Riesa. Hannelore Schumann muss nicht lange suchen, als sie am vergangenen Freitag auf die Pinnwand im Speiseraum schaut. "Da bin ich", sagt sie und zeigt auf eins der Fotos, gleich neben einer 30 Jahre alten Ausgabe der Schülerzeitung "Spicker". Dann geht's zurück an die Kaffeetafel, wo schon eine Handvoll Kolleginnen und Kollegen aus alten Zeiten sitzen. Einige von ihnen haben so ziemlich ihr gesamtes Berufsleben an der Oberschule Am Merzdorfer Park verbracht, mancher ist heute Mitglied im Förderverein.
60 Jahre ist die Schule mittlerweile alt - auch, wenn man es ihr nach der umfangreichen Sanierung von vor vier Jahren nicht mehr ansieht. Am Freitag feierten das die 490 Schüler und 30 Lehrer entsprechend. Nach drei festlichen Tagen war es der Höhepunkt des Jubiläums. Eine vierstellige Zahl an Gästen war geladen: ehemalige Schüler, Lehrer, Eltern.
So wie Hannelore Schumann, die in Riesa Biologie und Chemie unterrichtet hat: "Wir sehen uns schon öfter." Die früheren Lehrer waren auch schon eingeladen, als die Schule nach der Sanierung wieder neu bezogen wurde. Das Schulfest ist eine gute Gelegenheit, die Kollegen von damals wiederzusehen. Nach Kaffee und Kuchen will Schumann noch einen Blick in eins der modernen Chemiekabinette werfen. Die Bedingungen im Haus seien in jedem Fall besser als früher, da sind sich die Lehrer einig. Ob das Unterrichten als solches auch leichter fällt, das beurteilen einige eher zurückhaltend.
In den ersten Jahren war die Schule übervoll
Besonders interessant neben historischen Fotos der Schule ist ein Ordner, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre persönlichen "Schulgeschichten" erzählen - oder Eltern, Großeltern und Nachbarn danach fragen. Da zitiert etwa eine Schülerin ihre Oma, die als eine der Ersten in Gröba eingeschult wurde - damals hieß die Einrichtung noch Otto-Grotewohl-Schule und war mit 900 Schülern übervoll. Einige mussten nach Weida geschickt werden, teils gab es Nachmittagsunterricht von 11.30 bis 17 Uhr.
Andere Berichte drehen sich um teils skurrile Ereignisse, erzählen davon, wie sich Freunde gefunden haben oder von den Klassenfahrten. Schulalltag eben, in den sich hier und da auch nachdenkliche oder traurige Töne mischen, wenn die jungen Autoren von Streitereien oder dem tragischen Tod eines Lehrers erzählen, der manche bis heute beschäftigt.
Während im Schulhaus vor allem der Blick zurück dominiert, gibt es auf dem weitläufigen Schulhof ein kurzweiliges Programm: Blaulichtmeile und verschiedene Spielangebote, dazu ein Bühnenprogramm, mit Musik und kleinen Szenen aus dem Schulalltag damals und heute. Wer das neue Schulhaus noch nicht kennt, kann außerdem an einer Führung teilnehmen, organisiert von Schülerinnen der Oberschule. Was ihnen hier besonders gefällt? Kurze Denkpause. "Die Klassenzimmer", sagt eine. "Und der Hof, der ist sehr schön." Die Atmosphäre im Unterricht scheint auch zu stimmen, glaubt man einem Schülerbericht: "Man kann mit den Lehrern viel Spaß haben", heißt es da, "man sollte es nur nicht übertreiben."