Riesa. Eine Veranstaltung der besonderen Art hat es am Wochenende in den weitläufigen Gebäuden des Ritterguts Gröba gegeben. Dort wurden Besuchern 15 Gesellenstücke angehender Tischler aus der Region präsentiert. "So eine Ausstellung machen wir jedes Jahr", sagte Robert Mühlberg aus Klipphausen, Innungs-Obermeister der hiesigen Tischler. "Allerdings findet sie das erste Mal hier im Rittergut statt."
Drei besonders gelungene Objekte wurden dabei ausgewählt, um die Meißner Kreishandwerkerschaft bei der Ausstellung "Die Gute Form 2024" vom 4. bis 9. November im Dresdner Elbepark zu vertreten. Das dortige Siegerstück wird für das Bundesfinale nominiert. Abstimmen werden im Elbepark die Besucher der Ausstellung.
Für Valentin Birkmann ist es dann endlich mal ein kurzer Weg: Der 24-Jährige wohnt in Dresden, musste während seiner dreijährigen Ausbildung allerdings auch nach Freital, Meißen oder Pirna. Sein Arbeitgeber, die Firma Vavona, hat ihren Sitz in Radeburg. "Das geht eigentlich nur mit Führerschein und Auto", erzählt Birkmann, während die Besucher seinen Flurschrank ansehen, dessen große Tür mit einem langen Stück aus einem Pflaumenbaum verziert ist. Die Materialkosten – etwa 1.200 Euro – habe er selbst getragen, so der angehende Geselle.
Und wie hat der junge Mann das alles finanziert bei einem Ausbildungsentgelt von 500 (1. Lehrjahr) bis 800 Euro (3. Lehrjahr)? "Ich habe vorher Mechatroniker gelernt, einiges auf die hohe Kante gelegt und mich dann noch einmal umorientiert. Jetzt bleibe ich auch weiter in meiner Firma." Die nicht nur Möbel herstellt, sondern auch im Messebau aktiv ist.
Über die Nominierung für Dresden freue er sich, sagt Valentin Birkmann. Den Schrank will der junge Mann später einmal heimischen Flur aufhängen. Verkaufen? Das komme nicht infrage.
Die Prüfung für Valentin Birkmann und seine Kollegen bestand in diesem Jahr übrigens aus drei Teilen: Die Praxis fand sechs Stunden lang in Freital statt, die Theorie wurde in Meißen absolviert und die Gesellenstücke entstanden in maximal 100 Stunden Arbeit. Seinen Flurschrank baute Birkmann in einem Kreativkurs der Handwerkskammer Pirna zusammen.
Ein zweiter wichtiger Punkt beim Tag der offenen Tür am Sonnabend war die Sanierung des Rittergutes selbst. Dabei ist die Jugendbauhütte in Gröba mit fünf Mitarbeitern aktiv, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Denkmalpflege absolvieren. "Unser Ziel ist, dass das hier mal unser Hauptquartier wird", so die 22-jährige Greta Rabe. "Der erste Raum ist dabei schon fertig."
Greta Rabe kommt aus der Nähe von Colditz, hat bei der bisherigen Restaurierung fleißig mitgeholfen. "Wir machen den Putz ab und kümmern uns unter anderem um den Elektrik-Rückbau." Ende August endet das FSJ für die 22-Jährige. Und dann? "Ich mache danach eine Logopädie-Ausbildung an der Bavaria-Klinik in Kreischa", verrät Greta Rabe.
Zumindest im Fall von Greta Rabe geht als nicht ganz auf, was sich manch Verantwortlicher von der Jugendbauhütte wünscht – nämlich, dass sie junge Leute für eine berufliche Laufbahn im Handwerk motiviert. Diese Hoffnung hatte etwa Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) deutlich gemacht, der am Sonnabend auch für eine Gesprächsrunde ins Rittergut nach Gröba gekommen war. "Wir brauchen Handwerker in allen möglichen Bereichen", betonte er.
Doch nicht nur Kabinettsmitglieder zeigten sich am Sonnabend in Gröba. Auch viele Menschen aus der Region kamen vorbei, um sich die Gesellenstücke als auch das Rittergut selbst einmal näher anzusehen. "Ich bin ein Gröbaer Kind und mich haben auch die Räume hier interessiert", sagte eine Besucherin, die extra aus ihrem jetzigen Wohnort Strehla mit dem Fahrrad nach Riesa gefahren war. Zu DDR-Zeiten habe für den Normalbürger kein Weg hinein ins Rittergut geführt.
"Bei den Möbeln sieht man, dass viel Herzblut drinsteckt", so die Strehlaerin mit Blick auf die Gesellenstücke, denen anzusehen war, wie groß der Unterschied zwischen dem Möbelbau eines Tischlers und manch Schränkchen vom Großanbieter ist. "Hier spiegelt sich handwerkliches Können, Kreativität und Gestaltungskompetenz wider", hatte auch Kreishandwerkerschafts-Geschäftsführer Jens-Torsten Jacob in seiner Einladung betont.
Innungs-Obermeister Robert Mühlberg zog nach dem Ende der Ausstellung ein positives Resümee. "Wir hatten rund 150 Besucher, die sich sehr positiv geäußert haben", so der 45-Jährige, der den 15 Gesellen am Sonnabend auch gleich noch ihre Prüfungsergebnisse präsentierte. Und auch Ilka Beyer-Riedel von der Kreishandwerkerschaft zeigte sich zufrieden: Bei ihr hatten sich stündlich Interessierte zu einer 30-minütigen Führung durch das Rittergut versammelt. "Die Veranstaltung war gut besucht", so ihr Fazit.