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Heidenaus versteckter Imbiss

Brigitte und Mike Ruzika kochen seit zehn Jahren in einem ehemaligen Waschhaus in Heidenau für alle, die mittags Hunger haben.

Von Heike Sabel
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Etwas versteckt, doch seit zehn Jahren die Imbiss-Adresse in Heidenau: die Hofküche von Brigitte und Mike Ruzika.
Etwas versteckt, doch seit zehn Jahren die Imbiss-Adresse in Heidenau: die Hofküche von Brigitte und Mike Ruzika. © Marko Förster

Morgens um 8 Uhr haben sie schon das erste Mal geweint. Die große Pfanne geschnittener Zwiebeln ist der Beweis. Heute Mittag gibt es als Tagesessen Currywurst-Gulasch mit Backkartoffeln. Doch vorher kommt erst einmal das 20-Minuten-Kaffee-Ritual. Das lassen sich Brigitte und Mike Ruzika nicht nehmen. Sie betreiben seit zehn Jahren den Imbiss "Hofküche" in Heidenau auf der Pirnaer Straße.

Fünf Jahre haben sich Brigitte und Mike Ruzika vor zehn Jahren gegeben. Wenn der Imbiss dann nicht läuft, war es eine Erfahrung. Er läuft bis heute und auch das ist eine Erfahrung. Fast staunen sie darüber. Einerseits hätten sie es nicht gedacht, dass es so lange so gut läuft, anderseits haben sie viel dafür getan.

Ein Team im Leben und in der Küche

Ruzikas haben das ehemalige Waschhaus nach und nach ausgebaut: mehr Platz für die Gäste und eine kleine Küche statt einer Miniküche. Ein Grund für die Erweiterung war vor Jahren der Bau der Hochwasserschutzmauer an der Elbe. Die Baufirma suchte eine Möglichkeit, ihre Mitarbeiter vor Ort zu versorgen - und kam auf die Hofküche. Heute profitieren die Gäste von dem Platz. Im Gastraum haben die Rentner ihren Stammtisch und ist es auch Winter mollig warm, sagt Mike Ruzika.

Gemütlich wie Zuhause, warm auch im Winter und nicht mehr wiederzuerkennen: der Gastraum im ehemaligen Schuppen und Waschhaus.
Gemütlich wie Zuhause, warm auch im Winter und nicht mehr wiederzuerkennen: der Gastraum im ehemaligen Schuppen und Waschhaus. © Marko Förster

Brigitte und Mike Ruzika sind ein doppeltes Team - im Leben und in der Küche. Er rührt, sie brutzelt - Arbeitsteilung zum Beispiel beim Eierkuchen und den Frikadellen. Er ist auch der, der die Bestellungen zu den Kunden fährt. Die erste Runde meist schon so gegen 10.30 Uhr. Bis dahin muss also das Essen fertig sein.

Handel und Gastronomie liegen in der Familie

Neben dem Tagesessen gibt es zum Beispiel immer Bauernfrühstück und Käseomelett. Inzwischen wissen sie, was wie läuft und wieviel sie vorbereiten. Mittwochs gibt es den Plan für die nächste Woche, donnerstags bestellen die Firmen. Der Großteil sind Stammkunden, solche, die beliefert werden und solche, die jeden Tag in die Hofküche kommen. Nicht selten werden aus Zufallsgästen Stammbesucher.

Quarkkäulchen sind vor allem bei Männern gefragt. Bauernfrühstück geht immer und kostet 6,90 Euro, der Currywurst-Gulasch 7,60 Euro und das Schnitzel mit Blumenkohl, Kartoffeln und Sauce hollandaise 8,20 Euro. Kaffee gibt es natürlich auch, doch Kuchen und Eis, das lohne sich nicht. Die Kekse in der Weihnachtszeit sind etwas anderes. Die bäckt Brigitte Ruzika aus Freude für ihre Gäste.

Ein Grund dafür, dass es die Hofküche noch immer gibt, sei, dass sie in ihre Kalkulation keine Miete einbeziehen müssen. Das Grundstück auf der Pirnaer Straße hat Tradition in Sachen Handel. Die Oma von Mike Ruzika führte hier im Vorderhaus lange ein Kolonialwarengeschäft. Auch bei seiner Frau Brigitte liegen Handel bzw. Gastronomie in der Familie. Ihr Onkel hat das Elbcafé in Schmilka.

Kein Frühstücksangebot mehr

Das anfängliche Frühstücksangebot haben sie schon nach relativ kurzer Zeit reduziert und mit der Corona-Pandemie ganz eingestellt. Es war viel zu viel Arbeit für zwei, und das zweite Frühstück überschnitt sich mit dem ersten Mittag. Dass sie zu Corona-Beginn schon den Lieferservice hatten, habe sie über die Zeit gerettet. Catering bis etwa 40 Personen bieten sie nach wie vor an.

So ein Imbiss-Angebot wie das von Mike und Brigitte Ruzikas gibt es in Heidenau eigentlich kein zweites Mal - noch dazu mit Lieferung. Olis Menüküche hat das auch mal gemacht, inzwischen aber nicht mehr. Das Trostpflaster - einst an zwei Standorten - gibt es nicht mehr.

Die 20-Minuten-Kaffee-Pause ist längst herum, die Tassen leer. Mike Ruzika drängt. Wenn bis 11 Uhr alles fertig sein soll, müssen sie jetzt losmachen. Auch wenn die Zwiebeln schon geschnitten sind.