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Zeithainer JVA hilft Gefangenen seit zehn Jahren gegen Drogensucht

Die Einrichtung der Suchttherapiestation in der JVA Zeithain war 2014 ein bundesweites Novum. Wie es heute um die Station steht – und wie es weitergehen soll.

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Die A3 ist in der JVA Zeithain das Synonym für die Suchttherapiestation.
Die A3 ist in der JVA Zeithain das Synonym für die Suchttherapiestation. © Andreas Weihs

Zeithain/Glaubitz. Herzlich willkommen auf der A3, heißt es auf dem bunten Bügelperlen-Schild gleich hinter der Tür. Auch der blaue Fußbodenbelag und die Schwarzweißfotos im Gang lassen erahnen, dass diese Gefängnisstation anders ist als die übrigen. Die A3, das ist die Suchttherapiestation in der Justizvollzugsanstalt Zeithain.

Eingerichtet wurde sie vor zehn Jahren und war damals ein bundesweites Novum. Dass Gefangene während der Haft die Chance haben, eine vollwertige Behandlung ihrer Suchtmittelabhängigkeit zu bekommen – das gab es so vorher nicht. Sachsens Justiz reagierte seinerzeit auf eine regelrechte Crystal-Schwemme, die auch in den Gefängnissen ankam. – Zehn Jahre später haben Verantwortliche jetzt eine positive Bilanz bezogen: Was als Alleinstellungsmerkmal begann, gehöre in Zeithain und anderen Justizvollzugsanstalten inzwischen dazu, sagte Anstaltsleiterin Anke Palm bei einem Festakt zum zehnjährigen Bestehender Station in dieser Woche. Gekommen waren unter anderem Vertreter anderer sächsischer JVAs, Verantwortliche aus dem Justizministerium inklusive Ministerin Katja Meier (Grüne) – aber auch Gefangene, die derzeit auf der Zeithainer Station inhaftiert sind sowie JVA-Mitarbeiter, die täglich mit den Männern arbeiten.

Ein Blick in den Gang der Suchttherapiestation. In der Wohngruppeneinheit geht es nicht nur überschaubarer zu als in anderen Stationen, sondern auch farbenfroher.
Ein Blick in den Gang der Suchttherapiestation. In der Wohngruppeneinheit geht es nicht nur überschaubarer zu als in anderen Stationen, sondern auch farbenfroher. © Andreas Weihs
Auch einen solchen Raum für kunsttherapeutische Arbeit gibt es so nur auf der speziellen Station.
Auch einen solchen Raum für kunsttherapeutische Arbeit gibt es so nur auf der speziellen Station. © Andreas Weihs
In dem Gruppenraum werden zum Beispiel Gruppentherapiegespräche abgehalten.
In dem Gruppenraum werden zum Beispiel Gruppentherapiegespräche abgehalten. © Andreas Weihs

Unter den Bediensteten, die auf der Suchttherapiestation tätig sind, ist auch JVA-Sprecher Benno Kretzschmar. Er kennt die Arbeit in der A3 von Beginn an, erinnert sich noch gut und gern an den großen medialen Rummel, den es nach dem Start gab. Wie viele Gefangene im Lauf der Jahre durch die Therapiestation gegangen sind, kann er nicht sagen. Es seien aber viele gewesen. Aktuell seien zehn Männer in der Therapie, acht davon im geschlossenen Vollzug, zwei im offenen. Insgesamt bestünden 16 Therapieplätze. Um einen zu bekommen, müssten Gefangene mehrere Voraussetzungen erfüllen: Es brauche eine bestimmte Haftdauer, denn die Therapie an sich dauert schon mindestens zwölf Monate. Es dürfe auch keine Abschiebung drohen. Auch die persönliche Eignung muss stimmen. Nicht jeder Gefangene hat die nötige Disziplin, um auf die spezielle Station kommen zu können, die nicht nur etwas gefälliger aussieht als die anderen, sondern durch die überschaubare Zahl der "Bewohner" auch eine andere Atmosphäre hat.

Sie gehören zum Team der Suchttherapiestation: Benno Kretzschmar aus dem Vollzugsdienst (l.) sowie Mareike Münsch, therapeutische Leiterin und seit zwei Jahren auf der Station dabei.
Sie gehören zum Team der Suchttherapiestation: Benno Kretzschmar aus dem Vollzugsdienst (l.) sowie Mareike Münsch, therapeutische Leiterin und seit zwei Jahren auf der Station dabei. © Foto: SZ/Eric Weser
Sachsens Justizministerin Katja Meier spricht anlässlich zehn Jahren Suchttherapiestation in der Zeithainer JVA.
Sachsens Justizministerin Katja Meier spricht anlässlich zehn Jahren Suchttherapiestation in der Zeithainer JVA. © Andreas Weihs

Ein Dutzend JVA-Mitarbeiter arbeitet mit den Gefangenen auf der Station. Die Hälfte davon sind Vollzugsbedienstete, der Rest kommt aus anderen Fachbereichen: Psychologen, Sozialarbeiter, Kunsttherapeuten. Gemeinsam geht es darum, in Einzel- oder Gruppentherapiegesprächen, bei Meditationen, Gartenarbeit oder Kunstprojekten Wege aus der Sucht zu finden beziehungsweise aufzuzeigen. Den Gefangenen sollen „Skills“, also Fähigkeiten vermittelt werden, wie sie sich in künftigen Situationen verhalten, damit sie nicht wieder zur Droge greifen – und damit all die Probleme umgehen, die der Substanzkonsum für sie selbst und ihr Umfeld mit sich bringt. Angefangen von körperlichen Problemen bis hin zu Straftaten.

Auch wenn es Positivbeispiele gibt, also Gefangene, die ihre Sucht durch die Therapie in den Griff und ihr Leben nach der Haft geregelt bekommen haben: Bei längst nicht gelingt das. Dennoch war man sich beim Festakt in Zeithain einig: Die Arbeit der Suchttherapiestation muss weitergehen. Laut Justizministerin Katja Meier ist das Langfristziel, irgendwann in allen sächsischen Gefängnissen eine Suchttherapiestation zu haben. Unter anderem war eine solche 2023 auch im Frauengefängnis in Chemnitz eingerichtet worden. (SZ/ewe)