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Weitere Regionen in Sachsen führen Notfall-App für Ersthelfer ein

Ersthelfer können im Notfall Leben retten. Sie werden per Smartphone alarmiert und helfen, bis der Rettungsdienst kommt. Ein flächendeckendes System gibt es in Sachsen noch nicht.

Von Olivia Daume
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Die Ankunft eines Ersthelfers dauert im Schnitt rund vier Minuten, nur halb so lang wie der Rettungsdienst in der Großstadt.
Die Ankunft eines Ersthelfers dauert im Schnitt rund vier Minuten, nur halb so lang wie der Rettungsdienst in der Großstadt. © Lars Halbauer

Dresden. Schnelle Hilfe im Notfall: In Dresden sowie den Landkreisen Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist am 1. September eine Notfall-App zur Alarmierung von Ersthelfern an den Start gegangen. Über die Notfall-App werden nach Eingang des Notrufs die Ersthelfer alarmiert, die sich im Umkreis der hilfebedürftigen Person befinden.

Seit 1. Juli 2024 können sich qualifizierte Ersthelfer, die in der Landeshauptstadt oder in den Landkreisen Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wohnen, über die App "Region der Lebensretter" registrieren. Angenommen werden aber nur diejenigen, bei denen ein medizinischer Hintergrund vorliegt und davon ausgegangen werden kann, dass sie eine Wiederbelebung durchführen können.

In Deutschland erleiden jährlich mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Bis der Rettungsdienst eintrifft – in Großstädten sieben bis neun Minuten nach dem Notruf, auf dem Land wesentlich später – sind die Überlebenschancen nur noch minimal. Bereits nach kurzer Zeit treten irreversible Schäden im Gehirn auf. Nur etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten überleben. Eine echte Überlebenschance haben Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand nur, wenn umgehend mit den lebensrettenden Maßnahmen begonnen wird.

Ersthelfer brauchen im Durchschnitt vier Minuten

Kommt über eine der Leitstellen in Sachsen in Notfall rein, soll mithilfe der Ersthelfer die Zeit überbrückt werden bis der Rettungsdienst eintrifft. Im Durchschnitt dauert die Ankunft des Ersthelfers rund vier Minuten, halb so lang wie der Rettungsdienst in der Großstadt.

"Sowohl die Landkreise als auch die Landeshauptstadt Dresden verfügen über leistungsstarke Rettungsdienste", sagte Michael Katzsch, Leiter des Brand- und Katastrophenschutzamtes Dresden. "Allerdings gehört auch zur Realität, dass ein Beginn der Wiederbelebung innerhalb von vier Minuten vom professionellen Rettungsdienst inklusive der Leitstellendisposition zeitlich meist nicht zu leisten ist."

Die Notfall-App gibt es bereits seit Ende 2022 im Landkreis Bautzen. In Ostsachsen sind derzeit rund 800 bis 900 Ersthelfer aktiv, erklärt Bernd Brenner, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Bautzen. Erklärt sich einer der alarmierten Ersthelfer bereit zu helfen, bekommt er über die App die genau Adresse des Einsatzortes ausgespielt. Zukünftig soll die Notfall-App auch in der Region Dresden-Elbland sowie im Raum Leipzig eingeführt werden.

Ärztekammer fordert einheitliches Programm

Die sächsische Landesärztekammer hat eine einheitliche Smartphone-App zur besseren Alarmierung qualifizierter Ersthelfer bei Notfällen gefordert, die lediglich eine einmalige Anmeldung in Sachsen benötigt. Bisher bietet Sachsen keine einheitliche, sachsenweite Notfall-App an. "Es erscheint problematisch, dass es im Ausschreibungsprozess verschiedene Systeme ohne eine Kompatibilität untereinander gibt", erklärt Erik Bodendieck, Präsident der sächsischen Landesärztekammer.

Die Landesregierung soll bis zum 31. März 2025 prüfen, wie und unter welchen Voraussetzungen eine flächendeckende, vernetzende Smartphone-App eingeführt werden kann. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, teilt Sozialministerin Petra Köpping (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der Linken mit.

Deutschlandweit gibt es neben der auf bundesweiten Betrieb ausgelegten "Region der Lebensretter" auch andere Notfall-Apps, alle mit verschiedenen Aufnahmekriterien und Alarmierungsprozessen.