Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Görlitz

Rockt Görlitz nochmal? Geschrumpftes Kneipenfestival auf Prüfstand

Das beliebte einst "größte Kneipenfestival Sachsens" ist in den vergangenen Jahren kleiner geworden, der Preis gestiegen. Ob es 2025 eine Neuauflage gibt, ist fraglich.

Von Marc Hörcher
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
So war es 2017: Die Band "RamRoad" spielte im Döner-Restaurant am Klosterplatz, das damals noch "Imperator" hieß. Dieses Jahr mussten Gäste auf die Rocker verzichten, obwohl sie angekündigt waren.
So war es 2017: Die Band "RamRoad" spielte im Döner-Restaurant am Klosterplatz, das damals noch "Imperator" hieß. Dieses Jahr mussten Gäste auf die Rocker verzichten, obwohl sie angekündigt waren. © SZ-Archiv / Pawel Sosnowski

„Bunter, strahlender, glanzvoller und rockiger“ - mit musikalischen Highlights und Livekonzerten von Rock, Pop, Blues, Jazz, Funk, Soul, Latin, Salsa, Bouzouki, Punk, Schlager, Folk, Klezmer bis hin zu Gothic und Metal in 26 Kneipen und weiteren Locations. So las sich eine Ankündigung für „Görlitz rockt“ in der Terminspalte auf der Webseite der Stadt Görlitz - im Jahr 2023. Gestimmt hat die Zahl der Locations in dieser Ankündigung damals nicht so ganz - tatsächlich standen elf Lokale im dünneren Programmheft. So auch in diesem Jahr. Bespielt wurden aber diesmal nur acht Orte. Drei Konzerte fielen aus. Eines krankheitsbedingt; bei zwei weiteren offenbar aufgrund kommunikativer Schwierigkeiten.

Wer im Studierendenclub Maus die Party-Rocker von „RamRoad“ hören wollte, stand enttäuscht vor geschlossener Tür - nicht mal einen Aushang gab es, der erklärt hätte, was los war. „RamRoad“ selbst entschuldigte sich auf seiner Band-Facebook-Seite - man wisse nicht, wie es überhaupt zu der Ankündigung kam, in diesem Jahr sei kein Auftritt in der „Maus“ geplant gewesen. „Das mit RamRoad ist schiefgelaufen“, gibt Andreas Ch. de Morales Roque zu, Organisator des Fests von der Incaming Media GmbH. Insgesamt wertet er die 15. Auflage des Festivals in diesem Jahr dennoch als Erfolg, spricht von „etwa Tausend“ Zuschauern, „nicht mehr, aber auch nicht weniger“ als im Vorjahr.

Andreas Ch. de Morales Roque von der Incaming Media GmbH ist Organisator des Fests.
Andreas Ch. de Morales Roque von der Incaming Media GmbH ist Organisator des Fests. ©  SZ-Archiv

Das hat Alex Stein, Inhaber des Ayana Döner am Klosterplatz, einer der Gastronomen, die ihr Lokal als Spielstätte zur Verfügung stellten, anders wahrgenommen. Beide Jahre spielte bei ihm Peer Orxon eine Mischung aus Pop, Rock und Blues - „den fand ich letztes Jahr sehr gut und wollte ihn deswegen wieder haben“. Im Vorjahr war sein Imbiss brechend voll, bis 3 Uhr morgens. In diesem Jahr seien zur Stoßzeit vielleicht 25 Gäste da gewesen. „Sehr enttäuschend.“ Gegen 22 Uhr schloss er. „Insgesamt habe ich Minus gemacht, zumal ich den Musiker selbst bezahlen musste.“ Zudem sei er recht kurzfristig eine Woche vor der Veranstaltung angefragt worden - kaum Chancen, um groß zu werben.

"Café Oriental"-Wirtin war begeistert

Das Fazit von Uma Zimmermann, die ihr„Café Oriental“ ebenfalls als Konzertraum zur Verfügung stellte, fällt hingegen völlig anders aus. Es sei ein unvergesslicher Abend gewesen, sagt sie - schwärmt von dem Konzert, das Gitarrist Marc Winkler mit Sängerin Anne Großhäuser an dem Abend gab. Was Gästeanzahl und Umsatz angeht, habe sie keinen Rückgang bemerkt. Sie habe allerdings auch nicht die volle Künstler-Gage aufbringen müssen, sondern mit Incaming Media im Voraus ausgehandelt, den Teil zu bezahlen, der für sie stemmbar sei, „den Rest übernehmen wir“, habe der Organisator gesagt.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Ob es im nächsten Jahr noch mal eine Neuauflage von „Görlitz rockt“ geben wird, wolle man überdenken, sagt de Morales Roque. „Da legen wir uns im Dezember fest.“ Wenn, dann wolle man wahrscheinlich wieder in den Juni rücken. Das sei in diesem Jahr aufgrund der Fußball-EM nicht gegangen. Bei dem reduzierten Programm werde es bleiben, sagt er, „auf keinen Fall mehr als 15 Locations“, räumlich eher im Kernbereich der Altstadt. Das eingedampfte Programm begründet er mit höheren Kosten für Security und Technik, ebenso den vor zwei Jahren gestiegenen Preis. Die 20 Euro seien „nicht mehr günstig, aber angemessen“, findet er - so viel zahle man anderswo für einen einzigen Künstler, und alle Bands an einem Abend zu sehen schaffe der Zuschauer ohnehin nicht.