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BSZ-Leiterin im Podcast: "Wir suchen unsere Lehrer inzwischen auf Social Media"

Der Lehrermangel trifft auch Berufsschulen. Im Podcast "Thema in Sachsen" spricht die Leiterin eines BSZ in Dresden über dieses Problem, den Sinn des Lehrerberufs und den Wert von Eigeninitiative.

Von Fabian Deicke
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Anja Unger, Leiterin des Berufsschulzentrums für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden, ist zu Gast im Podcast "Thema in Sachsen".
Anja Unger, Leiterin des Berufsschulzentrums für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden, ist zu Gast im Podcast "Thema in Sachsen". © Veit Hengst/Sächsische.de

Dresden. Sachsen braucht Lehrer. Es ist inzwischen leider eine alte Leier und irgendwie schon Tradition, dass mit Beginn eines neuen Schuljahres das Schlagwort "Lehrermangel" fällt. In Debatten darüber wird allerdings neben den allgemeinbildenden Schulen - also Gymnasium, Oberschule, Grundschule - oft eine Schulart vergessen: die berufsbildenden Schulen.

Anja Unger leitet das Berufsschulzentrum (BSZ) für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden. Im Podcast "Thema in Sachsen" spricht sie zum Start des neuen Schul- wie Ausbildungsjahres über den Fachkräftemangel und wieso dieser die Suche nach neuen Berufsschullehrern schwer macht.

"Die Berufsschule lebt schon immer von Seiteneinsteigern", erklärt Unger. Allein an ihrem BSZ, so überschlägt sie es grob, seien von 90 Lehrkräften aktuell schon mehr als ein Drittel keine klassisch ausgebildeten Pädagogen. "Und da kommt jetzt dazu, dass der in allen Bereichen herrschende Fachkräftemangel es uns immer schwieriger macht, Seiteneinsteiger zu finden."

Zum Vergleich: Das Land Sachsen hat mit Beginn des neuen Schuljahres an allen Schularten zusammen rund 1.000 Stellen neu besetzt, nur 140 davon (also 14 Prozent) sind Seiteneinsteiger. Das Problem, das wird deutlich, trifft die BSZ' viel mehr. Auch ein meist höherer Altersschnitt von Berufsschullehrern spitzt die Lage zusätzlich zu. Unger will sich allerdings nicht beklagen. Sie betont, dass ihre Schule in der Großstadt im Vergleich zu Einrichtungen im ländlichen Raum einen Standortvorteil habe. "Meine Amtskollegen dort haben schon größere Sorgen", berichtet sie.

Schulleiterin sein ist wie das Managen einer Firma

Den Job als BSZ-Leiterin begleitet Unger seit sieben, ihre Tätigkeit vergleicht sie mit der einer "Managerin" eines mittelständischen Unternehmens. "Ab und zu gebe ich auch noch Unterricht", sagt sie. Neben dem Verwalten der auf zwei Standorte verteilten Einrichtung - eine außerhalb in Altroßthal, eine mitten in der Stadt - sei die Personalführung, Personalvorsorge und ständige Weiterbildung eine immense Aufgabe.

Doch, so klingt es in dem Podcast-Interview immer wieder durch, sei nichts unlösbar in der Schulwelt von Anja Unger. "Fünf Kollegen hören nächsten Sommer auf", erzählt sie. Dass es der Schule gelingen werde, die Lücke zu schließen, davon sei sie überzeugt. "Wir suchen als Schule unsere Lehrer inzwischen auch selbst über Social Media", gibt sie preis. Und das mit Erfolg. Eine Floristin, die selbst mal Schülerin des BSZ war, reagierte auf die Social-Media-Beiträge und ist jetzt dort als Lehrerin tätig.

Der Standort Altroßthal des Dresdner Berufsschulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung. Hier werden unter anderem Floristen ausgebildet.
Der Standort Altroßthal des Dresdner Berufsschulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung. Hier werden unter anderem Floristen ausgebildet. © René Meinig

Dieses Beispiel zeige, so Unger, wie wichtig es im Bereich Schule sei, dass Bildungseinrichtungen verstärkt eigenverantwortlich handeln. Aber auch jede Lehrerin und jeder Lehrer müsste das für sich tun. Denn, wie sie sagt: "In diesem Beruf gilt es, jeden Tag die Welt neu zu entdecken."

Außerdem Themen dieser Folge:

  • Wie gut werden Kinder in Schulen auf die berufliche Zukunft vorbereitet?
  • Wie wird man eigentlich Berufsschullehrer?
  • Lehrerberuf im Wandel: Wie werden Lehrer digital fit gemacht?
  • Was steckt hinter dem Projekt "Bildungsland Sachsen 2030"
  • Wie steht es um die seit Jahren stockende Sanierung des Dresdner BSZ

Gast in dieser Folge

Seit sieben Jahren Leiterin des BSZ für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden: Anja Unger
Seit sieben Jahren Leiterin des BSZ für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden: Anja Unger © Foto: SZ/Veit Hengst

Anja Unger ist seit 2017 Leiterin des BSZ für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden. Sie ist ausgebildete Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte, seit über 25 im Lehrerberuf tätig und erhielt im Jahr 2013 den Deutschen Lehrerpreis. Außerdem engagiert sie sich in dem Zukunftsprojekt "Bildungsland Sachsen 2030", das vom Kultusministerium initiiert wurde.

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