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Rosenthaler Fischzucht droht das Aus

Carsten Altenburg kann seine Ein-Mann-Fischerei aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bewirtschaften. Jetzt sucht er einen Nachfolger - bislang vergeblich.

Von Katarina Gust
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Fischer mit Herz und Seele: Carsten Altenburg aus Rosenthal-Bielatal muss seinen Ein-Mann-Betrieb aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
Fischer mit Herz und Seele: Carsten Altenburg aus Rosenthal-Bielatal muss seinen Ein-Mann-Betrieb aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. © Daniel Schäfer

Immer an der frischen Luft, immer in der Natur und immer sein eigener Herr: Carsten Altenburg fallen viele Vorteile ein, wenn er über seinen Arbeitsalltag in seiner Fischerei in Rosenthal-Bielatal erzählt. Auf einem kleinen Grundstück zwischen der rauschenden Biela und den steil aufragenden Sandsteinfelsen bewirtschaftet er mehrere kleine Teiche. Lachsforellen, Regenbogenforellen, Saiblinge und Goldforellen ziehen darin friedlich ihre Bahnen - ein kleines Naturidyll.

"Normalerweise sind die Becken voll", sagt Carsten Altenburg. Etwa 3.000 Fische werden in dem Ein-Mann-Betrieb großgezogen. In Hochzeiten waren es auch schon 5.000 Exemplare. Von der stattlichen Zahl ist aktuell nicht mehr viel übrig. Um wenige hundert Tiere kümmert sich Carsten Altenburg derzeit noch. Und es werden täglich weniger. Denn die Tage der Fischzucht sind gezählt.

"Ich schaffe es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr", sagt der 63-Jährige. Der Rosenthaler ist schwerbehindert und körperlich so eingeschränkt, dass er die teils schwere Arbeit nicht mehr leisten kann. Wenn er die beantragte Erwerbsminderung genehmigt bekommt, sollen die letzten Fische an Kollegen abgegeben und das Gewerbe abgemeldet werden.

Fischereiverband startet Aufruf per Vereinszeitung

Ein Schritt, der Carsten Altenburg schwerfallen wird, denn sein Herz hängt an der Fischerei. Und das, obwohl er gar kein klassischer Fischwirt ist - sondern ursprünglich Gerüstbauer gelernt hat. Nach einem Unfall und einer daraus folgenden Berufsunfähigkeit musste sich Altenburg jedoch beruflich umorientieren. Denn aufs Gerüst steigen, das war seitdem tabu. Der Zufall sorgte dafür, dass er bei Horst Winkler, der die Fischzucht im Bielatal damals innehatte, einstieg und mit aushalf. Aus der Aushilfe wurde ein Vollzeitjob. Als Winkler in den verdienten Ruhestand wechselte, übernahm Carsten Altenburg. "Ich hab mich über die Jahre in die Arbeit hineingefuchst", sagt er. Mit Anfang Fünfzig wurde er damit nochmal zum Existenzgründer. Zehn Jahre ist das inzwischen her.

Nun geht es ihm wie einst seinem Vorgänger. Carsten Altenburg sucht dringend einen Nachfolger, damit die Fischerei doch noch weiter bestehen kann. Aus dem eigenen Familienkreis gibt es niemanden. "Die Kinder sind alle weg und beruflich selbst verwurzelt", sagt er. Auch im Freundes- und Bekanntenkreis fand sich niemand. Um Schützenhilfe zu geben, hat sich der Sächsische Fischereiverband angekündigt. Dieser will Carsten Altenburg unterstützen und in der Vereinszeitung über seinen Betrieb in Rosenthal-Bielatal und die Nachfolgesuche berichten. "Vielleicht bringt das etwas", sagt der 63-Jährige.

Gastronomen in der Region sind Hauptkunden

Nicht nur er würde sich freuen, den Betrieb in gute Hände abzugeben. Vor allem seine Kunden wären dankbar. "Carstens Fischerei" beliefert viele Gastronomiebetriebe in der Sächsischen Schweiz. Auch in Dresden hat er Restaurants, die seine Fische verarbeiten. Dazu die vielen Privatkunden, die bei ihm frischen oder geräucherten Fisch kaufen.

Gerade jetzt wäre es an der Zeit, neue Setzlinge für seine drei Aufzucht-Teiche zu bekommen. Die Saibling-Setzlinge bezog er von regionalen Fischzüchtern, unter anderem der Forellen- und Lachszucht Ermisch in Langburkersdorf. Die benötigte Menge an Regenbogenforellen bekommt er dagegen aus Dänemark. Einem Betrieb, den sich Carsten Altenburg einst selbst angesehen hat. Die Qualitätskontrolle passte. "Die Fische da sind sauber", sagt er.

Im Frühling wurden die Tiere immer per Lkw nach Rosenthal-Bielatal gebracht. Und vom Laster in den Teich? Dafür gibt es eine kleine, praktische Hilfe. Altenburg hat sich aus Rohren eine Fischrutsche "Marke Eigenbau" gebastelt. Über das Stecksystem rutschen die Tiere dann bequem und in wenigen Minuten aus den Tanks im Laster über die Biela hinweg in seine Gewässer.

Eine der letzten Forellen, die bei Züchter Carsten Altenburg in Rosenthal-Bielatal heranwachsen. Von ursprünglich 3.000 Exemplaren hat er aktuell nur noch wenige Hundert Tiere im Becken schwimmen.
Eine der letzten Forellen, die bei Züchter Carsten Altenburg in Rosenthal-Bielatal heranwachsen. Von ursprünglich 3.000 Exemplaren hat er aktuell nur noch wenige Hundert Tiere im Becken schwimmen. © Daniel Schäfer

Etwa ein Jahr alt sind beispielsweise die Saibling-Setzlinge, wenn sie bei Carsten Altenburg im Becken landen - und 50 bis 60 Gramm schwer. Innerhalb eines halben Jahres zieht er sie zu stattlichen Fischen heran mit etwa 400 Gramm Gewicht. Sind sie groß genug für den Teller, fischt er die Tiere per Hand aus dem Wasser. Auch geschlachtet werden sie vor Ort. Eingefroren werden sie aber nicht, auch nicht eingeschweißt. "Ich verkaufe nur fangfrischen Fisch", sagt er. Wie lange noch? Ein paar Wochen vielleicht. Dann sind die Teiche leer gefischt. "Fürs Ostergeschäft beziehe ich auf jeden Fall noch einmal ein paar Forellen aus Dänemark", kündigt er an.

Job mit großem Aufwand und kaum Urlaub

Warum ist es so schwer, einen Nachfolger für seinen Betrieb zu finden? "Die ständige Bereitschaft ist sicher ein Problem", erklärt Carsten Altenburg. Die Fischaufzucht sei komplex und mit einem großen Aufwand verbunden. Die kleinen Setzlinge zum Beispiel müssten jeden Tag gefüttert werden. Zudem müsse darauf geachtet werden, dass das Wasser immer fließt - damit die Fische genügend Sauerstoff bekommen. "Deshalb bin ich auch am Wochenende immer auf Achse", sagt Altenburg. Große Urlaube oder einfach ein paar Tage wegfahren seien kaum drin.

Ein Engagement, das auch Bürgermeister Tino Bernhardt (Freie Wähler Rosenthal-Bielatal) mehr als schätzt. "Es ist sehr schade, Herr Altenburg ist ein sehr engagierter Einwohner und Unternehmer", sagt Bernhardt. Bei Veranstaltungen im Ort sei er immer dabei, zum Beispiel mit seinen Fischbrötchen. Er hofft, dass sich zeitnah ein Nachfolger findet, damit die Fischerei erhalten bleibt.