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Sachsens modernste Schule in Riesa eröffnet

Fast 20 Millionen Euro wurden am Merzdorfer Park verbaut. Mancher hatte die Hoffnung auf das Projekt schon aufgegeben.

Von Christoph Scharf
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Hunderte Schüler feierten am Mittwoch die Neueröffnung der Oberschule Am Merzdorfer Park, an der zwei Jahre lang gebaut wurde.
Hunderte Schüler feierten am Mittwoch die Neueröffnung der Oberschule Am Merzdorfer Park, an der zwei Jahre lang gebaut wurde. © Sebastian Schultz

Riesa. Mehr als 20 Jahre lang war darum gekämpft worden. Nun konnte Riesas neue Oberschule Am Merzdorfer Park pünktlich zum Start des neuen Schuljahres in Betrieb genommen werden. Zwei Jahre lang war dort gebaut worden, knapp 20 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert. Eine Zahl freut den Präsidenten des Landesamts für Schule und Bildung (Lasub) aber noch mehr: "Hier stehen mehrere Hundert Schüler vor der Schule, die dann bald mit ihren Lehrern in die Schule gehen, um dort gemeinsam zu lernen", sagt Ralf Berger. So einen Anblick wie am Mittwoch in Riesa habe er lange nicht gehabt. "Ich wünsche mir, dass das auch das ganze Schuljahr über so bleiben kann", sagt er – ohne das Wort Corona dabei in den Mund zu nehmen.

Nach zwei Jahren im Ausweichquartier an der Alleestraße konnten die Oberschüler nun von ihrer komplett sanierten, modernisierten, vergrößerten Schule Besitz ergreifen. Auch die Absolventen, die das neue Gebäude gar nicht mehr nutzen werden, hatten beim Umzug tatkräftig angepackt. Riesas OB Marco Müller (CDU) dankte den Schülern genauso wie den Baufirmen und allen Beteiligten, die eines der größten Riesaer Bauprojekte überhaupt ermöglicht hatten.

Eine Zeremonie muss sein: Hier wird die Schultür symbolisch freigegeben - unter anderem von Riesas OB Marco Müller (2.v.l.), Lasub-Präsident Ralf Berger (Mi). und Schulleiter Jürgen Gläsel (2.v.r.).
Eine Zeremonie muss sein: Hier wird die Schultür symbolisch freigegeben - unter anderem von Riesas OB Marco Müller (2.v.l.), Lasub-Präsident Ralf Berger (Mi). und Schulleiter Jürgen Gläsel (2.v.r.). © Sebastian Schultz

Auch die Lehrer hätten daran einen großen Anteil. "Die ersten Lehrer hatten ihre Ideen für einen Umbau bereits im Jahr 2000 an uns herangetragen", erinnert sich der OB. Damals, so schildert es Schulleiter Jürgen Gläsel, hatte man es in der Schule mit zugeschraubten Fenstern und Toiletten aus dem Eröffnungsjahr 1964 zu tun. Manch Lehrer hätten in den vergangenen 20 Jahren schon gezweifelt, ob die Modernisierung überhaupt noch kommt. Vor allem die langjährige Deutschlehrerin Annett Holtzer aber hätte jahrelang Druck gemacht – etwa mit flammenden Reden vor den Stadträten.

Nun hätten Lehrer und Schüler ein Umfeld auf höchstem Niveau. Eine einzige Kreidetafel gibt es noch – auf speziellen Wunsch einer Lehrerin. Überall anders sind die Tafeln elektronisch. Da gibt es gemütliche Sitzecken auf dem Flur, spezielle Hocker zum Kippeln, eine programmierbare CNC-Maschine im Werken-Kabinett, ein Kunstkabinett mit Druckwalze und Brennofen, eine top ausgestattete Schülerküche für den Haushaltsunterricht. "Wir haben nun die modernste Schule Sachsens", sagt Jürgen Gläsel.

Schulamts-Präsident Ralf Berger sieht in dem Projekt ein wichtiges Bekenntnis der Stadt Riesa zu ihren Oberschulen. Auch er dankt den Lehrern. "Zwei Jahre lang in einem Ausweichquartier zu unterrichten, ist eine Riesenherausforderung."

Worauf Schulleiter Gläsel Wert legt: Die Oberschule ist nun die erste Schule Riesas, die vollständig für körperbehinderte Schüler ausgebaut wurde. So wurde an ein spezielles Klassenzimmer mit Trennwand für autistische Kinder gedacht; in die neue Sporthalle kommt man auch mit dem Rollstuhl gut rein. Nur eines könne auch die modernste Schule nicht: den Kindern das Lernen abnehmen.

Platz für Bewegung: Auf dem Hof gibt es jetzt ein Kletternetz und diverse Sportflächen. Zudem ist eine komplett neue Sporthalle entstanden.
Platz für Bewegung: Auf dem Hof gibt es jetzt ein Kletternetz und diverse Sportflächen. Zudem ist eine komplett neue Sporthalle entstanden. © Sebastian Schultz

Aber hat Riesa nun wirklich die modernste Schule Sachsens? "Auf jeden Fall eine der modernsten Schulen im Freistaat", sagt der Lasub-Präsident. In letzter Zeit sei in Sachsen beim Thema Schulen sehr viel passiert. "Das ist auch gut investiertes Geld." Man habe zuletzt viel über die Wiedereröffnung von Diskotheken oder öffentlichen Fußballspielen diskutiert – dabei sei das Thema Schule zu kurz gekommen.

Er freut sich auch über Details wie das Kletternetz auf dem Hof. "Das ist keine Selbstverständlichkeit an Oberschulen. Aber Schüler brauchen Gelegenheiten, sich auszutoben", sagt Berger, der früher selbst jahrelang eine Oberschule leitete.

Schulleiter Gläsel zeigt die neue Küche, in der sich Schüler im Hauswirtschaftsunterricht praktisch betätigen.
Schulleiter Gläsel zeigt die neue Küche, in der sich Schüler im Hauswirtschaftsunterricht praktisch betätigen. © Sebastian Schultz

Knapp wie überall bleibt es aber auch am Merzdorfer Park mit den Lehrern, sagt Schulleiter Gläsel – auch wenn die modern ausgestattete Schule mit ihrem pädagogischen Konzept sehr attraktiv für Pädagogen sei. "Wir haben etliche Anfragen von Referendaren, die unbedingt zu uns wollen", sagt Gläsel. "Sogar aus Dresden – weil es in Riesa pädagogisch schon ruhiger zugeht."

17 Schulklassen gibt es hier, im Durchschnitt zählen sie 26 Schüler. "In meiner Schulzeit waren wir noch 36 Kinder in der Klasse", erinnert sich der Riesaer, der gerade 56 Jahre alt geworden ist.

Am wichtigsten ist ihm jetzt, dass die Schule auch weiter offen bleiben kann. Dreimal die Woche werden die Schüler derzeit früh auf Corona getestet. Auf den Fluren gilt Maskenpflicht – nicht aber draußen und auch nicht in den Klassenzimmern, die groß genug zum Abstandhalten sind. "Der soziale Kontakt für die Schüler ist enorm wichtig. Die fehlenden anderthalb Jahre lassen sich in diesem Alter nicht nachholen", sagt der Schulleiter. Gerade in der Pubertät sei der Kontakt mit Gleichaltrigen wichtig – und durch das Lernen zuhause nicht zu ersetzen.