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Gröditzer Gesundheitszentrum sucht noch weitere Ärzte

Jetzt hat der zweite Mediziner im neuen Ärztehaus von Gröditz die Arbeit aufgenommen. Gespräche für weitere laufen schon.

Von Stefan Lehmann
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Unternehmer Henry Wendt in den Praxisräumen des neuen Gesundheitszentrums in Gröditz.
Unternehmer Henry Wendt in den Praxisräumen des neuen Gesundheitszentrums in Gröditz. © Sebastian Schultz

Gröditz. Wer in Gröditz einen Hausarzt sucht, der muss zum Teil weite Wege in Kauf nehmen: nach Großenhain, Riesa oder in den südbrandenburgischen Raum. Zuletzt drohte der Region die hausärztliche Unterversorgung. Das spiegelte auch der Sachsen-Kompass wider: Rund 70 Prozent der Menschen aus dem Großraum Gröditz widersprachen der Aussage, die Region sei gut mit Hausärzten versorgt. Im gesamten Landkreis waren es nur etwa 33 Prozent.

Wahrscheinlich kenne jeder Gröditzer von Bekannten oder aus eigenem Erleben das Problem, schätzt Henry Wendt. Der Unternehmer hatte sich vor zwei Jahren das Ziel gesetzt, etwas gegen den Trend zu tun - und an der Reppiser Straße ein Ärztehaus einzurichten. Die Praxis von Dr. Ekkehard Mrosk hatte schon im Juni eröffnet, jetzt zog die zweite nach: Am Dienstag fand die erste Sprechstunde von Robert Kaubisch statt. Henry Wendt zeigt sich zufrieden: Die Patienten kamen, auch ohne dass man den Termin an die große Glocke gehängt habe. Selbst aus Großenhain. Dort befindet sich die Hauptpraxis des Arztes. In Gröditz wird Kaubisch künftig dienstags vor Ort sein, am Mittwoch gibt es zusätzlich eine Schwesternsprechstunde.

Es ist ein erster Schritt, sagt Henry Wendt. Der Gröditzer hatte einen hohen Aufwand betrieben, um auch tatsächlich Mediziner an die Reppiser Straße zu lotsen. Unzählige Gespräche habe er geführt, unter anderem mit mehr als 20 jungen Medizinern in der Facharztausbildung. Einige hatte Wendt gar nach Gröditz eingeladen, um ihnen die Stadt und die Aussicht auf eine eigene Praxis schmackhaft zu machen. Gar nicht so leicht: Viele seien zwar durchaus angetan gewesen. Aber häufig seien sie in dem Alter schon andernorts verwurzelt. Henry Wendt erzählt von einem angehenden Hausarzt, der womöglich nach Gröditz gekommen wäre - hätte er nicht gerade bei Meißen ein Haus gekauft und auch dort Aussicht auf eine eigene Praxis.

Seit Mitte September praktizieren an der Reppiser Straße zwei Hausärzte. Es wäre noch Platz für bis zu drei weitere Mediziner.
Seit Mitte September praktizieren an der Reppiser Straße zwei Hausärzte. Es wäre noch Platz für bis zu drei weitere Mediziner. © Sebastian Schultz

Ausgezahlt hat sich das Netzwerken am Ende dennoch - fündig wurde Henry Wendt ja am Ende trotzdem. "Ich glaube, ich konnte beide mit meiner Begeisterung anstecken", erzählt Henry Wendt über die Mediziner, die jetzt das Gesundheitszentrum bezogen haben. Robert Kaubisch habe gerade noch zur rechten Zeit zugesagt - so habe man seine Praxis auch noch nach seinen individuellen Wünschen gestalten können. "Beide Praxen sehen dadurch jetzt vollkommen unterschiedlich aus."

Ein Umzug und eine Zweigstelle, auf den ersten Blick ist das nicht der ganz große Wurf. Das ist auch dem Gröditzer Unternehmer bewusst: "Ich will das auch nicht schönreden, als gäbe es jetzt hier zusätzlich zwei neue Ärzte." Ja, Dr. Mrosk habe einen Teil seiner Patienten mitgebracht. Und ja, Robert Kaubisch sei nur einen Tag in der Woche da. Aber es seien schon auch neue Kapazitäten geschaffen worden - auch, wenn der Ärztemangel die Stadt noch weiter beschäftigen wird. Henry Wendt ist jedenfalls zufrieden, trotz des großen Aufwands: "Ich würd's wieder so machen." Zumal er jetzt eben zwei Fachleute an seiner Seite habe, wenn er weiter aktiv um die nächsten Ärzte wirbt. "Wir sind nun zu dritt", macht Henry Wendt deutlich. Die beiden Hausärzte könnten noch mal ganz anders für das Gesundheitszentrum trommeln.

Bei zwei Medizinern soll es im Gesundheitszentrum nämlich nicht bleiben. Schon im Juni hieß es, dass in beiden Praxen genug Platz für jeweils zwei Ärztinnen oder Ärzte sei. Parallel arbeite man gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Elblandklinikum an einem Pilotprojekt. Ziel ist eine engere Kooperation mit dem Klinikverbund. Noch müssten einige zuständige Gremien zustimmen, sagt Henry Wendt.

Zuletzt wurde im Dachgeschoss des Hauses noch gemalert. Auch dafür gibt es Ideen und erste Gespräche, womöglich noch ein zusätzliches medizinisches Angebot nach Gröditz zu holen. Konkreter will Henry Wendt erst mal noch nicht werden. Nötig wäre es allemal, denn in der Stadt kommen mehrere Ärzte demnächst ins Rentenalter. Ob und wie lange sie noch darüber hinaus weiter praktizieren werden, ist offen.