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"Compact"-Verbot: Hausdurchsuchung in Pirna bei früherem NPD-Mitarbeiter

Bei der Razzia gegen die Macher des verbotenen neurechten Magazins "Compact" gab es auch eine Durchsuchung in Pirna. Nun ist klar, bei wem.

Von Ulrich Wolf
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Polizisten durchsuchen eine Immobilie im Pirnaer Stadtteil Copitz: Vorangegangen war das Verbot des neurechten Magazins "Compact".
Polizisten durchsuchen eine Immobilie im Pirnaer Stadtteil Copitz: Vorangegangen war das Verbot des neurechten Magazins "Compact". © Daniel Förster

Pirna. Nach dem Verbot des als rechtsextremistisch eingestuften "Compact"-Magazins hat das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen auch das Büro und die Wohnung eines 50-Jährigen in Pirna durchsucht. Dabei handelt es sich um Thorsten Thomsen, den ehemaligen Sprecher der NPD-Fraktion, die von 2004 bis 2014 im sächsischen Landtag vertreten war.

Das geht aus der 79-seitigen Verbotsbegründung des Bundesinnenministeriums hervor, die die Anwälte von Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer ungeschwärzt ins Internet stellten. Das Portal t-online berichtete zuerst darüber.

Der Verfügung zufolge war Thomsen unter dem Pseudonym Daniell Pföhringer bei "Compact" als Chef vom Dienst tätig. Als die NPD noch im sächsischen Landtag vertreten war, arbeitete er dort als deren Pressesprecher. LKA-Beamten der Sonderkommission Rex hatten am Dienstag seine Wohnung durchsucht, ebenso Büros im ehemaligen NPD-Treff "Haus Montag" im Pirnaer Stadtteil Copitz.

Durchsuchungen gab es in Pirna im "Haus Montag", wo es auch einen Treff der NPD gab.
Durchsuchungen gab es in Pirna im "Haus Montag", wo es auch einen Treff der NPD gab. © Daniel Förster

Thomsen schreibt seit Mitte der 1990er-Jahre Artikel für nationalistisch geprägte Publikationen, ging nach Sachsen und fungierte ab 2009 als Sprecher der sächsischen NPD-Fraktion. Die Rechtsextremisten scheiterten dann 2014 knapp an der Fünfprozenthürde. In seinem Autorenprofil bei "Compact" heißt es, er stamme aus Bayern und sei in Hamburg aufgewachsen. Dort habe er Politik, Soziologie und Kulturwissenschaften studiert. Seit 2017 arbeite er für "Compact". Über seine Tätigkeit für die NPD Sachsen findet sich dort nichts.

Auch in Brandenburg, Hessen und Sachsen-Anhalt durchsuchten Einsatzkräfte Immobilien und Wohnungen führender Akteure. Ziel der Razzia sei die Beschlagnahmung von Vermögenswerten und Beweismitteln, hieß es in einer Mitteilung. Das von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verkündete Verbot untersagt jede Fortführung der bisherigen Tätigkeiten. Verstöße dagegen seien Straftaten.

"Compact" als Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene

Faeser begründet das Verbot damit, dass "Compact" ein "zentrales Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene" sei. Sie sagte: "Dieses Magazin hetzt auf unsägliche Weise gegen Jüdinnen und Juden, gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und gegen unsere parlamentarische Demokratie." Das Verbot zeige, "dass wir auch gegen die geistigen Brandstifter vorgehen, die ein Klima von Hass und Gewalt gegenüber Geflüchteten und Migranten schüren und unseren demokratischen Staat überwinden wollen". (mit dpa)

    Transparenzhinweis: In einer ersten Version hatten wir geschrieben, Herr Thomsen sei Beschuldigter. Das ist nach Angaben seines Anwalts jedoch nicht der Fall.