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Ost-Jazz-Legende singt in Riesa mit sechs Tonnen Stahl

Pascal von Wroblewsky kommt für ein außergewöhnliches Konzert nach Riesa. Neben Klavier, Posaune und Schlagzeug wird sie von einer Maschine begleitet.

Von Jörg Richter
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Micha Winkler (links) und Stefan Albrecht (rechts) stehen am Sonnabend zusammen mit der bekannten Jazz-Sängerin Pascal von Wroblewsky auf der Bühne im Wohnkulturgut Gostewitz.
Micha Winkler (links) und Stefan Albrecht (rechts) stehen am Sonnabend zusammen mit der bekannten Jazz-Sängerin Pascal von Wroblewsky auf der Bühne im Wohnkulturgut Gostewitz. © Sebastian Schultz

Riesa. Es wird wohl das verrückteste Konzert, das Riesa jemals gesehen hat. Eine der bekanntesten Jazz-Sängerinnen Ostdeutschlands tritt am Sonnabend im Wohnkulturgut Gostewitz auf. Pascal von Wroblewski will ihre Vier-Oktaven-Stimme mit den Klängen eines Stahl-Monstrums vereinen.

Dabei handelt es sich um eine Jazz-Maschine, die auf einem alten Pferdehänger befestigt ist. Der Schrottbildhauer Stefan Albrecht aus Mecklenburg-Vorpommern hat dieses musikalische Kunstwerk vor ein paar Jahren entworfen und zusammengeschraubt. Seit geraumer Zeit steht es in der Scheune des Gostewitzer Wohnkulturgutes und wartet darauf, hinter der Bühne hervorgezogen zu werden.

Pascal von Wroblewsky galt in den 1980er-Jahren als die bekannteste Jazz-Sängerin der damaligen DDR.
Pascal von Wroblewsky galt in den 1980er-Jahren als die bekannteste Jazz-Sängerin der damaligen DDR. © PR

Es ist eine Premiere, bestätigt Bildhauer und Gastgeber Jan Giehrisch, der auf dem hiesigen Dreiseithof mit seiner Familie und ein paar Mietern wohnt. Unter ihnen ist auch der aus Meißen stammende Posaunist Micha Winkler. Er hat den Kontakt zu der berühmten Jazz-Interpretin hergestellt.

Seit einem gemeinsamen Bach-Programm vor zwölf Jahren kennen sich die beiden. Denn Pascal von Wroblewsky verbindet gern Jazz mit klassischer Musik. Mittlerweile trat sie schon oft mit Winkler auf. "Daraus hat sich eine echte Freundschaft entwickelt", erzählt der Wahl-Riesaer. Deshalb sei es ihm auch gelungen, seine liebe Freundin für dieses außergewöhnliche Konzert in Gostewitz zu begeistern.

Was so richtig daraus wird, kann der Posaunist auch nicht genau vorhersagen. Eines stehe aber fest: Ein sogenanntes Free-Jazz-Konzert, bei dem es keine Melodie gibt und lediglich Töne aneinandergereiht werden, wird es nicht. Winkler habe mehrere Musikstücke komponiert, die an diesem Abend (ab 20 Uhr) interpretiert werden sollen.

Lauter Räder, Riemen und Drähte befinden sich an der Jazz-Maschine in Gostewitz.
Lauter Räder, Riemen und Drähte befinden sich an der Jazz-Maschine in Gostewitz. © Sebastian Schultz
Stefan Albrecht bereitet die Maschine für ihre Premiere am Sonnabend vor.
Stefan Albrecht bereitet die Maschine für ihre Premiere am Sonnabend vor. © Sebastian Schultz
Auch mit Elektronik werden Töne erzeugt.
Auch mit Elektronik werden Töne erzeugt. © Sebastian Schultz

Neben Pascal von Wroblewsky, die an der Leipziger Musikhochschule Unterricht gibt, kommt mit dem Pianisten Stephan König ein weiterer Künstler aus der sächsischen Messestadt nach Gostewitz. Schlagzeuger Matthias Macht und Saxofonist Bertram Quosdorf begleiten ebenfalls die Sängerin. Letzterer packt zudem seine singende Säge aus.

Das Klangmonstrum wird mit Elektromotoren betrieben. "Die Töne, die aus der Maschine herauskommen, klingen etwas schroff", sagt Micha Winkler. Die Herausforderung würde es sein, sie mit Musik zu verbinden, sodass sich daraus etwas Neues entwickelt. "Das passt irgendwie zu Riesa", sagt Jan Giehrisch. Denn auch die einstige Stahlstadt musste sich nach der Wende neu erfinden, galt eine Zeit lang als "Sportstadt", um heute wieder auf der Suche nach einem neuen Markennamen zu sein - vielleicht "Jazz-Stadt"? Eine Jazz-Maschine gibt es ja schon hier. Und vielleicht kommt ja auch Pascal von Wroblewsky künftig öfter zu einem Konzert in den kleinen Riesaer Ortsteil.

Es gibt bereits Überlegungen, die Jazz-Maschine im Gostewitzer Wohnkulturgut häufiger zu präsentieren. Möglicherweise im Rahmen von Schulprojekten für das Unterrichtsfach Musik. Dazu werden interessierte Lehrer in Riesa und Umgebung gesucht, die ihren Kunst- oder Musikunterricht auffrischen möchten.

  • "Iron Moments Jazzmaschine" mit Pascal von Wroblewsky am Sonnabend, 31. August, ab 20 Uhr, Eintrittskarte für 28,50 Euro, ermäßigt 20 Euro.