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Nach langer Pause: Gröditzer Schüler werden zu Artisten

Zum vierten Mal ist der 1. Ostdeutsche Projektzirkus André Sperlich an der Gröditzer Grundschule zu Gast. Die SZ war bei der Generalprobe dabei.

Von Jörg Richter
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Jesse, alias Matteo Miltzow, schwebt über der Manege, in der andere Kinder der Grundschule Gröditz die Tiere und Korallen des Meeres darstellen. In dieser Woche gastiert der 1. Ostdeutsche Projektzirkus André Sperlich in Gröditz.
Jesse, alias Matteo Miltzow, schwebt über der Manege, in der andere Kinder der Grundschule Gröditz die Tiere und Korallen des Meeres darstellen. In dieser Woche gastiert der 1. Ostdeutsche Projektzirkus André Sperlich in Gröditz. © Andreas Weihs

Gröditz. Was für ein Zirkus in der Schule! Für die rund 250 Mädchen und Jungen der Gröditzer Grundschule stehen seit Montag weder Mathe noch Deutsch auf dem Stundenplan, sondern jonglieren, balancieren, am Trapez turnen, fechten wie Piraten oder albern sein wie Clowns.

Nach nur zwei Tagen Training haben die Kinder mithilfe der Artisten des 1. Ostdeutschen Projektzirkus Sperlich ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Sie präsentieren es in zwei Gruppen abwechselnd zwischen Mittwoch und Freitag. Der größte Teil der Zirkusbesucher sind Eltern, Geschwister, Omas und Opas.

Versteckte Talente

Bei der Generalprobe am Mittwochvormittag sind die meisten Grundschüler aufgeregt. "Da darf auch mal was schiefgehen. Die Kinder stehen ja zum ersten Mal in der Manege", sagt Lehrerin Kerstin Filor. Es klingt, als wolle sie sich im Voraus für die Fehler der Kinder entschuldigen. Doch das braucht sie nicht. Denn bisher läuft alles prima. Es bedarf nur ein paar Regieanweisungen der erfahrenen Artisten. Mehr nicht. Die Kinder haben die vergangenen Tage in den Klassenräumen und in der Turnhalle sehr gut mitgemacht und viel gelernt.

Auch Manuel Sperlich ist von der Disziplin der Schüler beeindruckt. "Viele Kinder wissen gar nicht, was Kunst und Zirkus ist", sagt der Leiter der Clownstruppe, der als Moderator auch durch das Programm führt. "Oft entdecken die Lehrer und Eltern versteckte Talente, die in den Kindern schlummern", erzählt er. Immer wieder treffe er Pädagogen, die sich über manchen ihrer Pappenheimer wundern, wie sie im Rampenlicht aus sich herausgehen, obwohl sie sonst im Unterricht eher zurückhaltend sind.

Manuel Sperlich gibt Regieanweisung für eine Szene mit den beiden Hauptfiguren des Zirkusmusicals, Jesse und Tina.
Manuel Sperlich gibt Regieanweisung für eine Szene mit den beiden Hauptfiguren des Zirkusmusicals, Jesse und Tina. © Andreas Weihs
Diese wilden Cowboys reiten durch die Manege.
Diese wilden Cowboys reiten durch die Manege. © Andreas Weihs
Alfred Sperlich (links) ist begeistert von den Gröditzer Trapez-Artisten.
Alfred Sperlich (links) ist begeistert von den Gröditzer Trapez-Artisten. © Andreas Weihs
Bei der Generalprobe schauen die Kinder, die nicht dran sind zu und applaudieren.
Bei der Generalprobe schauen die Kinder, die nicht dran sind zu und applaudieren. © Andreas Weihs
Die Piraten stecken Schwerter in ein Fass, in dem sich ein Junge befindet.
Die Piraten stecken Schwerter in ein Fass, in dem sich ein Junge befindet. © Andreas Weihs
Hinter der Schule steht das große Zirkuszelt.
Hinter der Schule steht das große Zirkuszelt. © Andreas Weihs

Im Gegensatz zu anderen Grundschulen, in denen der Projektzirkus zu Gast ist, haben sich die Gröditzer Mädchen und Jungen einen eigenen Zirkusnamen ausgedacht. Es soll mehrere Vorschläge gegeben haben. Am Ende haben sie sich für "Grödelino" entschieden, bestätigt Kerstin Filor, die zum vierten und letzten Mal die Projektleiterin der hiesigen Grundschule ist. Denn die Zirkusfamilie Sperlich besucht jede Schule nur alle vier Jahre. So groß ist die Nachfrage.

In diesem Jahr habe es bei der Organisation und Durchführung gleich vier Herausforderungen gegeben. Die erste war der Fakt, dass es diesmal mit knapp 250 Kindern so viele Mitstreiter gibt wie noch nie in Gröditz. Deshalb mussten sie erstmal in Team A und B getrennt werden. Das hat zur Folge, dass es nicht zehn Artistengruppen gibt, sondern 20!

Die zweite Herausforderung sei der zeitige Termin, so kurz nach den Sommerferien. "Deshalb mussten wir mit der Planung schon am Ende des letzten Schuljahres beginnen, sonst hätten wir es nicht geschafft", erzählt die Lehrerin. Und auch die Erstklässler und ihre Eltern mussten informiert werden, als die ABC-Schützen noch in den Kindergarten gingen.

Herausforderung Nummer drei sind die rund 50 Kinder an der Gröditzer Grundschule, die nicht Deutsch sprechen. Sie sollten nicht außen vor bleiben und bei dem Zirkusprojekt mitmachen. Und die vierte Herausforderung ist die Hitze.

Letzte Woche in Lommatzsch

Wegen Corona hat es neun Jahre gedauert, bis der 1. Ostdeutsche Projektzirkus Sperlich wieder in Gröditz ein einwöchiges Gastspiel geben kann. Eine schwierige Zeit der Ungewissheit für das Familienunternehmen, zu dem drei Zirkusgruppen gehören. Die Zirkusdirektoren André und Marko Sperlich waren vor Corona schon hier. Diesmal ist es Senior Alfred Sperlich.

Während die anderen beiden Gruppen momentan an der Ostsee und in Berlin touren, ist Alfred Sperlich mit seiner Artistentruppe in Sachsen unterwegs. In der Vorwoche waren sie an der Grundschule in Lommatzsch zu Gast. Nächste Woche folgt Hartha bei Tharandt. Und eine Woche später dürfen sich die Kinder in Bad Schandau darauf freuen, echte Artisten, Clowns und Dompteure zu werden.