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Riesas Brücken: "Das Katastrophenkind sind wir zum Glück schon los"

Wie steht es um die Bauwerke im Veranwortungsbereich der Stadt? Dazu gab es diese Woche erste Informationen der Verwaltung.

Von Eric Weser
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Nicht immer sind Schäden so offensichtlich wie hier an der einstigen Blechbrücke, die übers Bahnhofsgelände führte.
Nicht immer sind Schäden so offensichtlich wie hier an der einstigen Blechbrücke, die übers Bahnhofsgelände führte. © Archivfoto: Sebastian Schultz

Riesa. Der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden hat das Thema gewissermaßen in ganz Deutschland nach vorn auf die politische Agenda geholt: Wie steht es um die Brücken? Auch beim ersten Treffen des neuen Riesaer Verwaltungs- und Finanzausschusses diese Woche wurde das Thema angeschnitten. Wie es um die Brücken in Verantwortung der Stadt Riesa steht, wollte AfD-Fraktionschef Gordon Engler wissen.

Trotz hoher Kosten froh über Brückenabriss

Riesas Bauamtsleiterin Ina Nicolai (hier bei einer Podiumsdiskussion während des Kunstfestivals "Ibug" in Riesa Anfang September).
Riesas Bauamtsleiterin Ina Nicolai (hier bei einer Podiumsdiskussion während des Kunstfestivals "Ibug" in Riesa Anfang September). © Daniel Wagner

Bauamtschefin Ina Nicolai gab dazu einen Überblick und stellte vornan: Das große "Katastrophenkind" unter den Riesaer Brücken, das analog zur Carolabrücke zu sehen sei, stehe schon gar nicht mehr. Gemeint ist die sogenannte Blechbrücke, die einst übers Bahnhofsgelände führte. Sie war 2021/22 im Auftrag der Kommune und unter erheblichem Aufwand abgetragen worden. Wie bei der Dresdner Carolabrücke habe es sich bei dem Riesaer Bauwerk um eine Spannbetonbrücke gehandelt, so Ina Nicolai.

In Riesa sei man bereits vorm Abriss der Ansicht gewesen, dass das in den späten 1960ern errichtete Bauwerk mit etwa 170 Meter Spannweite binnen Sekunden versagen könne. Dafür sei man teils belächelt worden. Dresden zeige aber nun, dass so etwas tatsächlich passieren könne. Deswegen sei man froh, damals das Geld in die Hand genommen zu haben, um den Bau abzutragen – inklusive der vorher nötigen Überwachung. Insgesamt hatte Riesa vier Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Viele hatten den Abriss der einst in Stahlwerksgelände führenden Fußgängerbrücke bedauert, teils auch kritisiert.

Mehrere Brückenprüfungen auch dieses Jahr

Riesa führe bei seinen Brücken die vorgeschriebenen Prüfungen alle drei (einfache Prüfungen) beziehungsweise sechs Jahre (Hauptprüfungen) durch, betonte die Bauamtsleiterin. Die Arbeiten nimmt die Stadt dabei nicht selbst vor, sondern schreibe sie an unterschiedliche Firmen aus. Auch dieses Jahr habe es mehrere solcher Prüfungen gegeben, so Ina Nicolai, ohne die Zahl der untersuchten Bauwerke zu benennen. Die Ergebnisse der Untersuchungen erwarte man für Oktober. Akute Probleme bestehen an den 2024 geprüften Riesaer Brücken aber allem Anschein nach nicht: Seien Brücken in bedrohlich schlechtem Zustand, seien die Prüfer angehalten, die Stadt sofort zu informieren. Das sei aber nicht geschehen.

Sperrungen in Gröba und Oelsitz

Mit Blick auf problematische Bauwerke verwies die Bauamtsleiterin zum einen auf die Stützmauer an der Kastanienstraße. "Wir prüfen nicht nur Brücken, sondern Ingenieurbauwerke insgesamt, und dazu gehören auch solche Stützwände." Bei der Mauer in Gröba steht nach Angaben der Bauamtschefin die Note 3,9 zu Buche. Sprich: ein ungenügender Zustand. Die Kastanienstraße ist im Bereich um die Mauer bereits seit mehr als anderthalb Jahren voll gesperrt. Ob an der Stelle baulich in nächster Zeit etwas passieren soll, ließ Nicolai im Ausschuss offen.

Ein anderer Problemfall sei eine kleine Brücke im Ortsteil Oelsitz. Über diese laufe aber kein Straßen-, sondern lediglich Fußgängerverkehr. Auch dieses Bauwerk habe die Note 3,9 bekommen. Die Brücke solle deshalb jetzt gesperrt werden. Man wolle sich auf keine Risiken einlassen, so die Bauamtsleiterin, die ebenfalls offen ließ, wann die Brücke die Note erteilt bekommen hatte und ob die Sperrung eine aktuelle Entscheidung ist.

Mehrere Brückenbauarbeiten für 2025 geplant

Alle anderen Brückenprüfungen hätten laut Nicolai höchstens die Note "Drei" ergeben. Etliche Prüfergebnisse lägen im Bereich "im Bereich 'Eins Komma' bis 'Zwei Komma'".

Eine aktuelle Brückensanierung hat die Stadt gerade in der Vorbereitung: Der Stadtrat soll noch im September die Sanierung der Jahnabrücke am Ortsein- beziehungsweise -ausgang von Poppitz beauftragen. Kostenpunkt: mehr als 1,2 Millionen Euro. Der Ersatzneubau für die alte Brücke aus den 1960ern, deren Spurbreite bereits seit einigen Jahren aus Sicherheitsgründen verengt ist, soll im nächsten Jahr kommen.

Gleichzeitig will die Stadt die vier Holzbrücken an der Poppitzer Landstraße sanieren lassen, deren Konstruktion laut Ina Nicolai durch die Feuchtigkeit in der Jahnaniederung gelitten hat. Auf eine erste öffentliche Ausschreibung hin habe sich aber keine Baufirma gefunden, die die Arbeiten übernehmen will, so die Amtsleiterin. Nun wolle man per beschränkter Ausschreibung gezielt Unternehmen ansprechen, um die Sanierung der Geh- und Radwegbrücken während der Sperrpause für die Straßenbrücke vornehmen zu können.

Verantwortung für mehr als 40 Brücken

Ansonsten sehe sie bei den Brücken keinen allzu großen Handlungsbedarf, so Ina Nicolai. "Wir haben natürlich Sanierungsarbeiten im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten zu machen." Ein Brückenkollaps wie in Dresden sei aber bei den Riesaer Brücken nicht zu erwarten, den problematischsten Bau sei man ja bereits los.

Laut Vorbericht aus dem Riesaer Haushaltsplan 2023/24 gibt es insgesamt 41 Brücken in Verantwortung der Stadt Riesa, dazu den Fußgängertunnel an der Breitscheidstraße. Hinzu kommen fünf Lärmschutz- sowie vier Stützwände als weitere Ingenieurbauwerke.

Riesaer Brückenbauvorhaben aus den vergangenen Jahren (Auszug)

  • Ersatzneubau einer Brücke an der Poppitzer Landstraße 2021
  • Sanierung "Röhrbornbrücke" Leutewitzer Straße 2021
  • Sanierung Eisenbahnbrücke Rostocker Straße 2018
  • Ersatzneubau der Brücke Lange Straße/Grenzstraße 2017/18