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Landwirt aus Wülknitz: "Bio-Fleisch gehört in den Gourmet-Bereich"

Die Agrargenossenschaft Wülknitz wird für ihre Schweine- und Rinderhaltung prämiert. Verteufeln will der Vorstand konventionelle Produktion trotzdem nicht.

Von Stefan Lehmann
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Thomas Keil vor einer der Weiden der Bio-Rind GmbH in Wülknitz.
Thomas Keil vor einer der Weiden der Bio-Rind GmbH in Wülknitz. © Andreas Weihs

Wülknitz. Wer nach Fleisch aus Wülknitz sucht, der wird im Landkreis Meißen vermutlich nicht fündig werden. Rund 3.000 Mastschweine und etwas mehr als 150 Rinder produzieren die beiden Tochterunternehmen der Agrargenossenschaft jedes Jahr. Aber die Tiere der Bio-Rind und der Bio-Schwein GmbH Wülknitz gehen erst zum Schlachter in Belgern und dann zur Weiterverarbeitung nach Güstrow, erklärt Genossenschafts-Vorstand Thomas Keil. Was dann daraus wird, finde man wahrscheinlich am ehesten in und um Hamburg oder Berlin, "in den hochpreisigen Bioläden".

Bereits seit 15 Jahren werden in Wülknitz Rinder nach ökologischen Maßstäben gehalten. Man habe damals eher zufällig bemerkt, dass man die Forderungen - Stallgrößen, Auslauf, bestimmte Futterversorgung - ohnehin erfülle. Und dann eben auch das "Bio-Siegel" in den Namen übernommen. Mit der Stallerweiterung 2018/19 kam dann die Entscheidung, auch bei der Schweinehaltung in Zukunft auf Bio zu setzen. "Ich würde heute sagen, das war eine richtige Entscheidung", so Thomas Keil.

Die Bestätigung dafür gab es für die beiden Unternehmen jetzt auch von Landesbauernverband und Landwirtschaftsministerium. Beide Betriebe wurden für "Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung" ausgezeichnet. Es war die erste Teilnahme für Wülknitz. "Es ist ja auch ein gewisser Aufwand", erklärt Thomas Keil. Nicht nur mit der Bewerbung. Einen Tag lang sei auch eine Kommission vor Ort gewesen, um sich alles anzusehen. Neben dem Tierwohl lag der Fokus auch auf der Nutzung erneuerbarer Energien. Kein Problem für die Wülknitzer, denn die Stalldächer sind längst mit Solaranlagen belegt. Gerade die Lüftungsanlagen der Schweineställe haben einen großen Energiehunger, erklärt Thomas Keil. Auch für die Futteraufbereitung brauche man Strom. Alles darüber hinaus werde ins Netz eingespeist.

Mit der Auszeichnung gab es zwei Plaketten, die demnächst wohl an den Stall kommen. Eine kleine Prämie werde es womöglich auch geben. Wichtig sei aber vor allem die Bestätigung für die Arbeit, so Thomas Keil.

Dass Biofleisch mal der Standard werden könnte, glaubt Keil nicht. "Der Marktanteil liegt zwischen zwölf und 15 Prozent." Während der Coronazeit sei mehr daheim gekocht worden, da sei der Absatz auch größer gewesen. Mittlerweile aber mache sich die Inflation bemerkbar. Bio sei nun mal deutlich teurer, die Tiere benötigten ja auch mehr Zeit, um das Zielgewicht zu erreichen. "Konventionelle Produktion sollte man nicht verteufeln", sagt Keil. "Bio gehört in den Gourmet-Bereich." Und zu 100 Prozent mit Bioprodukten werde man ohnehin nicht das ganze Land ernähren können.

Trends im Biobereich gäbe es noch einige. "Es gibt hierzulande ein Riesen-Defizit im Gemüsebereich", sagt Thomas Keil. "Aber das wäre ein neuer Betrieb." In Wülknitz wollen sie bei dem bleiben, das sie können. Aus dem Grund planen die Agrargenossen auch keine Direktvermarktung ihres Fleischs. "Das bräuchte ein gewisses Niveau, müsste ansprechend gestaltet sein, man bräuchte Personal." Ein Risiko, angesichts der eher geringen Kaufkraft in der Region - auch wenn es immer mal Nachfragen nach einem Hofladen gibt.