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Ein Freudentag für Sachsen: Kommentar zur Rückkehr der „Kronjuwelen“

Die gestohlenen Juwelen sind wieder im Grünen Gewölbe - für SKD-Chefin Ackermann und Ministerpräsident Kretschmer ein ganz besonderes Geschenk.

Von Oliver Reinhard
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© SZ

Udo Lindenberg hat auch nicht immer recht. Zumindest auf Sachsen trifft seine Songtitel-Weisheit „Ein Herz kann man nicht reparieren“ allenfalls bedingt zu. Denn viele Menschen hier, allen voran der Ministerpräsident, betrachten die „Kronjuwelen“ Augusts des Starken als das „Herz Sachsens“.

Das ist seit diesem Dienstag zwar weder vollständig repariert noch vollzählig wieder da. Dennoch wird der 13. August 2024 als Freudentag in die Geschichte des Landes eingehen. Denn heute, nach vier Jahren und fast neun Monaten, sind fast alle im November 2019 bei einem spektakulären Raub gestohlenen Juwelen wieder an ihren angestammten Platz in Dresdens Historischem Grünen Gewölbe zurückgekehrt.

Für die Museumschefin ein Abschiedsgeschenk an Sachsen

Es ist ein großer Tag nicht nur für unzählige Sächsinnen und Sachsen und die Staatlichen Kunstsammlungen. Trotz diverser Ermittlungspannen ist die Rückkehr auch der sichtbare Beweis dafür, dass Polizei und Justiz schließlich doch noch geglückt ist, was nicht wenige Menschen für unmöglich gehalten hatten. Der Raub ist weitgehend aufgeklärt, die meisten Täter sind gefasst und verurteilt; ein wichtiger Push-Faktor für das Vertrauen in das Funktionieren der Behörden.

Auch für Marion Ackermann ist es ein großer Tag. Die Kunstsammlungs-Direktorin war wegen der Sicherheitsmängel, die den Raub erst ermöglicht hatten, massiv gescholten worden – inklusive Rücktrittsforderungen. Sie darf die Rückkehr der Juwelen verbuchen als versöhnliches Abschiedsgeschenk an Sachsen, kurz bevor sie im Herbst aus dem Amt scheidet und 2025 nach Berlin zur Spitze der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wechselt.

Für den Ministerpräsidenten ein dickes Wahlkampf-Pfund

Der am reichsten Beschenkte ist hingegen Michael Kretschmer, als kunstliebhabender Mensch, als patriotischer Sachse und als Ministerpräsident. Mitten in der heißesten Wahlkampfphase kann man die Bedeutung eines solchen Präsentes wie die Juwelenpräsentation gar nicht hoch genug einschätzen. Das zusätzliche Einbestellen einer Kitagruppe zum Fototermin mit dem MP noch vor der offiziellen Präsentation mag Geschmackssache sein. Aber Wahlkampf ist nun mal Wahlkampf, erst recht vor dieser Schicksalswahl am 1. September.

Nüchtern betrachtet muss ein um alles kämpfender Kretschmer aus einer solchen Gelegenheit auch alles herausholen, was sie hergibt. Sicher, es bleiben Fragen. Noch sind nicht alle Beutestücke zurück und nicht alle Täter überführt. „Das Wichtigste ist wieder da“, sagte Marion Ackermann. Und das ist wirklich das Wichtigste.