wagenknecht", sagt der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz dem Tagesspiegel. Inzwischen sei Wagenknecht eine "Nationalbolschewistin".

Wagenknecht wiederum hat deutlich gemacht, dass sie auf mögliche Koalitionsverhandlungen nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen persönlich Einfluss nehmen will. Sie werde nach den Wahlen mit am Tisch sitzen, kündigte Wagenknecht demnach im Gespräch mit dem "Spiegel" während ihrer laufenden Wahlkampftour an. Ähnlich wird sie in einem Bericht auf tagesschau.de zitiert: "Ich werde mich sehr persönlich einbringen." Demnach schließt Wagenknecht ausdrücklich nicht aus, persönlich an möglichen Gesprächen in Erfurt und Dresden teilzunehmen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte zuletzt Wagenknechts Einmischung in die Landespolitik kritisiert.

Sachsen will bei Olympia 2040 Co-Gastgeber sein

Im Zuge einer deutschen Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2040 sollen Wettbewerbe auch in Sachsen ausgetragen werden. "50 Jahre nach der deutschen Einheit muss auch Leipzig ein Austragungsort werden. Das lassen wir uns nicht nehmen", erklärte Ministerpräsident Michael Kretschmer. Bisher hatten München, das Rhein-Ruhr-Gebiet, Hamburg und Berlin Interesse bekundet, Gastgeber der Spiele zu sein. Leipzig führt bereits Gespräche mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und will das Sportforum massiv ausbauen, Dresden bisher noch nicht. "Für die Reitwettbewerbe gibt es für mich keinen besseren Standort", findet Landessportchef Christian Dahms. Dresdens Sportbürgermeister Jan Donhauser hat bisher noch keinen Kontakt zum DOSB aufgenommen, plädiert für eine landesweite abgestimmte Initiative. Er könnte sich vorstellen, dass Dresden auch Gastgeber für Akklimatisierungs-Trainingslager im Vorfeld der Spiele für Teams aus Übersee sein könnte.

Urban: "Das verfängt bei vielen im Osten nicht"

AfD-Spitzenkandidat und -Parteichef Jörg Urban hat seine Sicht auf die Welt mit den Jahren radikal geändert. Es gab Zeiten in seinem Berufsleben, da waren für ihn erneuerbare Energien, nachhaltige Forstwirtschaft und der Gewässerschutz die wichtigsten Herausforderungen. Als Landesgeschäftsführer der Grünen Liga Sachsen – ein Verein, der sich per Satzung als "parteipolitisch und konfessionell ungebunden" definiert und klar von "Nationalismus, Rassismus, Militarismus und Gewalt gegen Menschen" abgrenzt. Nun will er mit der AfD Sachsens Landtagswahl gewinnen. Der Vorwurf, rechtsextrem zu sein, ficht ihn nicht an. "Der jetzige Verfassungsschutz ist politisch instrumentalisiert, er soll uns durch Vorwürfe und öffentliche Stigmatisierung klein halten. Doch das verfängt bei vielen im Osten nicht", sagt Urban. Daran glaubt er ganz fest. Ein Porträt.

Derweil hat sich Urban bei einem Wahlkampftermin zu Koalitionsfragen geäußert: Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sei eine Wundertüte, eine Abspaltung von den Linken, auf die man sich nicht verlassen könne. Auch in Kleinparteien wie Bündnis Deutschland oder den Freien Sachsen sieht die AfD aktuell keinen Partner - daher warnte Urban davor, die Stimme an sie zu verschenken.

Erste Wahlumfrage zur Werteunion in Sachsen

Kurz vor der Landtagswahl in Sachsen am 1. September gibt es erstmals Zahlen eines Meinungsforschungsinstituts zu den Wahlaussichten der von Hans-Georg Maaßen angeführten Werteunion. Die Insa-Consulere GmbH fragte in einer Telefonbefragung, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich es für die Befragten ist, zur Landtagswahl die Werteunion zu wählen. Zwei Prozent der Wahlberechtigten meinen, dass das "sehr wahrscheinlich" ist, weitere 3,4 Prozent erklärten, dass das "eher wahrscheinlich" ist. Könnte die Partei dieses Potenzial tatsächlich komplett für sich gewinnen, würde sie an der Fünf-Prozent-Hürde kratzen. Die Mitglieder sind entsprechend elektrisiert.

Der Newsletter "Politik in Sachsen"

© Screenshot

>> Noch mehr News, die Titelseiten-Übersicht aller sächsischen Zeitungen und die Terminvorschau gibt es in der Komplettversion der "Morgenlage" jeden Morgen 5 Uhr bequem als E-Mail-Newsletter. Interesse? Dann hier kostenlos den Newsletter bestellen. <<