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Riesas zentrale Stromeinspeisung soll erneuert werden

Das Umspannwerk in Gröba ist für die Versorgung der Stadt mit elektrischer Energie essenziell. Nun plant der Betreiber einen Neubau.

Von Eric Weser
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Das Umspannwerk Nord in Riesa-Gröba spielt eine Schlüsselrolle für Riesas Stromversorgung.
Das Umspannwerk Nord in Riesa-Gröba spielt eine Schlüsselrolle für Riesas Stromversorgung. © Foto: Andreas Weihs

Riesa. Es war ein Tag Ende Mai 2020, der die eigentlich eher unscheinbare Anlage am Rande Gröbas fast im wortwörtlichen Sinne mit einem Schlag ins Licht der Öffentlichkeit rückte: Ein Zwischenfall hatte im Umspannwerk Nord dafür gesorgt, dass 20.000 Haushalte und mehrere Tausend Gewerbekunden in Riesa plötzlich keinen Strom mehr hatten. Es dauerte mehrere Stunden, bis die letzten Anschlüsse wieder versorgt werden konnten.

Wer es bis dahin nicht wusste, dem führte das Ereignis vor Augen: Das Umspannwerk Nord, an dem Riesas Stadtwerke Strom vom vorgelagerten Netzbetreiber übernehmen, kommt bei der Stromversorgung für die Stadt eine Schlüsselrolle zu.

Auch künftig soll das so bleiben. Allerdings soll es ein neues Umspannwerk geben, das die Funktion übernimmt: So plant das Unternehmen Sachsen-Energie (früher: Enso) einen Ersatzneubau für das 1991 erbaute Umspannwerk Nord. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum braucht es eine neue Anlage?

Im Zuge der Energiewende sei damit zu rechnen, dass durch Fotovoltaik-Anlagen oder andere Anlagen für sogenannte erneuerbare Energien künftig mehr Strom erzeugt und ins Netz eingespeist werden muss, teilt Sachsen-Energie auf Nachfrage mit. Gleichzeitig steige der Stromverbrauch durch die vermehrte Nutzung von Wärmepumpen und E-Mobilität. "Es müssen also mehr Einspeiser und mehr Verbraucher das Stromnetz nutzen können." Zur Deckung des steigenden Leistungsbedarfs sei die Erweiterung des Umspannwerks erforderlich. Das aktuelle Grundstück, das etwa 7.000 Quadratmeter groß ist, biete dafür aber keine Möglichkeit. Daher sei der Ersatzneubau auf einer neuen und größeren Fläche geplant. Geplant ist eine 110-kV-Schaltanlage mit unter anderem drei Hoch- und Mittelspannungstransformatoren mit einem Batteriespeicher, ist Unterlagen von Sachsen-Energie zu entnehmen.

Wo soll der Neubau entstehen?

Das neue Umspannwerk soll gegenüber vom alten entstehen. Die Fläche ist derzeit teilweise noch von einem Containerdienst belegt. In der Grafik außerdem zu sehen: Das amtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiet im Falle eines hundertjährigen Hochwassers.
Das neue Umspannwerk soll gegenüber vom alten entstehen. Die Fläche ist derzeit teilweise noch von einem Containerdienst belegt. In der Grafik außerdem zu sehen: Das amtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiet im Falle eines hundertjährigen Hochwassers. © Grafik: SZ

Als neuen Standort hat Sachsen-Energie eine reichlich 15.000 Quadratmeter große Fläche an der Steinstraße in Gröba auserkoren. Sie liegt gegenüber vom derzeitigen Umspannwerk, auf der anderen Straßenseite. Im vorderen, straßennahen Teil ist dort aktuell ein Containerdienst ansässig. Im hinteren Teil ist das Areal eine Grünbrache – die am Rande auch vom amtlich festgesetzten Hochwassergebiet berührt wird. Auf Nachfrage teilt Sachsen-Energie dazu mit, dass das Umspannwerk nicht im Überflutungsgebiet (HQ100) errichtet werde. "Der Ersatzneubau erfolgt in der Nähe der 110-Kilovolt-Freileitung, um den Netzausbau des Hochspannungsnetzes zu vermeiden", begründet das Unternehmen die vorgesehene Standortwahl. Das benötigte Grundstück will Sachsen-Energie von der Stadt Riesa für knapp 240.000 Euro kaufen. Die Stadträte im Finanz- und Verwaltungsausschuss haben dem Verkauf bereits zugestimmt. Für den Fall, dass keine Baugenehmigung für das Umspannwerk erteilt werden kann, soll im Kaufvertrag eine Rücktrittsmöglichkeit vereinbart werden.

Wann soll der Neubau kommen?

Laut Sachsen-Energie befindet sich das geplante Neubauprojekt noch in einer "sehr frühen Phase". Die Baumaßnahme sei aktuell ab 2033 vorgesehen. Bis die geplante Anlage in Dienst geht, könnte es aber noch etwas länger dauern. "Ab Spatenstich bis zur Inbetriebnahme der Anlagen ist mit einer Bauzeit von circa zwei Jahren zu rechnen", heißt es vom Versorger, der nach eigenem Bekunden wegen der langen Planungs- und Genehmigungsphasen bereits zeitig nach geeigneten Standorten Ausschau hält.

Gibt es vergleichbare Neubauten schon an anderer Stelle?

Dazu verweist Sachsen-Energie auf zwei Orte in seinem ostsächsischen Versorgungsgebiet: So seien in Neustadt/Sachsen und Löbau neue Umspannwerke errichtet worden. In beiden Fällen investierte das Energieunternehmen etliche Millionen Euro. Riesa dürfte außerdem nicht das letzte Projekt dieser Art sein, wie eine Karte zum Netzausbaubedarf der Sachsen-Energie-Tochter Sachsen-Netze nahelegt.

Was soll mit dem alten Umspannwerk passieren?

Beim neuen Riesaer Umspannwerk werde es sich um einen Ersatzneubau handeln, unterstreicht Sachsen-Energie. "Das bedeutet, dass das alte Umspannwerk nach dem Neubau zurückgebaut wird." Was mit der frei werdenden Fläche passiert, ist offen.