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Was verbirgt sich in den Kellern der Richzenhainer Brauerei?

Zum Brauereifest lassen Anja und Olaf Adam am Samstag einen Blick hinter die Kulissen zu. Nicht nur für Bierliebhaber gibt es da viel zu entdecken.

Von Dirk Westphal
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Olaf und Anja Adam haben im März eine neue Brauanlage in der Alten Brauerei Richzenhain in Betrieb genommen, welche die Arbeit der Braumeisterin enorm erleichtert.
Olaf und Anja Adam haben im März eine neue Brauanlage in der Alten Brauerei Richzenhain in Betrieb genommen, welche die Arbeit der Braumeisterin enorm erleichtert. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim/Richzenhain. Alte Brauerei Richzenhain steht in großen Lettern an einem Wirtschaftsgebäude des Areals, ein Schild Bierautomat weist darauf hin, dass es hier, an historischer Stätte, frisch gebrauten Gerstensaft zum Trinken oder Mitnehmen gibt.

Und das wieder seit dem Jahr 2018, denn ab da ließ Familie Adam die Tradition des Bierbrauens in Richzenhain Stück für Stück wieder aufleben.

Blick hinter die Kulissen

Nicht zuletzt beim Brauereifest am 14. September können sich Bierliebhaber und historisch Interessierte ein Bild davon machen, wie in Richzenhain seit dem Jahr 1898 Bier gebraut wurde und was Anja und Olaf Adam in den vergangenen Jahren getan haben, um die regionale Marke zu einer neuen Erfolgsgeschichte zu machen.

Richzenhainer Bier – in DDR-Zeiten war das eher kein Qualitätsmerkmal für den edlen Gerstensaft. Und so verwunderte es nicht, dass ab 1995 kein Bier mehr in Richzenhain gebraut wurde. Die Brauerei stand leer. Bis 2001. Da übernahmen Olaf und Anja Adam das Objekt.

Auch die alten Biertanks in den Kellern dürfen am Samstag von interessierten Bierliebhabern besichtigt werden.
Auch die alten Biertanks in den Kellern dürfen am Samstag von interessierten Bierliebhabern besichtigt werden. © SZ/DIetmar Thomas

Sie wohnten auf dem Gelände und wollten ihren Wohnraum sichern. „Eigentlich wollten wir nur das Haus kaufen, mussten dann aber die ganze Brauerei nehmen“, sagt Olaf Adam. „Es gab nur entweder oder und da haben wir gesagt: Oder – also alles.“

Ab 2003 entwickelte das Paar die ersten Ideen, das Objekt gastronomisch zu nutzen. Himmelfahrt seien immer die Wanderer vorbeigelaufen und so habe sich ein Ausschank angeboten. Daraus entwickelte sich in den folgenden Jahren in der Scheune und der Remise eine äußerst angesagte Party-Location.

Große Nachfrage nach frischem Bier

„Die Nachfrage, hier zu feiern, war sofort da und wuchs ständig“, denkt Olaf Adam zurück und sagt: „Praktisch jede Woche waren wir dann ausgebucht. Und da jeder, der in der ehemaligen Brauerei gefeiert hat, nach Bier fragte, haben wir 2017 entschieden, unseren Gästen am Standort wieder frisches Bier anzubieten.“

Das gestaltete sich für das Ehepaar zunächst als gar nicht so einfach. „Wir hatten das noch nie gemacht und haben für diesen Schritt alles riskiert“, sagt Olaf Adam. Die Brauanlage wurde mit Hilfe des Vaters von Anja Adam, einem Ingenieur, zusammengebaut.

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„Das klingt heute abenteuerlich, hat aber funktioniert“, sagt der 49-Jährige. Und auch heute sei man wieder diesen Weg gegangen, denn aufgrund wachsender Nachfrage wurde eine größere Anlage konzipiert und in Betrieb genommen. Das sei vor allem auch eine finanzielle Frage, was bei der Steuerung beginne.

Richzenhainer Biere gibt es nur in der Brauerei aus dem Fass oder zum Mitnehmen in Flaschen aus dem Bierautomaten.
Richzenhainer Biere gibt es nur in der Brauerei aus dem Fass oder zum Mitnehmen in Flaschen aus dem Bierautomaten. © SZ/DIetmar Thomas

„Du bist einen Haufen Geld los und hast etwas, was du nicht begreifst, bei einer Technik, wo du nur einen Knopf drückst“, erklärt Olaf Adam und fügt an: „Wir wollen aber wissen, was wir machen.“ Mit wir meint Olaf Adam da vor allem seine Frau Anja, die sich auf Workshops das Bierbrauen angeeignet hat.

Brauerei wird überrannt

„Bereits beim ersten Brauereifest sind wir dann praktisch überrannt worden“, sagt Olaf Adam und rechnet vor: „Die Ausschankmenge hat sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt und verdreifacht. So war die Anlage bereits nach einem halben Jahr zu klein. Deshalb haben wir jetzt eine neue gebaut. In einer Größe, die wohl bis zu Rente reicht.“

Auch wenn es immer wieder Anfragen von Gastwirten zu den beiden Biersorten – einem Richzenhainer Pils und einem Richzenhainer Landbier – gebe, verzichten die Brauereibesitzer auf eine breitere Vermarktung.

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„Das Richzenhainer gibt es nur hier“, sagt Olaf Adam, und dass das Bier nur aufgrund der Corona-Pandemie überhaupt in Flaschen abgefüllt wird. Die wurden in Kleinserie befüllt und in einem Automaten angeboten. Da der allerdings immer noch „so dermaßen gut läuft“, gibt es auch weiterhin „Richzenhainer“ zum Mitnehmen oder Soforttrinken.

Fahrradfahrer, Wanderer oder Familien mit Kindern, die den Spielplatz nutzen, gehören mittlerweile zu den Stammgästen. Und die seien des Lobes voll über das neue Richzenhainer Bier.

Entspanntere Herstellung

An die Herstellung kann Braumeisterin Anja Adam durch die neue Anlage seit März etwas entspannten herangehen. „Vorher haben wir jeweils 150 Liter gebraut und jetzt in einem Durchgang 400 Liter“, erklärt Olaf Adam.

„Wir haben zwei 800 Liter fassende Lagertanks. Wenn meine Frau zweimal braut, ist praktisch einer voll. Früher musste man viermal dafür brauen. Ein Brauvorgang dauert etwa sechs Stunden. Jetzt kann man ein um den anderen Tag brauen, was die Arbeit verringert.“

Braumeisterin Anja Adam wird zum Brauereifest den historischen Eiskeller aufschließen.
Braumeisterin Anja Adam wird zum Brauereifest den historischen Eiskeller aufschließen. © SZ/DIetmar Thomas

Zudem stehen die 800-Liter-Tanks jetzt im Keller der alten Brauerei, wodurch extrem Energie gespart werden kann.

„Man hat diese Keller damals nicht umsonst in den Berg reingebaut“, sagt Olaf Adam und weist darauf hin, dass Interessierte beim Brauereifest nicht nur einen Blick auf die neuen Brauanlagen der Adams werfen können, sondern auch in die alten, historischen Keller der Richzenhainer Brauerei.

Vorbereitungen laufen

Anja Adam steckt bereits seit Wochen in den Vorbereitungen, sorgt für Licht im alten Eiskeller oder legt die Routen für die Rundgänge mit Absperrbändern fest.

„Das ist eine von vier öffentlichen Veranstaltungen im Jahr, bei denen auch wieder zwei Livebands spielen werden“, sagt Olaf Adam.

„Es gibt frisches Bier, Essen und wir hoffen auf schönes Wetter“, fügt er an und freut sich auf zahlreiche Gäste, die sich nicht nur freuen werden, dass es wieder Richzenhainer Bier gibt, sondern auch, dass sie Olaf Adam gratulieren können. Denn der feiert ausgerechnet zum Brauereifest seinen 50. Geburtstag.

  • Brauereifest Richzenhain: 14. September ab 16 Uhr; Eintritt frei; Livemusik; Rundgänge.