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Riesa
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Wie Riesa zu seinem Zunftbaum kam

Ein spezielles Wahrzeichen der Stadt Riesa wird 20 Jahre alt. Völlig unumstritten war es nie.

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Oberbürgermeister Marco Müller und Kurt Hähnichen (beide CDU) vor dem Zunftbaum auf dem Riesaer Rathausplatz.
Oberbürgermeister Marco Müller und Kurt Hähnichen (beide CDU) vor dem Zunftbaum auf dem Riesaer Rathausplatz. © Andreas Weihs

Riesa. Es war ein Stadtfest, bei dem am 27. August 2004 der Riesaer Zunftbaum aufgestellt wurde. Eine - passend zur ansässigen Industrie - stählerne Konstruktion, die damals 32 Zunftzeichen zählte, verteilt auf drei Ringe. Ursprünglich waren zwei Standorte im Gespräch, erinnert sich Kurt Hähnichen, damals Kreishandwerksmeister: eine Stelle nahe dem Riesenhügel und der Rathausplatz.

Am Ende machte letzterer das Rennen. 20 Jahre später steht der Baum noch immer an dieser Stelle. Und das ohne größere Vandalismusschäden, freut sich Hähnichen. Wobei das auch schwer erscheint angesichts der Höhe, in der die Zunftzeichen am stählernen Baum prangen. Einige sind in den vergangenen Jahren noch neu dazugekommen. "Mit dem Zunftbaum dokumentieren die Innungen der Region, dass in der früheren Stahlarbeiterstadt Riesa heute Handwerksbetriebe der entscheidende Wirtschaftsfaktor der Region sind", schrieb damals der Präsident der Handwerkskammer, Claus Dittrich, in einem Grußwort.

Dabei war der Zunftbaum schon damals nicht unumstritten, wie einem Beitrag in der "Zunftglocke" zu entnehmen ist. Dort heißt es, die Reaktionen innerhalb der Innungen seien sehr unterschiedlich ausgefallen. "Über die Darstellung von Zunftzeichen wird man keine Mehrbeschäftigung erringen", schrieb der Autor unter Verweis auf die schwierige wirtschaftliche Lage. Mancher hätte sich statt eines Handwerker-Symbols in der Stadt gewünscht, dass die Kreishandwerkerschaft stärker Einfluss auf die Politik nimmt. Am Ende aber fanden sich eine Mehrheit und eine Vielzahl an Sponsoren, um den Zunftbaum zu errichten.

Hätte der Zukunftsbaum heute noch eine Chance

Vor dem 20-Jährigen hatte die Stadt noch einmal etwas Geld ausgegeben, um Schäden am Pflaster rund um den Baum auszubessern. Gerade Besuchern falle der Baum auch heute noch auf, sagt Riesas OB Marco Müller (CDU). Erst recht denen, die aus den Partnerstädten zu Gast in Riesa sind. Dort kenne man so etwas nicht.

Auch im Landkreis ist der Zunftbaum ein Novum. Noch 2004 hatte Kurt Hähnichen den Plan geäußert, ähnliche Projekte auch in Meißen und Großenhain umsetzen zu wollen. "In Meißen gab es Pläne, die Lehrwerkstatt der Porzellanmanufaktur einzubeziehen", erinnert er sich. Doch die Vorhaben kamen nie über die Pläne hinaus.

Einfacher ist die Situation für das Handwerk in den vergangenen 20 Jahren sicher nicht geworden. Überbordende Bürokratie und die Suche nach Nachfolgern beschäftigen viele Betriebe und führen dazu, dass Unternehmen nach und nach verschwinden. Ob ein Vorhaben wie der Zunftbaum heute noch eine Chance hätte?