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Nach Einsturz der Carolabrücke: So ist der Zustand von Sachsens Brücken

Der eingestürzte Brückenteil der Carolabrücke war vom Brücken-TÜV als "nicht ausreichend" bewertet worden. Doch wie schneiden die anderen sächsischen Bücken ab? Ein Überblick.

Von Moritz Schloms
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Die Ursachen für den Zusammenbruch eines Teils der Carolabrücke sind noch unklar. Doch wie steht es um die anderen sächsischen Brücken.
Die Ursachen für den Zusammenbruch eines Teils der Carolabrücke sind noch unklar. Doch wie steht es um die anderen sächsischen Brücken. © Foto: SZ/Veit Hengst

In der Nacht zum Mittwoch brach ein Teil der Carolabrücke zusammen - schnell sorgte für Diskussionen, dass der mangelhafte Zustand seit 2021 bekannt war. Der eingestürzte Teil der Brücke bekam die Bewertung "nicht ausreichend (3,0-3,4)" im letzten Brücken-TÜV. Eine solche Bewertung lässt normalerweise keinen sofortigen Brückenkollaps vermuten, nach den genauen Gründen für den Zusammenbruch wird noch gesucht.

Doch in welchem Zustand befinden sich die restlichen sächsischen Brücken?

Diese Noten bekommen Sachsens Brücken im Brücken-TÜV

Die Zuständigkeit für die Überwachung von Brücken im Staats- und Bundesstraßennetz liegt beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Das betrifft im gesamten Freistaat mehr als 2.500 Brücken. So auch die Carolabrücke.

Eine Sprecherin sagt über den Rhythmus, in dem die Brücken kontrolliert werden: "Die Kontrolle der Brücken in Sachsen erfolgt nach den Vorgaben der DIN 1076." Demnach erfolgt alle sechs Jahre eine Hauptprüfung, bei der alle Bauteile gründlich kontrolliert werden. Alle drei Jahre findet eine "einfache Prüfung statt", jährlich eine Begehung.

Dabei werden die Brücken nach einem bundesweit einheitlichen System bewertet - und zwar auf einer Skala von 1,0 bis 4,0. Eine 1,0 bis 1,4 ist dabei ein sehr guter Zustand, eine 3,5 bis 4,0 ein ungenügender Zustand. "Insbesondere für die Bauwerke der Zustandsnotenbereiche 3,0 bis 4,0 ist ein höherer Erhaltungsaufwand erforderlich", sagt die Sprecherin des Lasuv dazu.

Doch wie viele Brücken betrifft das? Das Lasuv unterteilt dabei in Bundesstraßenbrücken und in Staatsstraßenbrücken. Bei den Bundesstraßenbrücken erhielten etwas mehr als fünf Prozent die Bewertung 3,0 bis 3,4. Weitere 1,6 Prozent 3,5 bis 4,0

12,2 Prozent der Brücken sind mit der Bestnote 1,0-1,4 bewertet. Fast die Hälfte dieser Brücken (44,4 Prozent) bekommen die Bewertung "befriedigender Zustand". Immerhin ein Fünftel ist in einem guten Zustand (1,5 bis 1,9).

Bei den Brücken mit Staatsstraßen sieht es ähnlich aus. So bekamen dort knapp 17 Prozent die Bestnote. Ein weiteres Fünftel wurde ebenfalls mit 1,5 bis 1,9 bewertet. Jede zehnte Brücke bekommt eine Bewertung ab 3,0 und schlechter. Etwas mehr als die Hälfte der Brücken liegt zwischen 2,0 und 3,0. Das Lasuv bewertet die Lage daher folgendermaßen: "So befinden sich rund 90 Prozent der sächsischen Bundes- und Staatsstraßenbrücken in einem sehr guten bis ausreichenden Zustand."

Das sagt Brücken-Experte von der TU Dresden zum Brücken-TÜV

Im Podcast "Thema in Sachsen" von Sächsische.de äußerte sich am Mittwoch auch Manfred Curbach zum Brücken-TÜV. Er leitet das Institut für Massivbau an der Technischen Universität Dresden und gilt bundesweit als renommierter Experte für Brücken. Zur schlechten Bewertung des Brückenzuges C der Carolabrücke, des Teils, der einstürzte, sagt er: "Bei einer solchen Note wird sofort dazu übergangen, ein Bauwerk ständig zu überwachen." Diese Überwachung sei auch installiert worden. "Diese Note alleine ist jetzt keine Veranlassung, eine Brücke sofort zu sperren."

Auch sein Kollege Steffen Marx, Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden und Teil des Krisenstabs zur Carolabrücke betont das: "Eine schlechte Note heißt nicht, dass die Brücke nicht sicher ist. Also Brücken, die nicht sicher sind, die dürfen wir gar nicht betreiben." Und das werde auch nicht gemacht. Habe ein Prüfer Zweifel an der Standsicherheit einer Brücke, dann "sperrt der die Brücke und zwar wirklich von einem Tag auf den anderen, ohne Rücksicht auf irgendwelches Geschrei."

Die Sprecherin des Lasuv sagt dazu, dass ab der Bewertung 3,5 "Sofortmaßnahmen einzuleiten" seien. Das könnten beispielsweise Absperrungen, Tragfähigkeitsbeschränkungen oder aber auch Vollsperrungen sein. In Sachsen sind von dieser Benotung und entsprechenden Sofortmaßnahmen etwa 85 Brücken betroffen.