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Riesaer Elektronik-Hersteller will wachsen

Mehr Mitarbeiter, zusätzliche Aufträge, größere Sichtbarkeit: Geschäftsführer Ansgar Lengeling hat große Ziele bei Neways Electronics in Riesa.

Von Stefan Lehmann
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Büro mit Blick über die Dächer Riesas: Ansgar Lengeling leitet seit Juli den Standort von Neways Electronics an der Bayern- und Sachsen-Straße.
Büro mit Blick über die Dächer Riesas: Ansgar Lengeling leitet seit Juli den Standort von Neways Electronics an der Bayern- und Sachsen-Straße. © Sebastian Schultz

Riesa. Den Ausblick aus seinem neuen Büro hat Ansgar Lengeling schon zeitig liebgewonnen. Tolle Sonnenaufgänge über den Dächern von Riesa könne man von hier sehen, sagt der neue Neways-Chef. Er hat schon einige erlebt: "Ich bin ein Frühaufsteher und meistens schon kurz nach 6 Uhr im Büro." So früh könne er sich meistens noch besonderen Aufgaben widmen, ehe gegen 8 Uhr der Alltag beim Riesaer Elektronikproduzenten beginnt.

Der 57-Jährige ist seit Juli Geschäftsführer am Riesaer Standort. Ende 2022 hatte sich eine Personalberatung bei ihm gemeldet. Weil auch bei seinem bisherigen Arbeitgeber ein Wechsel ins Haus stand, kam ihm das nicht ungelegen. "Im Januar war ich in Riesa, nach einer Stunde im Büro ging es noch mal eine Stunde durch die Produktion." Für ihn sei wichtig zu hören gewesen, dass der Standort eine bedeutende Rolle im Konzern spielt. Riesa ist der zweitgrößte Neways-Sitz, da sei eine entsprechende Perspektive vorhanden gewesen.

Industriesektor soll größere Rolle spielen

In der Vergangenheit hatte es auf seiner Position eine Menge Bewegung gegeben, das weiß auch der neue Geschäftsführer. "Ich habe zu Beginn hier in Riesa ein Townhall-Meeting mit der Belegschaft veranstaltet. Eine der ersten Fragen war, wie lange ich denn bleibe." Viele Wechsel in der Führungsebene, das mache auch etwas mit den Mitarbeitern. "Ich habe geantwortet: Ich gehe davon aus, dass das hier meine letzte Position sein wird." Eine gute Firmenkultur und ein vernünftiger Umgang miteinander, das sei wichtig, um Mitarbeiter zu halten - neben fairer Bezahlung und kleineren Benefits wie dem Neways-eigenen Fitnessraum und der eigenen Kantine.

Neben der Beständigkeit sieht Lengeling vor allem zwei wichtige Aufgaben auf sich zukommen. Neways Electronics in Riesa soll wachsen und seine Beziehungen zu Auftraggebern intensivieren. Der neue Geschäftsführer hat in den ersten Wochen seiner Amtszeit viele Kunden besucht. Einige davon hatten schon zu Zeiten mit dem Werk in Riesa zusammengearbeitet, als es noch Robotron oder Bus-Elektronik hieß. Bis heute genieße man einen guten Ruf als verlässlicher Partner, sagt Lengeling. "Wir sind generell eine Zukunftsbranche."

Neways Electronics ist auf Halbleitertechnik spezialisiert. Ein Zukunftsmarkt, sagt Ansgar Lengeling. In Zukunft will das Unternehmen verstärkt im Industriebereich um Kunden werben.
Neways Electronics ist auf Halbleitertechnik spezialisiert. Ein Zukunftsmarkt, sagt Ansgar Lengeling. In Zukunft will das Unternehmen verstärkt im Industriebereich um Kunden werben. © Sebastian Schultz

Er rechnet allerdings damit, dass sich das Unternehmen ein wenig neu aufstellen wird. Momentan würden Automotiv- und Industriesektor zu etwa gleichen Teilen beliefert. Der Industriesektor soll in Zukunft eine größere Rolle spielen. 30 bis 50 Prozent Wachstum sei das Ziel. Der Standort gibt es her: Früher arbeiteten dort rund 2.000 Menschen, in einer der beiden Produktionshallen ist heute viel Platz. "Wir werben auch damit und sagen Kunden: Hier wäre Platz, um Ihre Aufträge zu bearbeiten."

"Wenn wir wachsen wollen, müssen wir bekannter werden"

Zum Wachstum gehört aber auch, Mitarbeiter und Azubis zu finden. Viele Mitarbeiter gehörten mittlerweile der Generation Ü40 oder Ü50 an. Ansgar Lengeling sieht in der Hinsicht den Nachholbedarf vor allem darin, öffentlich präsenter zu werden. Er erzählt eine Geschichte aus seinen ersten Wochen in Riesa, als er noch im Hotel wohnte. "Da kommt man auch mit dem Personal an der Lobby ins Gespräch", erzählt er.

Als der Name Neways fiel, habe sein Gegenüber nicht direkt etwas damit anfangen können. In vielen Köpfen ist noch der alte Name "Bus Elektronik" drin - und das neun Jahre, nachdem der Neways-Konzern den Standort übernommen hatte. Das Unternehmen zählt 600 Mitarbeiter und fliegt doch ein wenig unter dem Radar. "Es ist meine Aufgabe, das zu ändern. Wenn wir wachsen wollen, müssen wir bekannter werden." Zuletzt liefen schon einige Werbeaktionen. Ein Anhänger mit Neways-Werbung fährt durch die Stadt, zur Stadtrechts-Feier warb Neways mit Plakaten.

Momentan steht er vorm Firmengelände, der Werbe-Anhänger war allerdings auch schon im Stadtgebiet unterwegs. Das Unternehmen will sichtbarer werden, um beim Werben um Personal nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Momentan steht er vorm Firmengelände, der Werbe-Anhänger war allerdings auch schon im Stadtgebiet unterwegs. Das Unternehmen will sichtbarer werden, um beim Werben um Personal nicht ins Hintertreffen zu geraten. © Sebastian Schultz

Sachsen habe er vorher kaum gekannt, sagt Lengeling. Aus Riesa seien ihm über eine Bekanntschaft zumindest die Nudeln bekannt gewesen, aber bis auf Dresden hatte er zuvor noch keine Stadt besucht. "Ich habe dann in der Probezeit bewusst ausprobiert, wo ich in Zukunft wohnen möchte." Nach zwei Wochen im Hotel in Riesa ging's nach Dresden, nach Meißen und nach Leipzig. Über eine App suchte Lengeling möblierte Wohnungen. Nach der "Testphase" fiel seine Wahl auf Dresden. Dort habe er schon einen Bekannten gehabt, erzählt Lengeling; außerdem sei die Anreise etwas kürzer als etwa aus Leipzig. Daneben verbringe er seine Freizeit gerne draußen; da gebe es rund um den neuen Wohnort reichlich Möglichkeiten.

Am liebsten entspannt der neue Neways-Chef auf dem Golfplatz, erzählt er. Beim Testen der Wohnorte habe er schon alle vier Plätze in Leipzig probiert, sagt er und schmunzelt. "Ich kann da wunderbar abschalten, und man bewegt sich viel." Die Pokale einiger kleiner privater Golfturniere stehen auf der Fensterbank seines Büros. An der gegenüberliegenden Wand hängt ein Foto seiner beiden Kinder. Die leben nach wie vor in Ungarn, wo Lengeling beruflich viel Zeit verbracht hat. "Da bin ich dann entsprechend auch regelmäßig."