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Gröditz: Wie weiter nach der Insolvenz der Glasfaser-Firma?

Die Soli Infratechnik GmbH hat bisher im Auftrag der Deutschen Glasfaser den Breitbandausbau im Elbe-Röder-Dreieck umgesetzt. Jetzt ist sie insolvent. Was nun?

Von Jörg Richter
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Ein orangenes Glasfaserkabel ragt aus dem Boden neben der Hauptstraße in Leckwitz heraus. Seit einiger Zeit geht es beim hiesigen Glasfaserausbau nicht mehr weiter.
Ein orangenes Glasfaserkabel ragt aus dem Boden neben der Hauptstraße in Leckwitz heraus. Seit einiger Zeit geht es beim hiesigen Glasfaserausbau nicht mehr weiter. © Jörg Richter

Gröditz. Die Menschen von Gröditz bis Diesbar-Seußlitz müssen wohl länger auf schnelles Internet warten. Der Ausbau der sogenannten "weißen Flecken" erlebt momentan einen Dämpfer. Die Soli Infratechnik GmbH aus Isernhagen, die in den Gemeinden des Elbe-Röder-Dreiecks die ersten Glasfaserkabel verlegt hatte, ist pleite. Laut Unternehmensregister wurde am 1. August das Insolvenzverfahren eröffnet.

Die Geschäftsführung der Soli Infratechnik hatte bereits am 23. Mai einen Insolvenzantrag gestellt - in der Hoffnung, Investoren zu finden und die Zahlungsunfähigkeit doch noch abwenden zu können. Vergebens. Rund 700 Mitarbeiter an bundesweit zwölf Standorten verlieren ihre Arbeit.

Dabei hatte das Unternehmen, das erst vor zehn Jahren gegründet wurde, noch im vergangenen Jahr einen Umsatz von 135,5 Millionen Euro gemacht. Für große Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom, Deutsche Glasfaser und Deutsche Giganetz war die Soli Infratechnik ein wichtiger Partner. Das Unternehmen bot Dienstleistungen von der Planung über den Tiefbau bis hin zur Netzpflege an.

Erster Schock verdaut

Beim Glasfasernetzausbau in den Kommunen Gröditz, Glaubitz, Nünchritz, Röderaue, Wülknitz und Zeithain fungierte die Soli Infratechnik als Generalunternehmer für die Deutsche Glasfaser. Letztere erhielt im Elbe-Röder-Dreieck den Zuschlag für den geförderten Breitbandausbau der "weißen Flecke".

Im Rathaus Gröditz, von wo die Fördermittelabrechnung für den Glasfaserausbau der sechs beteiligten Kommunen koordiniert wird, ist der erste Schock über die sich seit Wochen anbahnende Insolvenz einer Trotzreaktion gewichen. "Wir machen erstmal weiter", sagt Breitbandkoordinator Florian Gebhardt. Es gebe trotzdem viel zu tun. "Natürlich ist es keine schöne Nachricht", sagt er. "Vor allem nicht für die 700 Mitarbeiter."

Für das 25 Millionen Euro teure Projekt kommt die Insolvenz des Generalunternehmers zur Unzeit. Nach ersten Verzögerungen schien der Glasfaserbau Fahrt aufzunehmen. An Straßenrändern und auf Fußwegen waren mehrere Kolonnen unterwegs, um die orangenen Hauptkabel zu verlegen. Von Diesbar-Seußlitz bis Nünchritz ragen auch die ersten Hausanschlusskabel an den Grundstücksgrenzen aus dem Boden.

Noch Anfang Juni konnte das Breitband-Koordinationsbüro in Gröditz verkünden, dass in den vorangegangenen Wochen und Monaten die Tiefbauarbeiten rund um den Glasfaserausbau in Nünchritz und den umliegenden Ortsteilen weit vorangeschritten sei. "Leider gibt es seit Kurzem Probleme mit dem für die Arbeiten beauftragten Generalunternehmer, weshalb die Arbeiten im Förderprojekt erst einmal zum Großteil eingestellt wurden", hieß es in einer damaligen Pressemitteilung. Darin teilte die Deutsche Glasfaser Wholesale GmbH erstmals mit, dass Soli Infratechnik GmbH einen Antrag auf Regelinsolvenz gestellt hat und das vorläufige Verfahren eröffnet wurde.

Jetzt herrscht Klarheit, dass das auf den Glasfaserbau spezialisierte Unternehmen nicht mehr zu retten ist. Wie der bisherige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Silvio Höfer, von mehreren Medien zitiert wird, seien die finanziellen Schwierigkeiten durch Verzögerungen bei der Fertigstellung von bereits beauftragten Projekten, Lieferkettenprobleme und gestiegene Kosten für Materialien sowie Personalkosten entstanden.

Die Deutsche Glasfaser habe zum 31. Juli die Zusammenarbeit mit der Soli Infratechnik beendet, teilt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von Sächsische.de mit. "Derzeit prüft Deutsche Glasfaser, wie der Glasfaserausbau vor Ort mit einem alternativen Baupartner fertiggestellt werden kann. Wir werden dazu so bald wie möglich informieren." Die Auswahl ist offenbar groß. Deutschlandweit arbeite die Deutsche Glasfaser mit 80 Bauunternehmen zusammen, die in Betracht kommen.

Bauende ungewiss

Gebhardt bestätigt, dass die Arbeiten an den Glasfaserkabeln vorerst eingestellt sind, bis ein neuer Generalunternehmer gefunden ist. Erst dann könne auch gesagt werden, um wie viele Monate sich der Glasfaserausbau im Elbe-Röder-Dreieck verzögert. Zuletzt ging man davon aus, dass bis Mitte 2026 alle 3.300 bestätigten Adressen an das Glasfasernetz angeschlossen sind.

Bis Ende Juni hatte die Soli Infratechnik noch alle Baulöcher verfüllt und Warnschilder aufgestellt, um für Verkehrssicherheit zu sorgen, so Gebhardt. Ab Donnerstag soll an mehreren Stellen in Leckwitz, Zschaiten und Nünchritz, die Löcher, die in die Straßen geschnitten wurden, wieder asphaltiert werden.

Ungeachtet dessen sollen weitere Glasfaser-Verteilerhäuschen, die sogenannten Pops, errichtet werden. Am 30. August erhalten Gröditz und Frauenhain jeweils einen Point of Presence (Pop).