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Neue Riesaer Poliklinik: "Es fehlen die Fußwege"

Die Zuwegung zum kürzlich eingerichteten Ärztehaus steht weiter in der Kritik. Auch der neu gebaute Bushalt wird beanstandet. Das sagt die Stadt.

Von Eric Weser
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Die Riesaer Poliklinik an der Bahnhofstraße ist für Fußgänger schwierig zu erreichen.
Die Riesaer Poliklinik an der Bahnhofstraße ist für Fußgänger schwierig zu erreichen. © Fotos: Daniel Wagner, SZ/ewe; Montage: SZ

Riesa. Ein Donnerstagmorgen Ende August an der Bahnhofstraße: Eine Seniorin, adrett gekleidet in weißer Hose und geblümtem Blazer, steigt aus einem Bus der Linie 446 am neuen Halt "Gesundheitszentrum". Die Dame schaut sich zunächst verwirrt um, läuft dann in Richtung Hotel Mercure. In Höhe der Auffahrt zum Wohnblock bleibt sie stehen, schaut unsicher über die Bahnhofstraße gen Elbe. Offensichtlich will sie zum Ärztehaus. Auf Nachfrage bejaht sie das, folgt dann dem Hinweis, dass sie zurück zum Bushalt und noch etwas weiter laufen muss, um über die Straße zu kommen und von da aus den Hang hinunter. Sie komme aus einem Strehlaer Ortsteil und sei zum ersten Mal da, verrät sie, ehe sie sich verschiedet.

Szenen wie diese lassen sich immer wieder beobachten, seit das Facharztzentrum der Elbland Polikliniken an der Bahnhofstraße 10 in Betrieb gegangen ist. Auch in dieser Woche sind ein Mann und eine Frau im fortgeschrittenen mittleren Alter an selber Stelle unterwegs. Sie ohne Gehhilfe, er stützt sich auf einen Gehstock in der rechten Hand. "Ganz schön gefährlich hier", sagt die Frau beim Gang den Hang hinab. Das mag sich manch anderer vielleicht ebenso gedacht haben – daher vielleicht auch die Trampelpfade in der Böschung zwischen Bushaltestelle und Hangstraße. Ob die allerdings sicherer sind, lässt sich angesichts des Gefälles aber bezweifeln.

"Was soll im Winter werden?"

Auch in Leserzuschriften an die SZ-Redaktion ist die Zuwegung zum Ärztehaus ein Thema. Zwar gefalle ihr das neue Ärztehaus an sich sehr gut, schreibt etwa Ingrid Ringleb. "Weniger gut gefällt mir und auch vielen aus meinem Bekanntenkreis der Weg dorthin." Sie habe kein Auto, sei behindert, so die 84-Jährige. Da sie im Zentrum lebe, könne sie zu Fuß zu ihren Ärztinnen in der Poliklinik gelangen. "Allerdings mit großen Schwierigkeiten." Für Fußgänger mit Gehhilfen, Rollatoren oder auch für Rollstuhlfahrer gebe es keinen Fußweg. "Man muss auf der sehr steilen Straße laufen, mitten im Autoverkehr, oder schnellen Radfahrern ausweichen, denn es ist ja auch Radweg." Ingrid Ringleb fragt: "Was soll im Winter bei Schnee- und Eisglätte werden (trotz Winterdienst)"?

Ähnlich liest sich die Zuschrift von Eva Zwicke. Die 89-jährige Riesaerin ist nach eigenem Bekunden auf einen Rollator angewiesen. Weil sie regelmäßig neue Medikamente brauche, habe sie sich kürzlich vom Puschkinplatz aus auf den Weg zur Praxis gemacht. Das Problem sei, dass es vor Ort keine Fußwege gebe. "Man läuft vollkommen ungeschützt und unsicher die stark abfallende Straße hinunter und quält sich nach dem Praxisbesuch auch wieder hinauf. Immer mit der Möglichkeit, dass Fahrzeuge in beiden Richtungen die Fahrbahn benutzen." Sie empfinde das als Zumutung, schreibt die Seniorin. "Wenn so ein Facharztzentrum geplant wird, muss man doch davon ausgehen, dass auch viele ältere Menschen ungehindert in die Praxen kommen können, ohne auf fremde Hilfe per Pkw angewiesen zu sein." Eva Zwicke findet, dass diese Fragen bei der Planung betrachtet gehört hätten.

Einig sind sich beide Seniorinnen nicht nur darin, sondern auch, dass der neue Bushalt vor Ort nur eine geringe Verbesserung bringt: Denn auch dessen Nutzer müssten die steile Straße nutzen, um zur Poliklinik zu gelangen.

Der neue Bushalt an der Poliklinik ist seit Kurzem in Betrieb.
Der neue Bushalt an der Poliklinik ist seit Kurzem in Betrieb. © Foto: SZ/ewe
Ende August hinterließ dort jemand handschriftlich eine Kritik an dem Neubau.
Ende August hinterließ dort jemand handschriftlich eine Kritik an dem Neubau. © Foto: SZ/ewe
Die Zufahrt zur Poliklinik ist als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen (blau-weißes Schild). Das heißt eigentlich: Schrittgeschwindigkeit fahren und Fußgängerverkehr weder gefährden noch behindern.  Und: Fußgänger dürfen die Straße auf ganzer Breite benutzen.
Die Zufahrt zur Poliklinik ist als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen (blau-weißes Schild). Das heißt eigentlich: Schrittgeschwindigkeit fahren und Fußgängerverkehr weder gefährden noch behindern. Und: Fußgänger dürfen die Straße auf ganzer Breite benutzen. © Foto: SZ/ewe

Noch keine konkreten Planungen

Am Bushalt selbst findet sich Ende August auch eine Kritik – handschriftlich auf einem Stück Papier, das in den blauen Metallrahmen der Fahrplantafel geklemmt ist: In etwas rüden wie orthografisch nicht ganz einwandfreien Deutsch wird das Fehlen einer Haltebucht moniert.

Was sagt die Stadt Riesa zur Kritik? Sie hatte kürzlich den Bushalt errichten lassen. Eine Haltebucht war laut Stadtsprecher Uwe Päsler an der Haltestelle nie vorgesehen. Sie sei auch nicht vorgeschrieben. Der Individualverkehr habe auf den ÖPNV Rücksicht zu nehmen, müsse notfalls warten. "Das funktioniert an vielen anderen Stellen ja auch ohne Probleme."

Und was sagt die Stadt zur Zuwegung? Diese war bereits kürzlich von Rollstuhlfahrern beanstandet worden. Man wisse, dass die Zuwegung nicht befriedigend sei, und prüfe, "ob es Möglichkeiten gibt, dort noch etwas zu verbessern", so Stadtsprecher Päsler. Konkrete Planungen würden aber derzeit noch nicht laufen.

So bleibt zunächst vor allem die Hoffnung, dass sich die Verkehrsteilnehmer vor Ort an die Beschilderung halten. Die weist die Straße zum Ärztehaus als verkehrsberuhigten Bereich aus. In dem muss Schrittgeschwindigkeit gefahren werden; Fußgänger dürfen zudem weder gefährdet noch behindert werden. Auch dürfen sie die Straße in ganzer Breite nutzen – allerdings, ohne den Fahrverkehr unnötig zu behindern.