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Patienten bemängeln Hitze-Problem in neuer Riesaer Poliklinik

In dem erst kürzlich offiziell neu eröffneten Ärztehaus in Riesa sei es zu warm, findet mancher Besucher. Was Betreiber und Bauherr zur Kritik sagen.

Von Eric Weser
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Das neue Riesaer Facharztzentrum an der Bahnhofstraße bekommt Lob – aber auch Kritik.
Das neue Riesaer Facharztzentrum an der Bahnhofstraße bekommt Lob – aber auch Kritik. © Daniel Wagner

Riesa. Praller Sonnenschein vom Himmel, tagelang Temperaturen von 30 Grad Celsius, kein Regen: So schön sommerliches Wetter ist, viele stöhnen bereits über die Hitze. Abkühlung ist daher umso mehr willkommen. Mildere Temperaturen als draußen vor der Tür hatte offenbar auch das Riesaer Ehepaar Hillig beim Besuch in Riesas neuer Poliklinik erwartet.

"Wir haben am 28. August bei 30 Grad im Schatten das erste Mal die neue Poliklinik in Riesa besucht", schreiben sie an die SZ-Redaktion. "Ein schönes Haus, große helle Räume, es gibt einen Fahrstuhl und für ältere und gehbehinderte Menschen ist alles gut zu erreichen. Es gibt auch direkt am Haus Parkplätze." Der erste Eindruck sei sehr positiv.

Doch dann kommt ein großes Aber in Richtung Bauherr und Betreiber: "Was haben Sie sich dabei gedacht, große Glasfassaden und große Fenster einzubauen, ohne Klimaanlage!" Schon beim Betreten des Hauses sei es vor Hitze kaum auszuhalten gewesen, "geschweige denn, in den Räumen der Praxen". Im Wartezimmer und anderen Räumen sei es "stickig und heiß" gewesen, kritisiert das Paar.

  • Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem neuen Facharztzentrum an der Bahnhofstraße 10 in Riesa gemacht? Die SZ-Redaktion Riesa freut sich auf Ihre Zuschriften an [email protected] oder per Post an die Redaktionsadresse, Hauptstraße 42 in 01589 Riesa.

"Eine Zumutung" für Patienten und Beschäftigte?

Es sei für die Patienten "eine Zumutung, aber was sollen erst die Praxismitarbeiter und -mitarbeiterinnen sowie die Ärztinnen und Ärzte sagen, die den ganzen Tag in den Räumen arbeiten müssen?"

Auf Nachfrage sei den Hilligs unter anderem erzählt worden, dass wohl erst eine Klimaanlage vorgesehen war, aber durch die Solaranlage auf dem Dach dann doch verworfen wurde, und dass Ventilatoren aus hygienischen Gründen nicht aufgestellt werden dürften.

Kerstin und Ralph Hillig wundern sich: "Überall wird davon gesprochen, dass die Gebäude dem Klimawandel angepasst werden. Aber warum passiert das nicht in Riesa bei einem Neubau?"

Das Paar war bei seinem Besuch im Ärztehaus nach eigenen Angaben in der orthopädischen Praxis und auch im neuen Sanitätshaus. "Dort hoffen alle, dass der September Abkühlung bringt." Doch die Hilligs meinen: "Es werden noch viele heiße Sommer folgen", weshalb es "dringend eine Nachbesserung" brauche.

Bau "nach neuesten gesetzlichen Standards"

Der Geschäftsführer der Elbland Polikliniken Ralph Schibbe bei der offiziellen Eröffnung des Ärztehaus-Neubaus Mitte August. Dort hatte er selbst Optimierungsbedarf bei Belüftung und Beschattung angesprochen.
Der Geschäftsführer der Elbland Polikliniken Ralph Schibbe bei der offiziellen Eröffnung des Ärztehaus-Neubaus Mitte August. Dort hatte er selbst Optimierungsbedarf bei Belüftung und Beschattung angesprochen. © Andreas Weihs

Was sagen Bauherr und Betreiber zum Thema? Immerhin hatte Elbland-Polikliniken-Geschäftsführer Ralph Schibbe bei der offiziellen Einweihung des Ärztehauses an einem ebenfalls sehr heißen Tag Mitte August selbst durchblicken lassen, dass es bei Belüftung und Beschattung noch Nachholbedarf gebe – und dass man den Bauherrn darauf gleich bei dieser Gelegenheit hinweisen könne.

Bauherr des neuen Ärztehauses ist das Unternehmen Hentschke Bau mit Hauptsitz in Bautzen. Eine SZ-Anfrage bei dem Großbetrieb, der auch als Investor und Vermieter bei dem Riesaer Ärztehaus auftritt, blieb zunächst unbeantwortet. Anders die Elbland Polikliniken: Geschäftsführer Ralph Schibbe teilt auf SZ-Nachfrage mit, das Facharztzentrum an der Bahnhofstraße sei "energetisch nach den neusten gesetzlichen Vorschriften" errichtet worden. So sei das für das Gebäude zum Beispiel der KfW-Standard "KfW 40 EE" vereinbart, der noch schärfere Vorgaben als das Gesetz mache.

Nachsteuerungen sollen kommen

Zum energetischen Konzept gehört laut Ralph Schibbe "natürlich auch der sommerliche Wärmeschutz", welcher durch denselben Fachplaner konzipiert und baulich vorgegeben worden sei. "Nach diesen Vorgaben wurden entsprechend massive Wände, außenliegender Sonnenschutz und auch öffenbare Fenster und in Teilbereichen auch Klimatisierungen umgesetzt." Es gebe also natürlich eine Klimaanlage im Haus.

Der Geschäftsführer des zum Elblandkliniken-Konzern gehörenden Ärztehaus-Betreibers gesteht zu: "Die derzeitigen extremen Tageshöchsttemperaturen und teilweise auch geringen Absenkungen in den Nachtbereichen lassen jedoch scheinbar eine ausreichende Abkühlung der Innenräume über Nacht bzw. in den Morgenstunden nicht zu."

Laut Ralph Schibbe ist man bei den Verantwortlichen allerdings am Thema dran: Bereits bei der Planung seien jedoch entsprechend große Klimazentralen und ein entsprechendes Leitungsnetz baulich vorgesehen worden, sodass auch unter Berücksichtigung geänderter innerer Lasten bei der Klimatisierung einzelner Räume/Bereiche nachgesteuert werden könne. "Dies wird zusammen mit den Nutzern geschehen." Wann und wie genau das passieren soll, blieb zunächst offen.