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Bayerns Vize-Ministerpräsident macht Landtagswahlkampf in Riesa

Die Freien Wähler holen sich mit Hubert Aiwanger prominente Unterstützung nach Sachsen.

Von Stefan Lehmann
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Ein Plausch mit Bayerns stellvertretendem Ministerpräsidenten: Hubert Aiwanger (r.) besuchte am Sonnabend Riesa.
Ein Plausch mit Bayerns stellvertretendem Ministerpräsidenten: Hubert Aiwanger (r.) besuchte am Sonnabend Riesa. © Andreas Weihs

Riesa. Kurz vor dem Wahlkampfstand hält die Frau inne, guckt einen Moment und ruft dann: "Sie kenn' ich doch!" Hubert Aiwanger lässt sich nicht lang bitten und begrüßt die Riesaerin, die mit ihrem Enkel unterwegs ist mit hörbar bayerischem Akzent.

Aiwanger ist in Bayern Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. Nach Sachsen ist er in seiner Funktion als Bundesvorsitzender der Freien Wähler gekommen. Der Meißner Kreisvorsitzende Lucas Partuscheck hatte ihn eingeladen. Schon 2019 hatte er im Nachbarland Wahlkampfhilfe geleistet. In Riesa allerdings war er noch nie, sagt Aiwanger, kurz nachdem sein Wagen vor der WT-Arena hält.

Auf dem kurzen Fußweg zum Wahlkampfstand geht es deshalb auch kurz um die Riesaer Industriegeschichte, ums Zündwarenwerk und den Bevölkerungsschwund in der Stadt. Ob Riesa mit einer Stadt in Bayern vergleichbar wäre? Aiwanger überlegt kurz. Vielleicht am ehesten mit einigen in Oberfranken, das ähnlich stark von der Industrie gelebt habe. An der Trinitatiskirche stehen steht eine Menschengruppe, die zum Schuleingangs-Gottesdienst will. Davon, dass die Ferien in Riesa schon zu Ende gehen, ist Aiwanger überrascht. "Bei uns gehen sie gerade erst los."

Freie Wähler müssen um Landtagseinzug bangen

Als der Freie-Wähler-Tross zwei ältere Damen überholt, lassen Aiwanger und der sächsische Spitzenkandidat Matthias Berger gleich noch zwei Wahlflyer bei den beiden. "Hauptsache, Sie bewegen dann auch was!", ruft eine der beiden Berger noch hinterher. Auf dem Mannheimer Platz werden dann noch weitere Kandidaten dazustoßen, aus Döbeln und Dresden. Nur der Riesaer Direktkandidat Steffen Mühlpfordt fehlt.

Thomas Weidinger, Hubert Aiwanger, Matthias Berger und Lucas Partuscheck bringen ein Wahlplakat der Freien Wähler in Riesa neben dem Riesaer Leichtathletikstadion in der Pausitzer Delle an.
Thomas Weidinger, Hubert Aiwanger, Matthias Berger und Lucas Partuscheck bringen ein Wahlplakat der Freien Wähler in Riesa neben dem Riesaer Leichtathletikstadion in der Pausitzer Delle an. © Andreas Weihs

Die prominente Unterstützung können die Freien Wähler wohl gut gebrauchen. In den Umfragen liegt die Partei weiter unter der Fünf-Prozent-Hürde. Sachsens Landesvorsitzender Thomas Weidinger sagt trotzdem, er habe ein gutes Gefühl, was die Landtagswahl angeht. Man habe mit Matthias Berger aus Grimma und Marcel Schmidt aus Stollberg zwei Oberbürgermeister im Rennen um Direktmandate. Schaffen es beide, würde die Wählervereinigung auch mit weniger als fünf Prozent in den Landtag einziehen. "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch über die Zweitstimmen reinkommen", sagt Weidinger. Dann würden sie in Sachsen am liebsten mit der CDU koalieren, so wie es Aiwanger in Bayern mit der CSU getan hat.

"Alternative zur Alternative"

Die Frage, mit wem man künftig zusammenarbeitet und mit wem nicht, hatte im Frühjahr Wellen geschlagen. Kurz nach dem Beschluss eines Kooperationsverbots mit der AfD hatte Weidinger der dpa gesagt, von solchen Brandmauern halte man in Sachsen nicht viel. Am Sonnabend ist davon nichts zu hören. Sowohl der Gast aus Bayern als auch Weidinger bekräftigen vielmehr, man wolle sich dem Wähler als "Alternative zur Alternative" präsentieren – und verweisen darauf, die Freien Wähler hätten vielfach schon Erfahrung auf kommunaler Ebene vorzuweisen. "Dass die Leute die AfD wählen, ist ein Hilferuf an die Politik", so Aiwanger. Man wolle auch in Sachsen "besser Politik" machen, ohne die Grünen und "mit weniger Ideologie".

Als er nach gut einer Stunde zum nächsten Termin in Marienberg einsteigt, hat Bayerns Wirtschaftsminister manche Hände geschüttelt. Allzu viele Abfuhren gab es nicht, einige Leute kamen extra an den Mannheimer Platz, um ihn zu sehen oder zu fotografieren. "Sehr nette Leute und gute Gespräche", so sein Resümee. "Ich kann die Sachsen gut leiden." Was der Besuch gebracht hat, wird sich am 1. September zeigen.