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Tiefenau: Neue Feuerwehr löst alte "Fischbüchse" ab

Erstmals in der 101-jährigen Geschichte der Tiefenauer Feuerwehr haben die hiesigen Kameraden ein richtiges Einsatzfahrzeug und keine Notlösung.

Von Jörg Richter
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Am vergangenen Freitag wurde das neue Fahrzeug an die Tiefenauer Löschgruppe feierlich übergeben.
Am vergangenen Freitag wurde das neue Fahrzeug an die Tiefenauer Löschgruppe feierlich übergeben. © Jörg Richter

Wülknitz. Die Tiefenauer Feuerwehrleute können es kaum glauben: Es gibt auch Einsatzfahrzeuge, in denen es Licht gibt und in die sie sich nicht hineinzwängen müssen. Das neue Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W), das am Freitag feierlich in Dienst gestellt worden ist, entspricht endlich den Anforderungen, wie man sie schon lange an ein modernes Feuerwehrauto stellen kann.

Der Iveco hat eine verbreiterte Kabine, in der auf der Rückbank vier Leute nebeneinander passen. Zwei davon können bequem ihre Atemgeräte aufsetzen, ohne Gefahr zu laufen, sich irgendwo anzustoßen und einen blauen Fleck zu holen. Durch das Oberlicht kann die Sonne hineinscheinen und macht das Innere des Führerhauses angenehm hell. Ein Komfort, den die Tiefenauer Kameraden bisher nicht kannten.

"Der neue Iveco ist ein Meilenstein in der Geschichte der Tiefenauer Feuerwehr", sagt Löschgruppenführer Dirk Schmidt. "Wir freuen uns sehr, dass wir nicht mehr in einer Fischbüchse sitzen müssen." So bezeichnet er den alten Hyundai-Transporter (Baujahr 1999), der erst nachträglich zu einem Feuerwehrfahrzeug umgebaut wurde. Mehr recht als schlecht.

Viele neue Geräte

"Es hat uns 23 Jahre unfallfrei durch alle Einsätze gefahren", erzählt Schmidt. Nur ein einziges Mal sei der Hyundai nicht angesprungen, und das ausgerechnet zu seiner Einweihung. Aber ansonsten sei der kleine, rote Transporter zuverlässig gewesen. Nun ist seine Zeit gekommen. Er muss Platz machen für das neue Fahrzeug.

Bereits am vergangenen Dienstag hatten einige Kameraden der Löschgruppe Tiefenau den Iveco bei der Firma Ziegler in Mühlau abgeholt. "Das war für uns ein schöner Tag, aber auch eine Herausforderung", erzählt Schmidt. Denn in diesem Fahrzeug gebe es einige neue Geräte, die vorher nicht in der "Fischbüchse" waren. So zum Beispiel Atemschutzgeräte, Schlauchtragekörbe, Schaumstrahlrohre, ein Stromaggregat, ein Flutlichtmast und eine Wärmebildkamera. Dinge, mit denen sich die Tiefenauer Kameraden in den nächsten Wochen und Monaten erst einmal vertraut machen müssen. Aber sie freuen sich darauf.

Aktuell gibt es in Tiefenau zehn aktive Feuerwehrleute. Erst vor Kurzem seien zwei neue dazugekommen. Dirk Schmidt ist überzeugt davon, dass das neue Fahrzeug weitere Leute im Dorf animiert, in die Feuerwehr einzutreten. Denn dort, wo es moderne Technik und auch sonst gute Rahmenbedingungen gibt, haben Feuerwehren Zulauf. Gerade von jüngeren Männern und Frauen. Das zeigt die Erfahrung benachbarter Wehren.

Auf dem neuen Fahrzeug sind viele neue Geräte darauf, mit denen sich die hiesigen Kameraden erst noch vertraut machen müssen.
Auf dem neuen Fahrzeug sind viele neue Geräte darauf, mit denen sich die hiesigen Kameraden erst noch vertraut machen müssen. © Jörg Richter
Das neue Feuerwehrauto löst diesen alten Hyundai (Baujahr 1999) ab, den die Tiefenauer Kameraden "Fischbüchse" nennen.
Das neue Feuerwehrauto löst diesen alten Hyundai (Baujahr 1999) ab, den die Tiefenauer Kameraden "Fischbüchse" nennen. © Jörg Richter

Und darauf hofft auch der Wülknitzer Bürgermeister Rico Weser und sein Gemeinderat. "Wir schätzen den Brandschutz sehr hoch ein und investieren, auch wenn die Mittel begrenzt sind." Erst im vergangenen Jahr konnte das neue Gerätehaus in Tiefenau eingeweiht werden. Dafür wurde eine alte Scheune gekauft und komplett umgebaut. "In diese schöne Hülle gehört auch ein neues Fahrzeug hinein", so Weser.

Gemeindewehrleiter Maik Apitz erinnert daran, dass die Feuerwehr Tiefenau im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden war und bis dahin lange Zeit in einer Baracke am Rittergut gehaust hatte. Bis 2001 habe es hier auch kein Fahrzeug, sondern nur einen Feuerwehranhänger gegeben, der beim Einsatz von einem Traktor gezogen wurde. Der neue Iveco sei das erste richtige Feuerwehrauto in Tiefenau. "Und das 101 Jahre nach der Gründung der hiesigen Feuerwehr", ergänzt Apitz.

Der "erlösende" Anruf

Er erinnere sich noch an den Augenblick, als der damalige Kreisbrandmeister Ingo Nestler ihn anrief und ihm die "erlösende" Mitteilung machte, dass die Fördermittel für das neue Tiefenauer Einsatzfahrzeug vorhanden seien. Diese stammen vom Freistaat Sachsen und werden vom Landkreis Meißen entsprechend einer Prioritätenliste verteilt. Die hiesigen Bürgermeister und der Kreisfeuerwehrverband Meißen stimmen dieser Liste jedes Jahr zu.

In den vergangenen Jahren hat der Landkreis Meißen jährlich rund 2,4 Millionen Euro vom Freistaat erhalten und damit vor allem den Bau neuer Gerätehäuser und den Kauf von Fahrzeugen finanziell unterstützt.