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Schon acht neue Restaurants in Zittau in diesem Jahr - und das neunte öffnet bald

Immer neue Cafés, Imbisse und Restaurants - Zittau erlebt einen Boom. Die Stadt freut's, der Verband sieht die Entwicklung auch mit Sorge.

Von Thomas Christmann
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Aline und Oliver Heinrich haben im Juni das Aquagarden-Café in der Inneren Weberstraße geöffnet und bauen das immer weiter aus.
Aline und Oliver Heinrich haben im Juni das Aquagarden-Café in der Inneren Weberstraße geöffnet und bauen das immer weiter aus. © lausitznews.de

Den Gästen bieten Aline und Oliver Heinrich ein "Highlight" an. So heißt das neueste und größte Becken, das am Eingang ihres Aquagarden-Cafés an der Inneren Weberstraße in Zittau steht. Darin befinden sich derzeit allerdings erstmal nur schwarzer Sand, filigrane Wurzeln und südamerikanische Pflanzen, dazwischen Inseln aus Lavasteinen - alle einzeln verklebt. Eine schöne Umgebung für Raritäten, sagt der Bauherr. Sobald die Lebensbedingungen gegeben sind, sollen darin Pfauenaugen-Stechrochen und Arowanas schwimmen.

Seit Juni haben die Strahwalder ihr Café geöffnet, indem sich zuletzt die Gaststätte "Alte böhmische Stube" und davor die "Zum Schwaben" befand. Darin präsentieren sie Unterwasser-Landschaften aus Europa, Asien, Afrika, Australien, Süd-, Mittel- und Nordamerika. Die Gäste bestellen dazu passende Getränke und Speisen.

Mittlerweile sind zu den 27 Aquarien drei neue dazugekommen, ist die Zahl der Fische von 6.000 auf 6.500 gestiegen. Und statt fünf stehen nun neun Terrarien im Café, in denen neben Geckos, Tausendfüßler, Asseln, Schrecken und Echsen neuerdings Krabben und die weltweit buntesten Frösche leben. Die meisten Tiere hat das Paar gezüchtet oder von Vereinen, Verbänden, Freunden und Gästen bekommen. "Wir wollen so viel Arten wie möglich präsentieren", sagt Oliver Heinrich. "Was der Platz hergibt."

Bis vor Weihnachten soll mit der Antarktis der letzte Kontinent im Café fertig sein, der Afrika als größten Raum ablöst. Auf Acrylplatten sitzen die Gäste dann zwischen einer Eislandschaft aus Gips und Styropor, während unter ihnen passende Meerwasserfische schwimmen. Damit wächst das Café von 100 auf 124 Plätze. Im Juli ist die Terrasse mit 20 Sitzmöglichkeiten dazugekommen.

Seitdem bieten die Betreiber neben Frühstücks-Menüs, Eisbechern, Kuchen, Torten, selbstgemachter Limonade und Kaffee auch Mittagessen an. Für Kitas und Schulen erfüllen Heinrichs zusätzlich einen Bildungsauftrag. Ursprünglich war zum Entdecken und Forschen nur der Montag vorgesehen, mittlerweile führen sie Kinder auch fast jeden Dienstag durch den Lehrpfad. Der Grund für all das ist die Nachfrage.

Zwölf neue Gastro-Anmeldungen seit Jahresanfang

Die Strahwalder waren im Sommer die ersten neuen Gastronomen an der Inneren Weberstraße. Einen Monat später folgte das Sushi-Restaurant "Taumii". Im August stieß das "Cafè Praha" dazu. Als Konkurrenz sehen Heinrichs die anderen Betreiber aufgrund des unterschiedlichen Angebots nicht. "Es freut uns ungemein, dass die Straße belebt wird", sagt der Mann stattdessen. Gleiches passiert an anderen Stellen der Stadt: So gibt es seit Januar das Fast-Food-Restaurant Mido's Food an der Franz-Könitzer-Straße, seit Juli die Pizzeria "Mama Mia" an der Reichenberger Straße, seit August mit "Bella Italia" eine weitere an der Bautzener Straße. Zuletzt machte der Döner-Imbiss "Antalya Kebap" im Kaufland an der Christian-Keimann-Straße auf. Am 16. September öffnet Zittaus erstes veganes Bistro "Emilia" an der Lindenstraße. Das sollte bereits im August fertig sein. "Leider hat sich die Bauphase verlängert, da wir aktuell einen krankheitsbedingten Ausfall und eine hohe Nachfrage des Foodtrucks haben", erklärt Inhaber Tuomo Neumann. Im Ortsteil Dittelsdorf hat der gleichnamige Gasthof seit Juli neue Inhaber.

Erlebt Zittau damit gerade einen Gastronomie-Boom? Nach den Zahlen der Stadt schon. Ihr liegen für 2024 bereits zwölf Gewerbe-Anmeldungen vor. Dem gegenüber stehen sieben Abmeldungen, beispielsweise machte "La Famiglia" an der Inneren Weberstraße zu. Im gesamten vorigen Jahr lag die Zahl neuer Betriebe bei zehn, der aufgegebenen bei vier. "Tatsächlich verzeichnen wir in der jüngsten Vergangenheit vermehrt Neueröffnungen in der Gastronomie", teilt Lukasz Witków mit. "Das ist natürlich ein positives Signal, denn offensichtlich sehen die Unternehmer einen Markt in Zittau", so der Referent des Oberbürgermeisters. Besonders begrüßenswert seien jene, die Lücken in der Stadt schließen. Ein vielfältiges gastronomisches Angebot ist laut Lukasz Witków nicht nur für Einheimische eine Bereicherung, sondern auch für den Tourismus ein Standortfaktor.

Auch Axel Klein vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Sachsen freut sich über jede Eröffnung. Aber der Geschäftsführer macht sich gleichermaßen Sorgen um die regionale Küche. Nach den jüngsten Zahlen seines Verbandes haben schon jetzt 173 Gemeinden in Sachsen weniger als eine Kneipe auf 1.000 Einwohner. Jedes Jahr sinkt die Zahl derer, die heimische Speisen anbieten. Gerade solche Gaststätten würden doch den Charme einer Gegend ausmachen, sagt er mit Blick auf die Touristen. Sie seien Arbeitgeber, Orte des kulturellen Miteinanders und ein großer Absatzmarkt regionaler Produzenten, berichtet Axel Klein. Es bestehe die Gefahr, dass die Wirtschaftskreisläufe zum Stoppen kämen.