Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Riesa

Hitzige Debatten um campende Großfamilie am Riesaer Elbufer

Eine Gruppe Sinti und Roma machte kürzlich nahe der Marinekameradschaft Station. Die Reaktionen darauf waren zweigeteilt. Nun bezog die Stadt Stellung.

Von Stefan Lehmann
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In der vergangenen Woche kampierte eine Großfamilie zwischen Kleingartenanlage und Marinekameradschaft. Die Stadt stellte einen Müllcontainer bereit - in dem offenbar auch Dritte ihren Abfall entsorgten.
In der vergangenen Woche kampierte eine Großfamilie zwischen Kleingartenanlage und Marinekameradschaft. Die Stadt stellte einen Müllcontainer bereit - in dem offenbar auch Dritte ihren Abfall entsorgten. © privat/Montage:SZ

Riesa. Der Besuch einer Gruppe von Sinti und Roma bei Riesa hat in den sozialen Netzwerken eine teils hitzige Debatte ausgelöst. Die Camper hatten Ende August auf einer Wiese neben der Marinekameradschaft am Elbufer ihr Lager aufgeschlagen.

In der Facebook-Gruppe "Riesa - eine Stadt lebt" wurde der ungewöhnliche Besuch wenig später kontrovers diskutiert. Während die einen sich nicht weiter an den neuen Nachbarn der Gartensparte Am Reiter störten, reagierte AfD-Stadträtin Ute Heine empört, dass das Zeltlager offenbar von der Stadt genehmigt worden war. "Das kann nicht sein", schrieb die Rätin in einem Beitrag auf Facebook. Sie wolle sich zu dem Fall bei der Stadtverwaltung erkundigen, kündigte sie bereits an.

Auf Nachfrage bestätigt Stadtsprecher Uwe Päsler, dass die Camper auf der Fläche toleriert würden. "Es handelt sich – wie in der Vergangenheit schon öfter vorgekommen – um eine Großfamilie (Sinti und Roma) aus verschiedenen Ländern", so Päsler. In den Vorjahren hatte eine ähnliche Gruppe schon einige Male vor der Arena haltgemacht, diesmal seien es aber andere Leute gewesen. "Über das Kreisumweltamt wurde eine temporäre Ausnahmegenehmigung für die Wiese zwischen Gartenanlage 'Am Reiter' und Marinekameradschaft beantragt und unter gewissen Kontrollauflagen bestätigt", so Päsler.

Auch Firmen entsorgen Müll im Sonder-Container

Zu diesen Auflagen hätten insbesondere die Bereitstellung von Frischwasser und Entsorgungsmöglichkeiten gehört. Beides sei auf Kosten der Nutzer zur Verfügung gestellt worden, ein Wasseranschluss und ein Container für Müll. "Für das Abwasser wurde auf die Möglichkeit zur kostenfreien Entsorgung über den Abwasserzweckverband an der Kirchstraße eindringlich hingewiesen."

Zusätzliche Kosten seien der Stadt nicht entstanden, betont Päsler. "Die Bediensteten der Stadt waren regelmäßig vor Ort, auch im Nachgang wurden keine Verstöße festgestellt. Die Abreise erfolgte am 8. September gegen Mittag." Auch die Vorständin des Kleingartenvereins schreibt über die Familie: "Sie sind ruhig und machen keinen Ärger. Regt euch ab!"

In einer Nachricht an Sächsische.de sorgt sich eine Leserin trotzdem wegen der großen Mengen Müll, die infolge des Besuchs angefallen seien. Sie schickt auch Fotos vom bereitgestellten Container, der vor lauter Müllsäcken überquillt, - und von weiterem Abfall, der offenbar in Tüten und Kartons auf einer Wiese steht. Auch das ist der Stadtverwaltung bekannt.

Im Rathaus sieht man allerdings die Verantwortung nicht bei der Großfamilie - sondern bei Anwohnern der Stadt: "Als einzig negativen Punkt muss man zum wiederholten Mal feststellen, dass mehrere Riesaer Bürger den Container zur Entsorgung eigenen Mülls genutzt haben", erklärt Uwe Päsler. "Mit den entsprechenden Firmen - es wurden auch Firmenfahrzeuge festgestellt - und Privatpersonen wird es deshalb zeitnah zu Gesprächen kommen", kündigt er an.

In der erwähnten Facebook-Gruppe wurden indes auch Stimmen laut, die sich am Wirbel um die Wohnwagen mehr störten als an der Ausnahmegenehmigung. "So langsam nervt das künstliche Theater", schreibt eine von ihnen. Ein anderer schreibt ironisch von einer "schönen Visitenkarte für Riesa", die einige abgeben würden. "Kein Wunder, wenn sich in Riesa niemand ansiedeln will bzw. Investoren und Touristen einen weiten Bogen machen."