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In Riesa aufgewachsen: Nam Duy Nguyen rettet Sachsens Linke in den Landtag

Nam Duy Nguyen ist in Riesa aufgewachsen und zur Schule gegangen. Jetzt wird er der erste vietnamesisch-stämmige Abgeordnete im Freistaat - und damit zum Helden für seine Partei.

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Nam Duy Nguyen wuchs in Riesa auf. Inzwischen lebt er in Leipzig, wo er bei der Landtagswahl ein Direktmandat für die Linke gewonnen hat.
Nam Duy Nguyen wuchs in Riesa auf. Inzwischen lebt er in Leipzig, wo er bei der Landtagswahl ein Direktmandat für die Linke gewonnen hat. © Die.Linke LV Sachsen/Olaf Krostitz

Riesa/Leipzig. Im Interview mit der SZ hatte er sich bereits zuversichtlich gezeigt, dass es klappen könnte. Und tatsächlich hat Nam Duy Nguyen bei der Landtagswahl am Sonntag im Leipziger Wahlkreis Leipzig 1 das Direktmandat für die Partei Die Linke gewonnen.

Der 28-Jährige, der in Riesa aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, holte in seinem Wahlkreis knapp 40 Prozent der Direktstimmen und landete damit deutlich vor seinen Mitbewerbern von CDU (18,4 Prozent), AfD (10,8 Prozent) und Grünen (12,8 Prozent). Bei der letzten Landtagswahl 2019 war das Direktmandat im damals noch etwas anders zugeschnittenen Wahlkreis Leipzig 1 an die CDU gegangen.

Nam Duy Nguyen wird durch seine Wahl der erste vietnamesisch-stämmige Abgeordnete im Sächsischen Landtag sein und schreibt damit auch ein Stück weit Parlamentsgeschichte im Freistaat.

Retter der Linken

Und auch in der Parteihistorie dürfte die Wahl an herausgehobener Stelle stehen. Denn gemeinsam mit Parteifreundin Juliane Nagel rettet Nam Duy Nguyen die Linke vor dem Gang in die außerparlamentarische Opposition. Denn nach ihrem vorläufigen Zweitstimmenergebnis (4,5 Prozent) wäre die Partei eigentlich nicht wieder im Landtag vertreten gewesen. Weil Nguyen erstmals das Direktmandat erringen und Nagel ihres in einem benachbarten Leipziger Wahlkreis verteidigen konnte, ist die nach der Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) ins Straucheln geratene Linke auch in der neuen Legislatur mit voraussichtlich sechs Abgeordneten im Dresdner Landtag vertreten.

Hintergrund ist eine Besonderheit im sächsischen Wahlrecht – die sogenannte Grundmandatsklausel. Sie besagt, dass Parteien auch dann im Landtag vertreten sind, wenn sie die Fünfprozenthürde verpassen. Voraussetzung ist, dass mindestens zwei Direktmandate im Land gewonnen werden.

Seinen Erfolg bei der Landtagswahl für Nam Duy Nguyen gegenüber der Leipziger Volkszeitung auch auf einen intensiven Wahlkampf zurück: "Bis zuletzt standen wir vor insgesamt fast 50.000 Haustüren und haben knapp 15.000 Gespräche geführt, um zu erfahren, was die Leute vor allem beschäftigt, nämlich Verkehr, Wohnen und Preissteigerung."

Kritik an Nguyens Wahlkampf kam derweil von politischen Wettbewerbern: Bundestagsmitglied Paula Piechotta (Grüne) aus Leipzig warf Nguyen und seinem Team unlautere Wahlkampfmethoden vor, da diese sich nicht direkt als Wahlkämpfer zu erkennen gegeben hätten. Kritisch hob Piechotta außerdem hervor, dass Nguyen sich selbst in einem Interview als dem parlamentarismusskeptischen Teil der Linken zugehörig bezeichnet hatte.

Finanzielles Wahlkampfversprechen

Nam Duy Nguyen, der sich überrascht von einem großen medialen Interesse an seiner Person in den vergangenen Tagen gezeigt hatte, ordnete den Gewinn des Direktmandats in Leipzig im Netzwerk X (ehemals Twitter) bereits am Sonntag als „Erdrutschsieg“ ein. Es gehe allerdings jetzt erst richtig los, kündigte er an selber Stelle an. „Wir wollen die Linke aufbauen und verankern.“ Man werde „gesellschaftliche Konflikte suchen und Verbesserungen erkämpfen“, so Nguyen, zu dessen Wahlversprechen gehört, sein Abgeordnetengehalt auf 2.500 Euro zu begrenzen. Alles darüber hinaus wolle er an Menschen in Not, soziale Initiativen und seine Partei weitergeben, „damit das Geld dort hinfließt, wo es gebraucht wird“. (SZ)