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Bedeutet der Stahlwerks-Ausbau in Riesa auch mehr Lkw-Verkehr auf der B6?

Wie kommt der zusätzliche Schrott zur Verarbeitung nach Riesa, fragt sich ein Anwohner aus Meißen. Warum Feralpi vor allem auf die Bahn hofft.

Von Stefan Lehmann
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Den Gleisanschluss hat das Riesaer Stahlwerk schon, auch das neue Walzwerk wird einen bekommen. Damit mehr Ware auf die Schiene kann, müsse aber auch DB Cargo zuverlässiger werden, so Feralpi.
Den Gleisanschluss hat das Riesaer Stahlwerk schon, auch das neue Walzwerk wird einen bekommen. Damit mehr Ware auf die Schiene kann, müsse aber auch DB Cargo zuverlässiger werden, so Feralpi. © Sebastian Schultz

Landkreis Meißen. Der Betreiber des Riesaer Stahlwerks hat sich was vorgenommen: Die produzierte Stahlmenge soll in den kommenden Jahren deutlich steigen, von einer auf 1,3 Millionen Tonnen im Jahr. Dafür wird momentan in Riesa ein neues Walzwerk errichtet, das "grünen Stahl" produzieren soll, möglichst ohne größere Emissionen zu produzieren.

Einen Sächsische.de-Leser aus Meißen treiben diese Nachrichten aus Riesa um. Er wohne an der Siebeneichener Straße, der Bundesstraße 6. Momentan wird dort gebaut, doch regulär rollen dort die Lkw, erzählt er am Telefon. "Ab 4 Uhr morgens geht das los." Immerhin am Wochenende habe er Ruhe. Viele der Lastwagen kämen aus Tschechien und hätten erkennbar Schrott geladen, der in Riesa recycelt werden soll. Seine Befürchtung: Ein neues Walzwerk bedeutet höheren Schrottbedarf - und damit möglicherweise auch mehr Lkw. "Hat man bei Feralpi darüber nachgedacht, wie der Schrott zum Werk kommt?", fragt er.

Nachgefragt bei General Manager Uwe Reinecke. Für ihn ist das Thema nicht völlig neu - die Frage kam in ähnlicher Weise auch schon bei Treffen mit Anwohnern in Riesa auf. Man wisse natürlich um die Verkehrsprobleme an der B6, sagt er. Reinecke bestätigt zunächst, dass der Schrottbedarf bei höherer Produktion auch steigen wird: "Für die eine Million Tonnen Stahl, die wir derzeit jährlich produzieren, benötigen wir auch nahezu eine Million Tonnen Schrott."

Zusatzmengen sollen am liebsten auf die Schiene

Der kommt immer noch zu großen Teilen auf der Straße ins Stahlwerk, auch, wenn die Tendenz laut Reinecke sinkt: "Innerhalb der letzten zwei Jahre ist es uns gelungen, die Schrottransporte über die Schiene zu unserem Werk zu verdoppeln." Zu Spitzenzeiten seien 35 Prozent des Schrotts mit dem Zug gekommen. "Und das, obwohl die Frachtkosten im Vergleich zum Lkw-Transport höher sind." Das liegt auch daran, dass das Stahlwerk den eigenen CO2-Fußabdruck langfristig senken wolle - und zwar nicht nur in der Produktion, sondern auch im sogenannten "Scope 3" - das beinhaltet den Transport zum und vom Werk.

Erklärtes Ziel sei es deshalb, auch den Mehrbedarf an Schrott "überwiegend über den Transportweg Schiene" zu beziehen. In diesem Punkt sei man im Austausch mit DB Cargo. "Leider hakt es aktuell oft an der Verfügbarkeit von Waggons, dem entsprechenden Personal und der Strecke an sich." Die vermeintlich naheliegende Alternative, Stahl und Schrott über die Elbe zu verschiffen, komme dagegen im Moment nicht infrage. "Der benötigte Schrott wird aus der Nähe angeliefert, im Kern also aus Mittel- und Süddeutschland sowie Tschechien und Polen. Unsere Lieferanten haben dort keinen geeigneten Zugang zur Elbe", erklärt Uwe Reinecke. "Dazu kommt, dass die Frachtkosten für den Transport mit dem Schiff so viel höher sind, dass es sich bei einem Low-Budget-Produkt, wie Stahl für die Bauindustrie, nicht lohnt."

Parallel setze sich das Unternehmen aber auch dafür ein, dass der Straßenausbau vorangeht. Insbesondere nennt Uwe Reinecke die seit Jahrzehnten nur schleppend vorankommende Erweiterung der B169. Die könne "endlich den dringend notwendigen Anschluss an die A14 ermöglichen und die Ortschaften entlasten", so die Hoffnung. Ähnlich sehe es übrigens mit den Ortsumfahrungen der B98 von und nach Thiendorf aus. Allerdings sei der Einfluss von Feralpi an dieser Stelle begrenzt.