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Das Bier von nebenan: Fünf Sorten aus Sächsicher Schweiz und Osterzgebirge im Test

Brauen aus Leidenschaft - das tun fünf regionale Brauereien im Landkreis SOE. Die Redaktion von Sächsische.de hat die handwerklich hergestellten Biere probiert.

Von Simon Lehnerer
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Bei der Frage nach dem Favoriten sind sich Reporter Maik Brückner (li.) und  Redaktionschef Domokos Szabó (Mi.) einig - für sie gewinnt Lohmener Helles. Reporter Simon Lehnerer schmeckt das Kiwi-Pils von Sudfrei am besten.
Bei der Frage nach dem Favoriten sind sich Reporter Maik Brückner (li.) und Redaktionschef Domokos Szabó (Mi.) einig - für sie gewinnt Lohmener Helles. Reporter Simon Lehnerer schmeckt das Kiwi-Pils von Sudfrei am besten. © SZ/Annett Heyse

Die Sachsen lieben Bier. Das klingt vermutlich nicht wie eine neue Erkenntnis. Beim Bierabsatz liegt Sachsen im bundesweiten Ranking mit knapp sieben Millionen Hektolitern auf Platz drei, hinter Bayern und NRW. "Der Bierabsatz ist in den letzten Jahren zwar auch in Sachsen rückläufig, trotzdem rechnet der Freistaat mit 52 Millionen Euro Einnahmen aus der Biersteuer", erklärt Thomas Gläser, Geschäftsführer des Sächsischen Brauerbunds.

2020 und 2021 ging der Absatz durch die coronabedingten Lokal-Schließungen zurück, danach fehlte es an Personal, Gastronomiebetriebe haben die Öffnungszeiten reduziert, manche gaben ganz auf. Was auf den ersten Blick nicht dazu passt - während die Anzahl der Braustätten bundesweit in den letzten fünf Jahren leicht zurückging, zeigt sich in Sachsen seit Jahren ein Aufwärtstrend.

Stand Dezember 2023 gibt es in Sachsen 82 Braustätten, 1995 waren es noch 37. Damit bewegt sich Sachsen damit im oberen Mittelfeld. Mehr Braustätten gibt es nur in Bayern, NRW, Baden-Württemberg und Niedersachsen plus Bremen.

Laut Gläser ist Sachsen zumindest im Osten die unangefochtene Nummer Eins – beim Bierabsatz, bei der Zahl der Braustätten, bei der Markenvielfalt und bei den beliebtesten Biermarken. Die Leidenschaft und Begeisterung für das Produkt Bier und den Beruf Brauer/Mälzer sei ungebrochen. Belege hierfür seien neben der stetig wachsenden Zahl der Braustätten auch die Ausbildungszahlen. "36 Auszubildende haben in diesem Jahr ihre Ausbildung als Brauer/Mälzer an der Brauerschule in Dresden erfolgreich beendet", sagt Gläser.

Neben den großen, bekannten sächsischen Brauereien wie Radeberger, Feldschlösschen, Sternburg oder Freiberger schießen immer wieder kleine Privatbrauereien aus dem Boden. Auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gibt es kleine Brauereien. Sächsische.de hat fünf von ihnen sie getestet.

Stammtischatmosphäre: Die SZ-Redakteure durften die lokalen Biere durchprobieren.
Stammtischatmosphäre: Die SZ-Redakteure durften die lokalen Biere durchprobieren. © SZ/Domokos Szabo

Für den Vergleich wurden jeweils die Sorten Pils und Helles getestet. Manche Brauereien hatten eine der Sorten nicht auf Lager, dafür wurde eine Ersatzsorte getestet. Bewertet wurde in Schulnoten und daraus der Durchschnitt genommen. Keines der getesteten Biere war schlecht und die Noten spiegeln die subjektive Wahrnehmung wider.

Sudfrei aus Freital und die wechselnden Exoten

Markus Morawietz und Falk Beuchel brauen bereits seit 2016 hobbymäßig ihr eigenes Bier und seit diesem Jahr auch gewerblich im Bahnhof Freital-Deuben. "Wir machen das nebenberuflich als Kleingewerbe und möchten den Bierliebhabern in der Umgebung den Zugang zu Bieren außerhalb des 'Mainstreams' bieten", sagt Morawietz. Weil sie nur in kleinen Mengen brauen, haben sie die Möglichkeit immer mal wieder neue Sorten anbieten zu können. In der Regel sei eine Sorte zwischen drei und vier Wochen verfügbar und werde dann durch eine ähnliche Sorte abgelöst.

Ausschank ist freitags von 17 Uhr bis 21 Uhr im Bahnhof Freital-Deuben. Man sollte sich vorab auf der Webseite informieren, da manchmal auch freitags geschlossen ist.

Die Brauerei Sudfrei schenkt eigentlich nur direkt vom Fass aus. Für unsere Tester haben sie ausnahmsweise Flaschen abgefüllt.
Die Brauerei Sudfrei schenkt eigentlich nur direkt vom Fass aus. Für unsere Tester haben sie ausnahmsweise Flaschen abgefüllt. © Domokos Szabó

Von der Brauerei Sudfrei wurden die Sorten Helles und Kiwi Pils getestet. Außerdem hatten sie zum Testzeitpunkt auch die Sorten Bernstein 13° und Pale Ale auf Lager. Die Sorte Helles ist naturtrüb und hat eine hellgelbe Farbe. Das Bier riecht mild-hopfig und schmeckt herb, aber auch etwas schwach und nicht so charaktervoll.

Das Kiwi-Pils riecht sehr fruchtig-hopfig. Der Geschmack ist frisch, intensiv und leicht bitter - "wie ein Pils eben sein muss." Ein Tester kürt es sogar zu seinem persönlichen Sieger.

Johnsbräu aus Glashütte hat Bier mit mild-würziger Note

Auch Johnsbräu stammt aus der Feder, oder besser aus dem Braukessel, einer Gruppe von Freunden. "Wir kennen uns aus Jugendzeiten und trinken gern Bier", begründet Dirk Hahmann den Entschluss, unter die Bierbrauer zu gehen. Die Braustätte befindet sich im früheren Gemeindeamt in Johnsbach. Das Brauen ist für Hahmann und seine Kollegen Frank Höhnel, Jens Sebrein und Carsten Faust mehr ein Hobby.

Verkauft wird das Bier, das bis zu einem Vierteljahr gelagert werden kann, nicht nur an Freunde und vom Brauhaus aus, sondern auch in der Glashütter Gaststätte Bretthäus'l, die Hahmann seit Anfang 2020 als Wirt führt.

Johnsbräu war die einzige Brauerei im Test, die ihr Bier in 0,5-Liter-Flaschen abgefüllt hat.
Johnsbräu war die einzige Brauerei im Test, die ihr Bier in 0,5-Liter-Flaschen abgefüllt hat. © Domokos Szabó

Die Brauerei Johnsbräu stellte der Redaktion die Sorten Pilsner und Urbock zur Verfügung. Das Pilsner kommt mit einer mild-würzigen Duftnote und einem süffigen, gärigen Geschmack daher. "Ein Anflug von Brot", heißt es vonseiten eines Testers. Das Urbock riecht stark, fast schon muffig, ist bernsteinfarben und schmeckt typisch malzig, mittel-bitter und im Abgang mit einer leichten Sherry-Note. Da nicht alle Tester Bock-Fans sind, kommt das Bier in der Gesamtwertung etwas schlechter weg.

Hofbrauerei Lohmen: Klassisches Bier, wie es schmecken muss

Schon seit seiner Schulzeit interessiert sich Inhaber Stefan Oettel für die eigene Herstellung von Lebensmitteln. Er produzierte bereits Wein aus Äpfeln, Reis, Sauerkirschen und Rhabarber, eigenen Käse und Saft. 2017 richtete er dann auf seinem ehemaligen Bauernhof die Hofbrauerei Lohmen ein und versucht sich seitdem an Bier -mit Erfolg.

Dieses Jahr lief gut für Oettel. "Wir hatten von Juni bis September eine erfolgreiche Saison." Neben dem Flaschenverkauf an über 20 Verkaufsstellen in Dresden und in der Sächsischen Schweiz füllt die Hofbrauerei auch Fässer für Gaststätten ab und verkauft diese auch an Privatpersonen, allerdings "nur mit Voranmeldung", sagt der Inhaber und ergänzt: "Wichtig zu erwähnen ist, dass wir zu 100 Prozent Bio zertifiziert sind."

Buntes Design: Die Hofbrauerei Lohmen setzt visuell auf Farben.
Buntes Design: Die Hofbrauerei Lohmen setzt visuell auf Farben. © Domokos Szabó

Lohmener Keller und Helles standen für die Redakteure als Testobjekte aus der Hofbrauerei in der Sächsischen Schweiz bereit. Die erste Sorte, Helles, besticht durch einen blumig-frischen Geruch, eine Farbe wie Whisky und einen leicht bitteren und blumigen Geschmack. "Ein klassisches Bier, wie es schmecken muss", sagen die Tester.

Das Kellerbier duftet wieder etwas stärker und hopfiger, ist trüb wie natürlicher Apfelsaft und hat geschmacklich eine feine Bitternote, aber mit weniger Charakter als das Helle.

Brauhaus Pirna "Zum Gießer": Mit feiner Karamellnote

Das Brauhaus "Zum Gießer" in Pirna verwendet für seine Biere Malz aus sächsischen Gersten und Hopfen aus den Gebieten Hallertau und Tettnang in Süddeutschland, sowie dem tschechischen Saaz. Die Sorten Bastei Pils, Stadtbier und Dunkel werden täglich im Brauhaus vom Fass ausgeschenkt. Zudem gibt es im Online-Shop wechselnde Sondereditionen in Flaschen zu kaufen.

"Die Produktion läuft auf dem gleichen Niveau wie letztes Jahr, da können wir uns nicht beschweren", sagt Michael Klix vom Vertrieb. Die Kapazitäten seien dieses Jahr durch einen Umbau der Brautechnik noch erweitert worden. Ausgeschenkt wird das Bier im eigenen Brauhaus, im Platzhirsch - beides in Pirna - und bei "ein paar Gastronomen in der Sächsischen Schweiz."

Das Bier aus dem Brauhaus "Zum Giesser" gibt es in Flaschen, allerdings nicht im Einzelhandel.
Das Bier aus dem Brauhaus "Zum Giesser" gibt es in Flaschen, allerdings nicht im Einzelhandel. © Domokos Szabó

Das Pirnaer Stadtbier ist bernsteinfarben und es riecht süß und malzig. Geschmacklich ist leicht süßlich, "fast ein wenig wie Malzbier" mit einer feinen Karamell-Note. Das Basti-Pils ist eher hellbraun, riecht nicht aufregend, schmeckt fruchtig-süffig, mäßig-bitter und "wie ein Durchschnitts-Pils".

Braumanufaktur Schmilka: Das gute Leichtbier

Inmitten des Elbsandsteingebirges gelegen, umgeben vom Nationalpark, erzeugt Braumeister Ulf Klimmer Craft-Biere und versichert: "Alle Rohstoffe unserer Biere stammen aus kontrolliert biologischem Anbau und werden nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut." Im Sortiment befinden sich Pils, Helles, Bernstein, Dunkles, Bio-Bock und Hefeweizen.

Für den großen Durst: Schmilkas Biere kommen in einer 0,75-Liter-Flasche daher.
Für den großen Durst: Schmilkas Biere kommen in einer 0,75-Liter-Flasche daher. © Domokos Szabó

Die Sorte Schmilka Helles ist sonnengelb, riecht sehr mild und schwach. Den Geschmack beschreiben die Tester als extrem leicht, mäßig-bitter und erfrischend. "Ein gutes Leichtbier", heißt es aus dem Testerkreis. Das Schmilka Pils ist farblich etwas dunkler, riecht mild-fruchtig. Geschmacklich geradlinig mit einer sehr klaren Bitternote.

Die SZ-Testsieger nach Durchschnittsnoten sind:

  • Lohmener Helles - 1,3
  • Pirnaer Bastei Pils - 2,0
  • Sudfrei Kiwi Pils - 2,3
  • Johnsbräu Pilsner - 2,3
  • Lohmener Keller - 2,3

Die handwerklich hergestellten Biere sind freilich teurer als die aus industrieller Produktion. Ein paar Beispiele: für die Flasche Lohmener Helles/Kellerbier (0,33 Liter) haben wir bei Rewe in Pirna-Copitz 1,79 Euro bezahlt. Die großen Flaschen (0,75 Liter) vom Gießer (Bastei Pils/Pirnaer Stadtbier) kosteten im Brauhaus je 4 Euro. Die gleich großen Flaschen aus Schmilka kamen zwischen 4,90 Euro und 5,90 Euro, jeweils erworben im hauseigenen Gasthof zur Mühle vor Ort. Bei Sudfrei kosten alle Biere 3,50 Euro im Ausschank (0,3 Liter).

Hinweis: Unsere Reporter sind keine Bier-Sommeliers. Der Test spiegelt ihre subjektive Meinung wider.