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Wem gehören eigentlich Riesas Einkaufszentren?

Die Tempel ziehen täglich Tausende Besucher aus der Stadt und dem Umland an – haben es in einer Zeit des Wandels nicht leicht.

Von Eric Weser
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Sie sind täglich Anlaufpunkte für Menschen aus der ganzen Region: Riesas Einkaufszentren.
Sie sind täglich Anlaufpunkte für Menschen aus der ganzen Region: Riesas Einkaufszentren. © Fotos: Andreas Weihs, Montage: SZ

Riesa. Sie repräsentieren ihre Center – und werden von manchen deshalb auch schon mal für die Eigentümer gehalten. Doch die Centermanager sind letztlich nur im Dienst der Eigentümer unterwegs. Doch wer ist das eigentlich?

Vor vielen Jahren gab es eine Zeit, in der einzelne Köpfe für die Einkaufszentren standen. Gerhard Uhle aus Bochum zum Beispiel für den Riesapark. Oder der Bayreuther Harry Krause für die Elbgalerie. Das ist weitgehend vorbei: 2021 verkaufte die Gesellschaft Krause Bauträger-Holding das Innenstadt-Einkaufszentrum. Der Riesapark ist bereits seit 2007 nicht mehr in Händen der Firma Euco-Immobilien, in der Gerhard Uhle das Sagen hatte.

Bleibt die Frage: Doch wem gehören heute die Orte, an denen viele Riesaer und Menschen von außerhalb jeden Tag einkaufen gehen – und die schon ihrer Größe wegen das Bild im jeweiligen Stadtteil mit prägen? Ein Überblick.

Riesapark: Spur führt nach Frankreich

Einer der Eingänge zum Riesapark. Er führt zum Rondell. Der Park wurde gleich nach der Deutschen Einheit auf der vormals grünen Wiese hochgezogen. Voriges Jahr war 30-Jähriges.
Einer der Eingänge zum Riesapark. Er führt zum Rondell. Der Park wurde gleich nach der Deutschen Einheit auf der vormals grünen Wiese hochgezogen. Voriges Jahr war 30-Jähriges. © Andreas Weihs

Der vor rund 30 Jahren errichtete Riesapark ist seit Sommer 2016 in Händen eines französischen Fonds. Er hieß bis vor Kurzem Novapierre Allemagne; kürzlich wurde er mit dem Fonds Novapierre Allemagne 2 zu einem neuen Vehikel namens Paref Prima verschmolzen, das jetzt auch außerhalb Deutschlands investieren will. In Frankreich ist dem Fondsnamen oft noch das Kürzel SCPI vorangestellt, was sich als "Immobilieninvestmentgesellschaft" übersetzen lässt. In dem Fonds sind neben dem Riesapark noch etliche weitere Immobilien verschiedener Größe organisiert, wobei das Riesaer Einkaufszentrum mit insgesamt rund 52.000 Quadratmetern das flächenmäßig größte ist. Ein weiteres Großobjekt im Portfolio ist ein Toom-Baumarkt in Leipzig an der B87, in Nachbarschaft des Amazon-Logistikzentrums. Letztlich gehört der Riesapark gemeinsam mit den weiteren Immobilien also Kapitalanlegern – reichlich 14.000 davon, wie aus Unterlagen der Gesellschaft Paref Gestion hervorgeht. Diese hat ihren Sitz nicht weit weg vom Arc de Triomphe in Paris und verwaltet den Fonds.

Elbgalerie: Erst Bayreuth, dann Tübingen

Die Elbgalerie ist das Innenstadt-Einkaufszentrum in Riesa. Ende der 1990er Jahre gebaut, wurde vor zehn Jahren noch mal aufgestockt.
Die Elbgalerie ist das Innenstadt-Einkaufszentrum in Riesa. Ende der 1990er Jahre gebaut, wurde vor zehn Jahren noch mal aufgestockt. © Andreas Weihs

Die Elbgalerie, deren Eröffnung etwas mehr als 25 Jahre her ist, wechselte vor reichlich drei Jahren während der Corona-Pandemie-Zeit ins Eigentum eines Tübinger Unternehmens namens Verifort Capital. Auch dabei handelt es sich um eine Gesellschaft, die Immobilienfonds managt. In einem dieser Fonds namens Verifort XI ist auch die fast 17.000 Quadratmeter Mietfläche umfassende Elbgalerie organisiert – gemeinsam mit elf weiteren Objekten, die zum Beispiel in Cottbus, dem bayrischen Bad Kissingen oder dem hessischen Oberursel liegen. Mehrere Objekte gibt es außerdem in NRW. Laut Verifort Capital beläuft sich die Zahl der Anleger im Fonds auf knapp 3.500. Diese müssen 10.000 Euro Mindestkapital mitbringen und ihr Geld für mindestens fünf beziehungsweise zehn Jahre anlegen. Aussagen zur Dividendenhöhe finden sich nicht.

EKZ Merzdorfer Straße: Akteur aus Amsterdam

Anders als die anderen Einkaufszentren hat das Objekt an der Kurt-Schlosser-Straße / Merzdorfer Straße in Gröba keinen Eigennamen. Es stammt aus den 1990ern.
Anders als die anderen Einkaufszentren hat das Objekt an der Kurt-Schlosser-Straße / Merzdorfer Straße in Gröba keinen Eigennamen. Es stammt aus den 1990ern. © Andreas Weihs

An der Merzdorfer Straße in Gröba befindet sich das rund 3.800 Quadratmeter große Einkaufszentrum, in dem unter anderem Rewe ansässig ist. Bei der Wiedereröffnung des umgebauten Markts im April 2022 war auch ein Vertreter der Gesellschaft da, der das Objekt gehört. Die in Amsterdam ansässige Firma Synvest ist ebenfalls ein Anlagefonds. Er kaufte das Riesaer Objekt nach eigenen Angaben 2019. Nach diesen zählt das Unternehmen 14.000 Kunden, das investierte Kapital belaufe sich auf 900 Millionen Euro. Über den "Synvest German Realestate Fund" investiere man seit 2011 erfolgreich in Supermärkte, Einkaufszentren, Gesundheitszentren und Wohnimmobilien in ganz Deutschland, so die Eigendarstellung des Unternehmens. Die durchschnittliche jährliche Rendite belaufe sich seit Gründung auf sechs Prozent. 2023 allerdings kam der Fonds auf minus sieben Prozent Rendite. Der Fonds zahle derzeit jährlich eine monatliche Zwischendividende von fünf Prozent aus. Neben der Riesaer Immobilie befinden sich Dutzende weitere Objekte im Fonds – in Nord-, Ost-, Mittel- und Westdeutschland. Nur im Süden der Republik ist der niederländische Fonds so gut wie nicht aktiv.

Weida-Center: Unternehmensgruppe aus Thüringen

Das Weida-Center ist gar nicht weit weg vom Riesapark entfernt – ist aber erheblich kleiner.
Das Weida-Center ist gar nicht weit weg vom Riesapark entfernt – ist aber erheblich kleiner. © Andreas Weihs

Das Weida-Center entstand wie viele Einkaufszentren ebenfalls in den 1990er Jahren. Hier gibt es den Kopf hinter dem Center noch: Eigentümer des Baus ist die Unternehmensgruppe Josef Saller. Deren Namensgeber und Inhaber, Jahrgang 1961, stammt aus Bayern. Seine Firma hat der Kaufmann aber seit 30 Jahren im thüringischen Weimar. Nach eigenen Angaben besitzt das Unternehmen 300 Objekte – in Deutschland, Tschechien, Polen und der Slowakei. Ein weiteres Objekt aus dem Saller-Portfolio, das gar nicht weit entfernt liegt und um einiges größer ist als das Weida-Center, dürften viele Riesaer von eigenen Besuchen kennen: das Fachmarktzentrum in Oschatz, in dem unter anderem Marktkauf, Möbel-Roller und der Baumarkt Obi ansässig sind. Das Oschatzer Objekt hatte Saller 2016 gekauft. Das Weida-Center habe man 2014 erworben, hieß es auf Nachfrage. Absichten, das Weida-Center abzugeben, existieren offenbar nicht: "Objekte, die von uns erworben oder in unserem Auftrag errichtet werden, verbleiben dauerhaft in unserem Bestand, in der Regel über den gesamten Lebenszyklus der Immobilie", hatte das Unternehmen auf Anfrage mitgeteilt.