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Wie geht's weiter mit Schloss Jahnishausen?

Das Denkmalnetz Sachsen lädt Schlossbesitzer aus Sachsen in den Riesaer Ortsteil. Es geht auch um Nutzungsmöglichkeiten für die frühere Residenz des sächsischen Königs.

Von Stefan Lehmann
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Nora Ruland  (l.) und Sarah Blacha vom Denkmalnetz Sachsen organisieren einen Thementag auf Schloss Jahnishausen.
Nora Ruland (l.) und Sarah Blacha vom Denkmalnetz Sachsen organisieren einen Thementag auf Schloss Jahnishausen. © Sebastian Schultz

Riesa. Die Lüfter rauschen im Dachgeschoss des Schlosses Jahnishausen. Die Luft muss zirkulieren, damit der Hausschwamm keine Chance mehr hat, erklären Inka Engler und Peter Griepentrog. Das alte und befallene Holz wurde entfernt, gegenüber dem Stand vor gut zwei Jahren ist das Innere des Gebäudes kaum wiederzuerkennen. Es sei ein Schock gewesen, als sich der Hausschwamm-Befall als derart schlimm herausstellte, sagt Inka Engler. "Wir waren richtig paralysiert."

Ans Aufgeben dachten die Mitglieder des Schlossvereins trotzdem nicht. Und mittlerweile lässt sich der Hiobsbotschaft auch etwas Gutes abgewinnen: Weil die Holzverkleidung abgenommen worden ist, sind auch die teils beengten Räume deutlich weiter geworden. Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Nutzung.

Welche das sein könnten, darum soll es unter anderem am Freitag, 27. September, gehen. Das Denkmalnetz Sachsen lädt dann in den Riesaer Ortsteil ein, zu einem Themen-Tag. Schlossbesitzer aus dem ganzen Freistaat werden erwartet, außerdem Mitarbeiter aus Behörden, die direkt oder indirekt mit dem Thema Denkmalschutz befasst sind. Auch wer einfach nur interessiert ist, kann teilnehmen, sagen Nora Ruland und Sarah Blacha, die die Veranstaltung organisieren. Die Obergrenze liege bei 80 Teilnehmern, momentan rechne man mit bis zu 60 Leuten.

1825 hatte König Johann von Sachsen Schloss Jahnishausen gekauft. Das Herrenhaus diente anschließend als Rückzugsort im Frühjahr und Sommer.
1825 hatte König Johann von Sachsen Schloss Jahnishausen gekauft. Das Herrenhaus diente anschließend als Rückzugsort im Frühjahr und Sommer. © Sebastian Schultz
Peter Griepentrog und Inka Engler vom Verein Accademia Dantesca im Dachgeschoss des Schlosses.
Peter Griepentrog und Inka Engler vom Verein Accademia Dantesca im Dachgeschoss des Schlosses. © Sebastian Schultz

Das Denkmalnetz war erst vor zwei Jahren gestartet. Die gemeinsame Initiative der Leipziger Denkmalstiftung und des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz soll dabei helfen, die Akteure zu vernetzen und zu beraten. Einen ersten Thementag hatte es schon 2023 gegeben. Damals lag der Fokus auf denkmalgeschützten Scheunen und Stallgebäuden, erklärt Sarah Blacha. Durch die eigenen Beratungsangebote habe man bemerkt, dass es auch unter Schlossbesitzern großen Bedarf gibt. Die Gebäude sind meist ziemlich groß, und vor allem in den neuen Bundesländern häufig in keinem guten Zustand. Entsprechend groß ist der Aufwand.

In Jahnishausen können sie ein Lied davon singen: 2002 übernahm zunächst die Lebenstraumgemeinschaft das Gut, ein Jahr später gründete sich der Verein Accademia Dantesca, der 2017 zum Schlossherr wurde. Das ehemalige Lustschloss König Johanns von Sachsen wieder herzurichten, war da noch nicht das Hauptziel. Erst mal ging es darum, weitere Schäden zu verhindern, denn durch das Dach tropfte an vielen Stellen das Regenwasser. Erst nach und nach wurden die Ziele ambitionierter. Gleichzeitig tauchten "Bausünden über Bausünden" auf, wie es Peter Griepentrog formuliert. Denn das Haus war über die Jahrhunderte mehrfach umgebaut worden.

Nicht jedes Schloss taugt zum Hotel oder Restaurant

Private Initiativen und Vereine spielen dabei eine maßgebliche Rolle für den Erhalt der Schlösser in Sachsen, betont Sarah Blacha vom Denkmalnetz. Viele Menschen im Freistaat engagierten sich ehrenamtlich für den Erhalt der Gebäude. Häufig sei die Vernetzung mit anderen Akteuren die beste Unterstützung, die man ihnen anbieten kann.

Der Thementag beginnt nicht direkt am Schloss, sondern erst einmal in der Schlosskirche. Dort gibt es eine Reihe von Vorträgen rund ums Thema Denkmalschutz. Nach dem Mittagessen sind dann Führungen durch Schloss und Schlosspark Jahnishausen geplant. Anschließend geht's um die Inhalte: Bei einem Workshop sollen Ideen gesucht werden, was in Zukunft im Gebäude passieren könnte. Die Ergebnisse könnten auch andere Schlossbesitzer inspirieren, so die Hoffnung beim Denkmalnetz. Denn mindestens so oft wie die Frage nach der Sanierung, stellt sich laut Sarah Blacha auch die Frage, wie sich so ein großes Objekt sinnvoll nutzen lässt. Nicht jedes Schloss taugt als Hotel oder Gaststätte.

Die ersten Anregungen soll nun die Veranstaltung vor Ort bringen. Ein Plan muss da sein, ehe die Sanierung in die nächste Phase gehen kann. "Einfach liegen lassen ist nicht, wenn das Gebäude gesichert werden soll", sagt Inka Engler. Sonst habe man in 20 Jahren wieder dieselben Probleme.

  • Der Thementag "Schlösser, Burgen, Herrenhäuser - Auf in die Zukunft!" findet am Freitag, 27. September, von 9.30 Uhr bis 17 Uhr in Schloss und Schlosskirche Jahnishausen, Jahnatalstraße 4, in Riesa statt. Die Teilnahme ist kostenlos und noch bis 18. September möglich über das Online-Formular unter https://www.denkmalnetzsachsen.de/events/thementag2024