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Wie gut ist das Brunnenwasser rund um Riesa?

Ob für Blumen, Gemüse oder Pool: Dutzende Gartenbesitzer haben in dieser Woche Wasserproben in Riesa abgegeben. Und dafür Wartezeiten in Kauf genommen.

Von Stefan Lehmann
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Mario Langer übergibt seine Wasserprobe an Matthias Ahlbrecht vom VSR Gewässerschutz
Mario Langer übergibt seine Wasserprobe an Matthias Ahlbrecht vom VSR Gewässerschutz © Andreas Weihs

Riesa. Heiß ist es am Dienstagnachmittag auf dem Mannheimer Platz in Riesa. Die Flasche in seiner Hand hat Mario Langer allerdings nicht zum Trinken mitgebracht. Er hat das Wasser aus seinem heimischen Brunnen abgefüllt - so wie die anderen Leute, nach ihm am gelben Labormobil des VSR Gewässerschutz anstehen.

Der Verein engagiert sich seit mehr als 40 Jahren für den Schutz des Grundwassers. Das Kürzel "VSR" steht eigentlich für "Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse". Ein Hinweis darauf, dass er aus verschiedenen Initiativen aus dem Rheinland hervorgegangen ist. Der lokale Fokus ist längst vorbei. "Wir sind heutzutage bundesweit unterwegs", erzählt Matthias Ahlbrecht. Nicht nur im ländlichen Raum. Auch in Großstädten wollen Gartenbesitzer wissen, wie es um ihr Gießwasser bestellt ist.

Am Tresen vor dem Labormobil erfragen Matthias Ahlbrecht und sein Kollege erst einmal, wofür das Wasser eigentlich verwendet werden soll. Am Tisch nebenan liegt auch eine Legende, kleine Bildchen deuten schon an, welche Analyse zu welcher Nutzung passt. "Gießen Sie mit dem Wasser nur Zierpflanzen, oder auch Gemüse?" Diese Frage werden beide Vereinsmitglieder noch zigmal an diesem Nachmittag stellen.

Mini-Labor im Fahrzeug

Wer die Tomaten oder den Kräutergarten mit Wasser aus seinem Brunnen gießt, der solle jedenfalls auch auf Bakterien beproben lassen, sagen die Experten. Die Fäkalbakterien können etwa über undichte Stellen ins Wasser gelangen dann unter Umständen auch den Menschen krank machen. Für den Pool oder für Haustiere ist das damit kontaminierte Wasser erst recht nicht geeignet.

Auch Mario Langer wählt am Ende diesen Test aus, für den der Verein 39 Euro berechnet. Zwischen zwölf und 138 Euro kosten die Analysen, je nach Umfang. Gefragt sind solche Angebote allemal: In den zwei Stunden vor Ort werden am Ende 67 Wasserproben abgegeben. Sie alle gehen erstmal mit nach Geldern in Nordrhein-Westfalen, wo der Verein seinen Hauptsitz hat.

Alle, bis auf eine: Ein Anwohner aus Röderau hat die kleinstmögliche Analyse gewählt und kommt am Abend noch mal wieder, um das Ergebnis zu erfahren. "Wir mischen hier aus der Wasserprobe eine Reagenz, die dann eine halbe Stunde ruhen muss", erklärt Matthias Ahlbrecht. Danach wird auf pH-Wert, Salzleitfähigkeit und Nitrate gemessen. Ein kleines Labor ist also auch Teil des Transporters, mit dem der VSR unterwegs ist.

Taugt der Brunnen für den Katastrophenfall?

Während in Riesa die meisten Leute das Wasser nur zum Gießen und für den Pool benutzen, gibt es immer wieder auch solche, die es ganz genau wissen wollen. "Die machen das aus Neugier", erzählt Matthias Ahlbrecht. "Und manche wollen auch wissen, ob sie das Wasser im Katastrophenfall trinken können." Wobei eine Aussage da mit Vorsicht zu genießen sei: "Zwei, drei Jahre lang dürfte sie Gültigkeit behalten. Aber mit der Zeit kann sich die Qualität verändert." Da müsste dann eine neue Analyse auf die Trinkwasser-Parameter her.

Bei der Wasserprobe aus Röderau liegt die Nitratbelastung am Ende auch über dem Grenzwert. "Trinken sollten sie das besser nicht", so Matthias Ahlbrecht. Im Körper werde Nitrat zu Nitrit umgewandelt, und das könnte in größeren Mengen krebserregend sein. Die Nitratwerte in der Region seien schon seit Jahren recht hoch, sagt der Mann. Ein Überbleibsel aus Zeiten, als die Felder noch deutlich stärker gedüngt wurden. Für die Zierpflanzen ist das Wasser aus dem Brunnen dagegen bestens geeignet, so das Fazit. Die übrigen 66 Brunnenbesitzer werden sich noch eine Weile gedulden müssen: Sie bekommen ihr Ergebnis in den nächsten drei Wochen mit der Post zugeschickt.